Wegweiser Nahrungsmittel-Intoleranzen
gleiche Fermentationsprodukt in Nord- und Mitteleuropa.
In nördlichen Ländern besteht bei der Verarbeitung von Milchprodukten keine Notwendigkeit, den Fermentationsprozess so zu gestalten, dass das Endprodukt laktosefrei ist, während dies in Regionen mit endemischer Laktoseintoleranz für den wirtschaftlichen Erfolg des Milchprodukts wesentlich ist. Der Laktosegehalt von Käse, der in Dänemark, Deutschland oder Holland hergestellt wurde, ist demnach anders als der von Käse aus dem Mittelmeerraum. Diese Kenntnis ist von besonderer Bedeutung, da mit zunehmender Globalisierung die Herstellung von Nahrungsmitteln »zentralisiert« wird, um die Produkte dann in die einzelnen Länder zu exportieren.
Globalisierung führt zu mehr Laktoseintoleranz
Da bei der Herstellung von Milchprodukten in Deutschland kaum Rücksicht auf die genetischen Gegebenheiten von Mittelmeeranrainern genommen wird, die deutschen Milchprodukte aber sehr wohl in diese Länder gelangen, ist damit zu rechnen, dass die klinisch relevanten Laktoseintoleranzen dort in bedeutendem Ausmaß zunehmen werden. Gleichzeitig ist durch den Zuzug von Menschen aus dem Mittelmeerraum in nördliche Länder auch mit einer Zunahme an klinisch relevanten Laktoseintoleranzen in unseren Breiten zu rechnen.
Die Tatsache, dass Milchpulver nun auch nach Indien und China verkauft wird, macht einerseits die Milchprodukte in Europa teurer, andererseits wird es in absehbarer Zukunft zu einer massiven Zunahme von Patienten mit Laktoseintoleranz in Asien führen. War die Laktoseintoleranz früher, als es diese Entwicklung noch nicht gab, eine Normvariante, wird sie heute zu einer Krankheit, die immer öfter behandelt werden muss. Auf diese Weise tragen wirtschaftliche Entwicklungen zur Entstehung neuer Krankheiten und zur Erhöhung der Gesundheitskosten bei.
Welche Beschwerden sind typisch?
Fehlt das Enzym Laktase, kann Laktose nicht mehr in seine Bestandteile Galaktose und Glukose aufgespalten werden. Die Laktosemoleküle gelangen in tiefere Darmabschnitte, wo sie von Darmbakterien vergoren werden. Dabei entstehen vor allem Wasserstoff (der keine Beschwerden verursacht), Kohlendioxid und kurzkettige Fettsäuren. Die Fettsäuren werden von den Darmbakterien weiter in Alkohole und Aldehyde umgewandelt.
Blähungen: Kohlendioxid führt vor allem dann zu Beschwerden, wenn es in großen Mengen entsteht. Die Menge hängt von der aufgenommenen Laktosemenge ab sowie davon, ob noch andere Resorptionsstörungen (zum Beispiel Fruktosemalabsorption) vorliegen. Unter Umständen werden nach einer Mahlzeit mehrere Liter Kohlendioxid gebildet. Blähungen, die im unteren Teil des Dickdarms entstehen, können relativ leicht abgelassen werden (Flatulenz).
Bauchschmerzen: Gasbildung im Dünndarm dagegen (Meteorismus, zum Beispiel im Rahmen einer bakteriellen Fehlbesiedelung) wird wesentlich unangenehmer wahrgenommen. Hier oder im oberen Abschnitt des Dickdarms gebildete Gase müssen über die Darmwand resorbiert werden, sie gelangen ins Blut und werden über die Lunge abgeatmet. Auf diesem Weg kann (muss aber nicht) Laktoseintoleranz auch zu schlechtem Mundgeruch beitragen.
Viele Patienten mit Laktoseintoleranz gehen vor allem wegen der ständigen Durchfälle zum Arzt.
Durchfall: Die kurzkettigen Fettsäuren (vor allem Essigsäure, Propionsäure und Buttersäure) bilden einen osmotischen Gradienten, das heißt sie »ziehen« Wasser in den Darm, welches aus den Blutgefäßen geholt wird. Durch den vermehrten Einstrom von Wasser in den Darm kommt es zu Durchfall (osmotische Diarrhö). Gleichzeitig wird die Darmperistaltik gesteigert, was sich in gurgelnden Darmgeräuschen äußert.
Die Bakterien im Darm können noch andere biologisch aktive Substanzen bilden. Je nachdem, welche das sind (zum Beispiel Histamin), kann es zu weiteren Symptomen kommen.
Weniger typische Beschwerden
Schmieriger oder schwimmender Stuhl zeigt an, dass mit der Verdauung etwas nicht stimmt.
Schmieriger Stuhl: Manche Menschen verspüren kaum Blähungen und haben keinen Durchfall, bekommen aber schmierige Stühle. Das bedeutet, dass der Fettgehalt im Stuhl erhöht ist. Ursache kann neben einer gestörten Fettverdauung auch eine gestörte Kohlenhydratverdauung (wie die Laktoseintoleranz) sein. In diesem Fall entsteht das Fett im Stuhl durch die Darmbakterien, welche die nicht resorbierte Laktose in Fettsäuren umwandeln.
Schwimmender Stuhl: Manche Menschen spüren die Gasbildung im Darm nicht oder empfinden die
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