Wegweiser Nahrungsmittel-Intoleranzen
»funktioneller Nahrungsmittel« und solchen »biologischer Nahrungsmittel«, die um die gleiche Käuferschicht buhlen: Schließlich weisen die »Gesundheitsbewussten« die größte Bereitschaft auf, viel Geld für ihre Ernährung auszugeben. Diese Personengruppe ist es, die die Lebensmittelpreise in die Höhe treibt und die Entwicklung angeblich »besserer« und »gesünderer« Lebensmittel erst ermöglicht. Besonders gesundheitsbewusste Mütter und Väter werden zu Handlangern der Lebensmittelindustrie, indem sie die nächste Generation ganz im Sinne der Hersteller mit Vitaminbrausen, Müsliriegeln und ähnlichen Gesundkostspezialitäten indoktrinieren und so den »funktionell« denkenden Verbraucher der Zukunft heranziehen.
Auf diese Weise wird auch noch der letzte Rest der von der Natur vorgegebenen Kontrollmechanismen für eine gesunde Nahrungsaufnahme (die für jeden Menschen eine andere ist!)zerstört. Alle Voraussetzungen für die Entstehung von Nahrungsmittelunverträglichkeiten bekommen heutige Kinder damit bereits in die Wiege gelegt.
Die Auswirkungen der »gesunden« Ernährung
Von Natur aus gibt es eigentlich nur eine einzige weit verbreitete Nahrungsmittelunverträglichkeit, nämlich die Laktoseintoleranz. Diese Nahrungsmittelunverträglichkeit war früher aber kein Problem, da die Betroffenen meist in einer Gemeinschaft zusammenlebten und laktosehaltige Milchprodukte einfach vermieden. Zu Zeiten, als man noch der Genetik angepasste lokale Küchen kannte, war eine klinisch relevante Laktoseintoleranz kein Thema.
Die Unverträglichkeit von einzelnen Nahrungsmitteln wird meist erst dann zum Problem, wenn diese Nahrungsmittel oft konsumiert werden.
Fruchtzucker und Sorbit (bzw. andere Zuckeralkohole) wurden früher nie in den Mengen gegessen, dass es zu Problemen hätte kommen können. Sie waren auch nie über längere Zeit in solchen Mengen vorhanden, dass sich klinisch relevante Beschwerden hätten entwickeln können. Wenn jemand einmal zu viele Kirschen oder anderes Obst gegessen hatte, war dies von kurzfristigen Bauchschmerzen und vielleicht sogar einem einmaligen Durchfall begleitet, aber daraus wurde nie mehr. Denn bereits nach wenigen Wochen war Obst nicht mehr in größeren Mengen verfügbar. Honig oder konservierte Fruchtsäfte konnten sich die meisten Menschen nicht ständig leisten.
Steter Tropfen höhlt den Stein
Das heißt, die Unverträglichkeitsepisoden waren immer zu kurz, um eine dauerhafte Veränderung der Bakterienflora im Darm herbeizuführen. Aber die stellt vermutlich die Voraussetzung für viele Nahrungsmittelunverträglichkeiten dar. Heute sind Obst, Honig und Fruchtsäfte das ganze Jahr über erhältlich und werden sogar noch als besonders gesund propagiert(die Kampagne »5 am Tag« etwa rät zu fünfmal täglich Obst, Fruchtsäften und Gemüse!). Dazu kommt, dass immer häufiger »zuckerfreie« Nahrungsmittel – die dann mit Zuckeraustauschstoffen wie Sorbit gesüßt sind – produziert und vermarktet werden. Auf der Packung eines solchen sorbithaltigen Produkts steht zwar »kann in größeren Mengen zu Durchfall führen«, aber das stört weder den Konsumenten noch die entsprechenden Behörden und schon gar nicht den Hersteller.
Die Summe macht es: Immer mehr Nahrungsmittel enthalten schwer verträgliche Bestandteile.
Aber es bleibt ja nicht bei einem mit Sorbit gesüßten Bonbon! Dazu kommen noch das Frühstücksmüsli (mit Fruktooligosacchariden [FOS], Inulin, Sorbit und Fruchtzucker), das Stück Obst und der Fruchtsaft für zwischendurch, der Kaugummi nach dem Essen (gegen den mittlerweile schlecht gewordenen Mundgeruch) und das Diätbier am Abend usw., bis man schließlich soviel Fruktose, Zuckeralkohole und FOS zu sich genommen hat, dass es jedem Menschen schlecht gehen muss, egal ob er dafür genetisch disponiert ist oder nicht. Nachdem sich dieses Szenario Tag für Tag wiederholt und wir durch die täglich auf uns einprasselnden Ernährungsempfehlungen dazu angehalten werden, eben diesen Weg einzuschlagen, kommt es zu einer solchen Überflutung der Darmflora mit »gesunden« Nahrungsmitteln, dass sie irgendwann »umkippt«.
Das Gegenteil von gesund heißt »gesünder«
Je schlechter es den Betroffenen geht, desto »gesünder« versuchen sie sich zu ernähren – ein Teufelskreis, der dazu führt, dass sich zu einer Nahrungsmittelunverträglichkeit die nächste gesellt und bald wieder eine und so weiter, bis irgendwann der Punkt gekommen ist, an dem man gar nichts
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