Wehe Dem, Der Boeses Tut
heiraten.«
»Herr im Himmel! Das kommt gar nicht infrage. Weißt du nicht, was die Polidoris sind? Was sie dieser Familie angetan haben?«
»Ich liebe ihn«, beharrte sie fest, Tränen in den Augen.
»Dann bist du eine Närrin, Trisha, und bei allem, was ich schon von dir gedacht haben mag – für dumm habe ich dich nie gehalten.«
Innerlich begann sie zu zittern, doch sie straffte die Schultern. »Du hasst Mario wegen Mom. Weil sie mit Anthony geschlafen hat –«
Die Ohrfeige war so heftig, dass Trisha rücklings gegen die Wand von Witts Arbeitszimmer taumelte und mit dem Kopf gegen die Kamineinfassung schlug. »Sprich nie wieder von dieser Frau, hörst du? Sie hat mich und euch Kinder verlassen, um ihre Affäre mit Polidori ausleben zu können. Also erzähl du mir gefälligst nicht, du würdest den Sohn dieses Dreckskerls lieben!«
»Du verstehst nicht –«
»Nein, Trisha, du verstehst nicht! Du wirst ihn nie wiedersehen! Hast du mich verstanden?«
Mit dem Rücken zur Wand, dem schrecklichen Zorn ihres Vaters ausgesetzt, weigerte sie sich dennoch nachzugeben. Sie liebte Mario. Aufrichtig. Sie ballte die Fäuste, Tränen traten ihr in die Augen, und in diesem Moment wurde ihr deutlich bewusst, dass ihr Vater ein Ungeheuer war, ein hässliches, skrupelloses Monster, dem nur eines wichtig war: seine heißgeliebte Tochter London. Trisha rieb sich die gerötete Wange und biss sich auf die Unterlippe, um nicht zu weinen. In diesem Augenblick hasste sie Witt Danvers und hätte alles getan, um ihn zu verletzen!
Noch jetzt, Jahre später, empfand sie genauso. Ihr Vater war zeitlebens ein Dreckskerl gewesen, und sogar über den Tod hinaus beherrschte er seine Kinder immer noch durch die Art und Weise, wie er sein Geld festgelegt hatte. Wütend stapfte sie den Flur entlang. Ihr Vater hatte sie nie geliebt, nicht die Spur. Die Einzige, die er geliebt hatte, war seine jüngste Tochter, und jetzt war sie – oder wahrscheinlich doch eine Hochstaplerin – hier und streckte ihre gierigen Finger nach dem Vermögen des Alten aus. Nun, Trisha würde sich mit Zähnen und Klauen gegen diese Betrügerin wehren. London war fein heraus gewesen, während sie alle weiter leiden mussten, Tag für Tag die Launen ihres Vater ertragen, vor ihm kuschen und zittern mussten, damit er sie nicht enterbte.
Außer Zach. Ihm als Einzigem war es gelungen, seinem Vater die Stirn zu bieten, ihm den Rücken zu kehren und letztendlich doch wieder in Gnade aufgenommen zu werden. So ungern sie es sich eingestand, insgeheim bewunderte Trisha ihren Bruder für seinen Mut.
Was Adria Nash betraf, schwor sich Trisha im Stillen, sie solle nicht einen Penny vom Vermögen der Danvers' erhalten, selbst wenn sie beweisen konnte, dass sie London war. Es stand ihr nicht zu, sie hatte nicht mit dem herzlosen Tyrannen zusammengelebt und verdiente deshalb nicht, die Hälfte vom Vermögen des Alten zu erben. Außerdem war diese Frau bestimmt doch nur eine der vielen, die ihr Glück versuchten, um an das Geld zu kommen.
»Woran denkst du?«, fragte Nelson und sah seine Schwester mit besorgtem Stirnrunzeln an.
»An nichts.«
Er glaubte ihr nicht. »Halt dich zurück, Trisha, und hör dir an, was sie zu sagen hat. Aber mach dich auf etwas gefasst – sie sieht wirklich genau aus wie unsere liebe Stiefmutter, Gott hab sie selig, vor zwanzig Jahren.«
Die beiden Geschwister betraten das Arbeitszimmer. Trisha wäre beinahe gestolpert, als ihr Blick auf die Frau fiel – eine schöne Frau. Die Ähnlichkeit war verblüffend, und auch wenn dieses Mädchen nicht die angeborene katzenhafte Sinnlichkeit derjenigen besaß, deren Tochter zu sein sie behauptete, war sie Kat doch wie aus dem Gesicht geschnitten.
Jemand, wahrscheinlich Nelson, drückte Trisha ein Glas in die Hand und sie trank einen Schluck. Zach übernahm es, alle miteinander bekannt zu machen, doch Trisha hörte kaum zu. Sie war gefangen in Erinnerungen an ihre Stiefmutter. Ihre Kehle schnürte sich zusammen. Gott, konnte es denn wahr sein? War diese Frau tatsächlich ihre Halbschwester? Zur Beruhigung trank sie noch einen Schluck und drückte ihre Zigarette aus. Endlich drangen Jasons Worte in ihr Bewusstsein.
»… deshalb haben wir auf euch beide gewartet, bevor wir die Aufnahme ansehen. Adria behauptet, sie würde uns den Beweis liefern.« Er schob eine Kassette in den Videorekorder und schaltete ihn ein. Trisha riss ihren Blick von Adria los und schaute auf die Mattscheibe.
Zachary nahm
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