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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wagen vor der Garage parkte. Zachs alter Jeep und Jasons Jaguar standen bereits in der Auffahrt. »Wirklich, ich habe mich um zwanzig Jahre in die Vergangenheit zurückversetzt gefühlt. Sie sieht genauso aus wie Kat.«
    Trisha ließ sich nicht beeindrucken. Sie hatte dieses Spielchen schon zu oft miterlebt. Es sah Nelson ähnlich, immer gleich mit dem Schlimmsten zu rechnen. »Und, was will sie?«
    »Das weiß keiner. Geld, vermute ich.«
    »Woher kommt sie?«
    »Ich sage doch, niemand weiß auch nur das Geringste über sie.«
    »Meinst du nicht, es wäre klüger gewesen, erst ihren Hintergrund zu überprüfen, bevor wir sie zur Rede stellen?«
    »Jason wollte nicht, dass sie auf der Party eine Szene macht. Da waren zu viele Reporter anwesend.«
    »Und darum hat er sie schnellstens fortgeschafft. Toll.« Trisha stieg aus Nelsons Cadillac und schlug die Tür zu. Sie hatte keine Zeit für derartige Spielchen. Frauen, die behaupteten, sie seien London Danvers, hatte es bereits zahlreich gegeben und es würde sie auch weiterhin geben. Wieso sollte gerade diese anders sein? Es gab zwei Möglichkeiten: Entweder sie schüchterten das Miststück so ein, dass sie die Familie in Ruhe ließ, oder sie mussten sie auszahlen. Gewöhnlich ließen sich die Hochstaplerinnen billig kaufen. Wenn man ihnen einen Scheck über fünfundzwanzig- oder dreißigtausend anbot, verbunden mit dem Versprechen, sie nicht wegen Betrugs zu belangen, waren sie nur zu gern bereit zu tun, was man verlangte. Alle hatten eidesstattliche Erklärungen unterschrieben, sie würden nie wieder behaupten, London Danvers zu sein, und die Familie nie wieder belästigen – und einige von ihnen hatten, wie Trisha argwöhnte, außerdem mit Jason geschlafen. Ihn schien es zu erregen, mit Frauen ins Bett zu gehen, die auch nur entfernt Ähnlichkeit mit Kat hatten. Das musste wohl eine merkwürdige Art von Ödipuskomplex sein. Trisha war es einerlei, solange die Frauen nur wieder verschwanden. Man sparte eine Menge Zeit und Anwaltshonorare, wenn man sie mit Geld abspeiste, und so waren alle glücklich. Warum sollten sie mit dieser Frau jetzt nicht genauso verfahren?
    Nelson redete noch immer. »Im Augenblick können wir uns keine schlechte Presse leisten. Mein Job –«
    »… ist keinen roten Heller wert. Du arbeitest doch nur für das Pflichtverteidiger-Büro«, erinnerte sie ihn. »Wenn du keine Zahlungen aus dem Treuhandfonds erhalten würdest, müsstest du jeden Monat mühselig das Geld für die Miete zusammenkratzen.«
    Nelson sah seine Schwester aus zusammengekniffenen Augen an. »Du weißt, warum ich dort arbeite. Es ist ein Sprungbrett, Trisha.«
    »Politik«, höhnte sie. »Du mit deinem Größenwahn, du bist genauso schlimm wie Dad.«
    »Politik ist Macht, Trisha, und wir wissen beide, wie du über mächtige Männer denkst.«
    »Im Grunde doch genauso wie du«, entgegnete sie zuckersüß, obwohl sie ihn am liebsten geohrfeigt hätte. Er hatte einen Nerv getroffen. Überhaupt besaß Nelson eine geradezu unheimliche Fähigkeit, bei anderen Menschen die Schwachstellen aufzuspüren und offenzulegen. Manchmal fragte sich Trisha, ob es überhaupt ein Geheimnis in der Familie gab, von dem Nelson nichts wusste und das er nicht zu seinem persönlichen Vorteil ausschlachtete. Nun ja, immerhin hatte er selbst auch ein paar Leichen im Keller.
    Als sie das Haus betraten, warf sie einen Blick auf ihre Uhr. Es war nach Mitternacht und sie war müde. Die Hoteleröffnung war ein Erfolg gewesen, und sie hätte sich viel lieber noch in der Bewunderung der Gäste gesonnt, statt hierher zu kommen, in das Haus, in dem sie aufgewachsen war, dieses Haus voller Geister der Vergangenheit, voller bösem Blut, Verrat und Lügen.
    Trisha kramte ihr Zigarettenetui aus der Handtasche. In der Eingangshalle blieb sie stehen und steckte sich eine an. Eigentlich hätte sie jetzt etwas Stärkeres gebraucht, einen Drink oder eine Linie Koks, doch sie musste sich mit Nikotin begnügen. Während sie weiter den Flur entlangging, fiel es ihr schwer, nicht an den Hass und die emotionsgeladenen Kämpfe zu denken, die in diesem Haus geherrscht hatten, als ihr Vater erfuhr, dass sie sich mit Mario Polidori traf.
    »Das tust du nur, um mir eins auszuwischen!«, hatte Witt getobt. Sein Gesicht war hochrot, die Schläfenadern pulsierten.
    »Nein, Daddy, ich liebe ihn …«
    »Du liebst ihn?«, brüllte Witt, und seine blauen Augen sprühten Blitze der Abscheu. » Liebst ihn?«
    »Ich will ihn

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