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Wehe wenn der Wind weht

Wehe wenn der Wind weht

Titel: Wehe wenn der Wind weht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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»Verdammt«, sagte Diana leise. »Ich wollte dich hineinbitten.«
    »Tu's trotzdem«, schlug Bill vor.
    »O nein.« Diana seufzte. »Warum soll ich einen schlechten Tag noch schlimmer machen? Mutter wird mich mit einer Menge Klagen empfangen und ihr Bestes tun, damit ich mich schuldig fühle, weil ich sie so lange allein gelassen habe. Nun«, fuhr sie fort, »soweit lasse ich es nicht kommen.« Aber innerlich war sie sich dessen nicht so sicher.
    Bill parkte den Wagen und begleitete sie, Christie tragend, zur Tür. Als Diana ihren Schlüssel ins Schloß steckte, regte sich Christie und erwachte. Sie krabbelte aus Bills Armen und sauste durch die Vordertür.
    Als Diana hineingehen wollte, umarmte Bill sie kurz. »Kämpfe weiter«, flüsterte er und war dann in der Nacht verschwunden. Diana stand auf der Veranda und überlegte, was er mit dieser Bemerkung gemeint haben mochte, bis die Rücklichter seines Wagens verschwunden waren und ging dann ins Haus. Edna war im Wohnzimmer und lauschte Christies Geplapper über das Picknick.
    »Und Tante Diana ist ohnmächtig geworden!« hörte Diana Christie aufgeregt sagen. »Das war sofort, nachdem ich mich am Bein geschnitten hatte, und alle dachten sie sei tot oder so was!«
    Ednas Augen ließen von Christie und wanderten zu Diana. »Geh zu Bett, Kind, und laß mich mit Diana sprechen«, sagte sie. Christie sagte beiden gute Nacht und ging nach oben. Erst nachdem sie gegangen war, sprach Edna mit Diana.
    »Was meinte sie damit, du seist ohnmächtig geworden?«
    Sofort wurde Diana vorsichtig. »Es war heiß, und ich habe zu viel und zu schnell gegessen, und ich wurde ohnmächtig. Das ist alles.«
    »Um welche Zeit passierte das, Diana?« Ednas Stimme war gesenkt, und ihre blauen Augen funkelten. Diana zögerte und Edna sprach wieder. »Ich kann das herausfinden. Ich kann deine Freundin Joyce Crowley anrufen, und sie wird mir genau sagen, was geschehen ist. Du bist ohnmächtig geworden, als der Wind wehte, nicht wahr?«
    »Ja, Mama.«
    »Was ist sonst passiert?«
    »Ich ... ich weiß es nicht, Mama«, sagte Diana kläglich. Sie wich zurück, als erwarte sie, daß ihre Mutter sie schlagen würde.
    »Erzähl mir nicht, daß du's nicht weißt«, tobte Edna. »Wenn ich dir eine Frage stelle, erwarte ich eine Antwort. Also, erzähl es mir!«
    »Ich hab's dir bereits gesagt, Mutter«, schrie Diana zurück. »Ich weiß nicht, was geschah. Ich hatte den Kindern zugeschaut, und dann wurde ich ohnmächtig. Ich erinnere mich an sonst nichts.«
    »Das ist doch immer deine Entschuldigung?! Du erinnerst dich nicht. Glaubst du denn wirklich, du könntest so leben, indem du dich nur an das erinnerst, woran du dich erinnern willst? Das geht nicht, Diana. Ich sage dir, das geht so nicht! Was wirst du denn tun, wenn ich nicht mehr da bin, um dich zu beschützen?«
    Diana spürte, daß sie ihre Geduld verlor.
    Die Anspannung des Tages und die Anspannung ihrer ständigen Vorsicht kamen zusammen.
    »Vielleicht hast du mich zu lange beschützt, Mutter.« Ihre Stimme schwoll an, als ihre Wut ausbrach. »Vielleicht wäre mit mir alles in Ordnung, wenn du aufgehört hättest, mich zu beschützen! Aber das werden wir erst erfahren, wenn du tot bist, nicht wahr?«
    »Wage es nicht, so mit mir zu sprechen, junge Frau«, zischte Edna und stand auf. Sie hob ihren Stock und schlug dann damit auf Diana ein.
    Schmerz schoß durch Dianas Leib, als der Stock gegen ihre Rippen schlug, und sie starrte ihre Mutter an, und ihre Augen wurden gläsern und füllten sich mit Tränen.
    »Mama«, jammerte sie. »Mama, nicht. Bitte, nicht.«
    »Du bist ungezogen!« Ednas Stimme war heiser, doch ihre blauen Augen, die vor Ärger glänzten, schienen in den Höhlen zu glühen. »Ich werde dich lehren, zu gehorchen, und wenn es das Letzte ist, was ich tue!« Wieder hob sie den Stock, doch diesmal bewegte Diana sich.
    Einen Schrei erstickend, der eine Mischung aus Furcht und Schmerz war, stürzte sie aus dem Haus.
    Nachdem sie fort war, senkte Edna langsam den Stock. Der Ärger, der sie erfüllt hatte, war so plötzlich verschwunden, wie er gekommen war, und sie fühlte sich schwach. Langsam bewegte sie sich auf unsicheren Beinen in die erste Etage und ging in ihr Zimmer.
    Sie hatte einen weiteren Fehler gemacht.
    Sie hätte Diana nicht schlagen dürfen, nicht mit dem Stock. Eine Ohrfeige wäre genug gewesen.
    Aber die Ursache dafür war ihre eigene Furcht gewesen, und die Furcht wuchs.
    Sie würde Diana verlieren.
    Nach all

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