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Wehrlos: Thriller

Wehrlos: Thriller

Titel: Wehrlos: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Sender
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Kugelschreiber die Nummer des ausgeliehenen Werks auf einen Notizzettel. Ganz selbstverständlich ging Rachel auf die andere Seite des Schreibtisches, um über ihre Schulter zu blicken. Eine lange Liste ausgeliehener Bücher umfasste mehrere Seiten.
    »Es ist verrückt, was für unterschiedliche Dinge sie gelesen hat«, bemerkte sie. »Sie hat mir vieles wärmstens empfohlen, aber ich hatte nicht die Zeit, alles zu lesen … Wäre es wohl möglich, dass Sie mir die Liste ausdrucken? Das wäre eine schöne Erinnerung.«
    Die Bibliothekarin lächelte traurig und gerührt. »Natürlich. Sofort. Ich freue mich, etwas für Sie tun zu können, auch wenn es nicht viel ist.«
    Rachel nickte. »Das bedeutet mir mehr, als Sie glauben …«
    Als Rachel die Bibliothek verließ, hatte sie eine vier Seiten lange Liste in der Hand, auf der die Bücher standen, die Christa in den letzten vier Monaten ausgeliehen hatte. Rasch las sie die Titel durch, runzelte die Stirn und machte kehrt. Innerhalb der nächsten zehn Minuten hatte sie sich sechs Bücher geholt, die Christa kürzlich ausgeliehen hatte, und legte den Stapel im Lesesaal auf einen der langen Tische aus hellem Holz. Zwei Studenten schauten von ihren Büchern auf, ein nicht mehr ganz junger, recht schicker Herr hatte ihr auf dem Tisch Platz gemacht. Rachel wurde klar, dass sie wie eine Studentin der Naturwissenschaften wirken musste, die eine Hausarbeit in Biologie vorbereitet.
    Die Titel, die Christa in den beiden letzten Monaten ausgesucht hatte, ließen tatsächlich keinen Zweifel.
    Sie blätterte die Inhaltsverzeichnisse jedes Buches durch. Um vierzehn Uhr verließ sie die Bibliothek, sonderbar ruhig und entschlossen. Zum ersten Mal seit Langem spürte sie, dass sie vorankam, dass sie neue Teile des unverständlichen Puzzles besaß, das sie seit einer Woche betrachtete. Plötzlich wusste sie intuitiv, wer der richtige Ansprechpartner war, den sie anrufen konnte. Sie suchte in ihrem Telefonverzeichnis die Nummer von Kirsten Sörensen und wählte sie, während sie sich von der Bibliothek entfernte.
    » Hej , hier ist Rachel Karlsen. Entschuldigen Sie, dass ich Sie belästige, aber hätten Sie Zeit, sich auf einen Kaffee mit mir zu treffen?«
    »Ich bin gerade dabei, einen zu trinken.«
    »Das trifft sich gut, und wo?«
    »Im Laundromat in N ø rrebro.«
    »Ich bin in Nyboder und in zehn Minuten bei Ihnen«, antwortete sie, ohne der Physiotherapeutin Zeit zu einer Antwort zu lassen.
    ■ ■ ■
    Das Laundromat Café war ein einmaliger Ort in Kopenhagen, geboren aus einer genialen Idee – der glücklichen Verbindung von Waschsalon und Café-Restaurant-Bibliothek, wo die jungen Leute des Viertels ihre Wäsche wuschen und währenddessen lasen oder sich bei einem Kaffee oder einem Snack unterhielten. Hinten in dem Lokal liefen über die gesamte Länge der Wand knallrote Waschmaschinen mit einem beruhigenden Schnurren. Vorn hingegen diente ein gut bestücktes niedriges Bücherregal als Theke und blickte auf rund zehn Holztische in einem poppigen Dekor. Das Durchschnittsalter der Gäste lag bei höchstens fünfunddreißig Jahren. Sie warteten geduldig, tranken ein Gläschen und unterhielten sich. Kirsten, die allein war, las bei einem Cappuccino wie gewohnt die Sportseiten der Zeitung. Der apfelgrüne Stuhl vor ihr war nicht besetzt. Rachel nahm darauf Platz. Kirsten hob den Blick und legte die Tageszeitung beiseite.
    »Das ging aber schnell.«
    »Ich hatte es ja nicht weit.« Rachel deutete auf die Zeitung. »Sie begeistern sich für Sport?«
    »Ich treibe von klein auf Sport.«
    Rachel bestellte Kaffee und wandte sich wieder der Physiotherapeutin zu. »Ich auch, ich habe vor allem Volleyball gespielt.«
    In Kirstens Augen flackerte Interesse auf. »Spielen Sie noch?«
    »Leider nein«, seufzte Rachel, die froh war, dass das Eis zwischen ihnen offenbar gebrochen war. »Seit ich in Dänemark bin, hatte ich keine Gelegenheit mehr.«
    »Welche Position spielen Sie?«
    »An der Uni war ich Zuspielerin.«
    »Das ist interessant. Es gibt am Riget eine Mannschaft aus Physiotherapeuten und Krankenpflegern. Hätten Sie Lust, mit uns zu trainieren?«
    Rachel lächelte. »Ernsthaft?«
    »Ja, warum, sehe ich aus, als würde ich scherzen?«
    »Nein, nein, aber ich habe nur auf sehr niedrigem Niveau gespielt.«
    »Das ist egal, wir brauchen sparing partners .«
    »Warum nicht!«, antwortete Rachel ernst.
    »Wollen wir uns duzen?«
    Erstaunt, eine Gemeinsamkeit gefunden zu haben, lächelten

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