Wehrlos vor Verlangen
das zu erreichen. Dieses Geheimnis würde sie mit ins Grab nehmen.
Vier Stunden später spähte Tahlia durch die Bullaugen von Thanos’ Privatjet, als das Flugzeug zum Landeanflug ansetzte. Unter ihr blitzte das kobaltblaue Meer, smaragdgrüne Inseln ragten aus dem Wasser. „Ich hätte nicht gedacht, dass das Land so grün ist“, murmelte sie. Ihre Laune hob sich ein wenig, als sie die wunderschöne Aussicht auf die Kykladen in sich aufnahm.
„Direkt vor uns liegt Mykonos.“ Thanos’ tiefe Stimme erklang direkt an ihrem Ohr, und Tahlia ruckte den Kopf herum. Er hatte das Laptop zugeklappt, an dem er während des gesamten Flugs gearbeitet hatte. „Die kleinste Insel daneben ist Delos. Sie ist unbewohnt und eine der wichtigsten archäologischen Ausgrabungsstätten Griechenlands. Der Mythologie nach ist sie die Geburtsstätte der Göttin Artemis – daher auch der Name für mein neues Hotel“, fügte er mit einem schwachen Lächeln hinzu.
Dieses Lächeln zog Tahlias Blick unweigerlich zu seinen Lippen, ihr Herz setzte einen Schlag lang aus. Den ganzen Flug über war sie sich Thanos’ Gegenwart quälend bewusst gewesen, obwohl Thanos sich unmittelbar nach dem Start auf seine Arbeit konzentriert und ihr weder einen Blick noch ein Wort gegönnt hatte. Nun, er brachte sie schließlich nicht nach Griechenland, um sich mit ihr zu unterhalten, sagte sie sich bedrückt. Ihre einzige Pflicht während des nächsten Monats würde darin bestehen, ihm im Bett zur Verfügung zu stehen. Angesichts ihrer Unerfahrenheit auf diesem Gebiet jedoch konnte sie sich seine Enttäuschung schon jetzt ausmalen.
Das Artemis lag ein paar Kilometer außerhalb von Mykonos Stadt, in einem bezaubernden Urlaubsressort am Strand von Agios Ioannis. Das weiße große Gebäude mit dem Flachdach war beeindruckend, das galt auch für das Foyer mit den hellen Marmorsäulen und den bequem wirkenden Ledersofas in Blau und Grau.
„Das ist wirklich überwältigend“, lautete Tahlias Kommentar, nachdem Thanos sie auf einer Blitztour durch die vier Speisesäle, die sechs Bars und den Wellness- und Freizeitbereich geführt hatte.
„Ja, ich bin zufrieden damit“, erwiderte er und ging ihr voraus einen mit Teppich ausgelegten Korridor entlang. An den Wänden hingen moderne Gemälde. Thalia fragte sich, ob irgendwo in dem Gebäude wohl auch Gemälde von Rufus Hartman darunter waren, vielleicht von der Vernissage, auf der sie sich zum ersten Mal getroffen hatten. War das wirklich erst ein paar Tage her? Ihr kam es wie eine Ewigkeit vor.
„Das ist meine Privatsuite.“ Vor einer Tür am Ende des Gangs blieb Thanos stehen und stieß sie auf.
Hinter ihm betrat Tahlia einen hellen Salon. Ihr Herz begann heftig zu schlagen, als sie durch eine offen stehende Tür ein großes Doppelbett erblickte. Würde Thanos von ihr erwarten, dass sie ihre Pflichten sofort erfüllte? Doch er ging zu einer hohen Flügeltür, zog sie auf und trat auf eine große Terrasse hinaus. Sie folgte ihm und schnappte unwillkürlich nach Luft. Vor ihr lag das weite blaue Meer, und unterhalb der Terrasse glitzerte ein aquamarinblauer Swimmingpool in der Sonne.
„Zu dieser Suite gehört ein eigener Pool. Der Pool für die Gäste mit seiner Sonnenterrasse liegt weiter unten und wird mit Salzwasser gespeist. Er bietet freien Ausblick auf die Bucht.“
„Es ist wunderschön hier.“ Der Pool war so angelegt, dass es aussah, als würde er ins Meer auslaufen. Tahlia hob das Gesicht der Sonne entgegen und ließ die sanfte ägäische Brise mit ihrem Haar spielen.
Thanos musste sich zusammennehmen, um nicht in die wehenden Strähnen zu greifen, Tahlia an sich zu ziehen und zu küssen. Wohin ein Kuss führen würde, wusste er genau: Er würde sie auf seine Arme heben und ins Schlafzimmer tragen. Diese Frau reizte ihn mehr, als er vorausgesehen hatte, und seine Reaktion auf sie ärgerte ihn gewaltig. Nicht einmal der Gedanke an Melina, die in einer Spezialklinik in den USA wieder laufen lernen musste, dämpfte sein Verlangen nach dieser Frau.
Abrupt drehte er sich um und ging über die Terrasse zurück zur Suite. „Du kannst den ganzen Tag die Aussicht genießen. Ich habe jetzt eine Sitzung mit meinem Managementteam. Das wird einige Stunden dauern.“
Wie stellte er sich ihre Rolle in seinem Tagesablauf wohl vor, überlegte Tahlia verunsichert. „Und was mache ich in der Zeit?“
Ein gleichgültiges Schulterzucken begleitete seine Antwort. „Was dir beliebt. Schwimmen, Lesen,
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