Weiberabend: Roman (German Edition)
erstarrt, den Löffel auf halbem Wege zum Mund.
»Wie bist du dahintergekommen?«, fragt Liz. »Gab es andere verräterische Hinweise?« Sie macht es sich bequemer. Schlägt ein Bein über.
»Das werdet ihr nicht glauben. Es war total simpel. Eines Abends stand er unter der Dusche und hatte sein Handy auf dem Bett liegen lassen. Ohne auch nur darüber nachzudenken, habe ich es genommen und auf Wahlwiederholung gedrückt. Ich hatte keine Ahnung, wen ich da anrufe, ob ein Kollege ans Telefon gehen würde oder sonst irgendwer, ich habe einfach auf die Taste gedrückt.«
»Und was ist passiert?«, fragt Helen gebannt.
»Eine Frau hat sich gemeldet. Und ich habe zu ihr gesagt: ›Bitte entschuldigen Sie, falls es sich hier um einen Irrtum handelt und ich mich anhöre wie eine Verrückte. Hier spricht Courtney-Jane Cranson, Tom Cransons Ehefrau. Haben Sie eine Affäre mit meinem Mann?‹«, sagt CJ mit verzerrtem Gesicht.
»Was hat sie gesagt?«, fragt Dooly.
»Einen Moment lang habe ich nur überraschtes Schweigen gehört, und dann hat diese Frau gesagt: ›Das tut mir so entsetzlich leid. Ich wusste nicht, dass er verheiratet ist.‹«
Keine von uns sagt ein Wort, während wir das verdauen.
»Ach, du Scheiiiiße …«, sagt Helen.
»Und ich habe gesagt: ›Ja, ist er. Er ist der Vater meiner beiden Kinder, Liam und Jorja, und wir erwarten unser drittes Kind in acht Wochen.‹«
»Puh«, sage ich.
»Und dann – ihr werdet’s nicht glauben – dann hat sie angefangen zu weinen«, sagt CJ. »Das war so absurd. Mein Leben war gerade in Stücke gegangen, und sie hat geweint. Und wisst ihr was, sie hat mir leid getan. Ich habe ihr gesagt, ich sei mit ihm fertig, und sie könne ihn gern haben. Ich habe ihr unsere Adresse gegeben und gesagt, dass sie bitte herkommen und ihn abholen soll, weil er sonst nicht wissen würde, wo er die Nacht verbringen kann.«
»Das ist ja wie im Film«, sagt Dooly.
»Das war sehr tapfer«, sagt Fiona leise.
»Und als Tom aus der Dusche gekommen ist, lag sein Koffer auf dem Bett, und ich habe zu ihm gesagt: ›Pack deine Sachen und verschwinde aus meinem Leben und dem Leben unserer Kinder. Wir haben etwas Besseres verdient. Deine Freundin kommt gleich und holt dich ab.‹«
»Hat er es geleugnet?«, fragt Liz.
»Nein, hat er nicht.«
»Hat er gesagt, dass es ihm leid tut?«, fragt Ereka.
»Nein, hat er nicht. Er ist gegangen, und nur noch ein Mal wiedergekommen, um ein paar Sachen zu holen. Ich habe ihn wissen lassen, als Scarlett da war – nur, dass es ein Mädchen ist und Scarlett heißen wird. Das war ein Name, den er absolut grässlich fand, und ich habe ihm auch gleich gesagt, dass ich die Nachnamen aller unserer Kinder in meinen Mädchennamen ändern lassen werde. Und das war’s dann«, sagt CJ und seufzt tief. Sie hat ihre zweite Portion Nachtisch noch nicht angerührt und sieht ihn nun mit anderen Augen. »Diese Geschichte hat mir wohl den Appetit verdorben«, sagt sie und schiebt das Schälchen von sich.
»Da hast du wirklich etwas Schlimmes durchgemacht«, sagt Tam und legt ihre Hand auf CJs. Fiona legt ihre Hand auf Tams. Ich lege die Hand auf CJs eine Schulter, und Helen drückt ihr die andere.
»Wisst ihr, das war meine größte Angst«, sagt CJ. »Ich hatte immer Angst, mein Mann könnte mich eines Tages nicht mehr lieben und mich verlassen. Und das hat er getan.«
»Du Ärmste«, sagt Tam leise. Augenblicke verstreichen, während wir alle im Geiste die emotionale Achterbahnfahrt von Untreue, Verlassenwerden und Zurückweisung nachvollziehen, die unsere Freundin meistern musste. Allein. Wir schließen die Reihen um sie, voller Hochachtung vor ihrem Mut. Sie ist eine Heldin. Wir lieben sie. Keine von uns wird sie je wieder verurteilen.
»Und vielleicht war ich irgendwie mit schuld an dieser Situation«, schnieft CJ.
»Ach, Blödsinn«, entfährt es Liz. »Das war nicht deine Schuld. Warum tun Frauen sich das immer an?«
»Ich weiß nicht«, sagt CJ kläglich.
»Manche Dinge entziehen sich unserer Kontrolle«, fährt Liz fort. »Untreue ist eine persönliche Entscheidung.«
»Kann sein«, sagt CJ. »Aber ich habe solche Angst davor, dass meine Kinder ganz allein dastehen werden, wenn mir etwas zustößt. Tom ist ihnen kein Vater. Er hat wieder geheiratet und hat jetzt zwei weitere Kinder.«
»Ich nehme deine Kinder auf«, sage ich zu ihr. »Falls dir etwas zustoßen sollte …«
»Ja, wir kümmern uns um sie, wenn dir irgendwas passiert …«, sagt
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