Weiberabend: Roman (German Edition)
bin, weigere ich mich, in diese Schublade gesteckt zu werden. Ich war einmal dünner. Bevor ich Kinder bekommen habe. Doch obwohl der Mythos vom Stillen als todsicherer Methode, Gewicht zu verlieren, mich allen Ernstes erwarten ließ, dass ich diese Schwangerschaftspfunde leicht wieder loswerden würde, purzelten sie nicht einfach nach der Geburt von mir ab wie eine kiloschwere alte Schlangenhaut. Nein, sie klammern sich eisern entschlossen an mir fest. Das verzerrte Gesicht meiner Hebamme, als sie meine Bauchmuskeln auseinanderriss, sagte mir klar und unmissverständlich, dass die Tage meines flachen, brettharten Bauches vorüber waren. Anstelle dessen habe ich jetzt einen Hängebauch. Ein Hängebauch, das muss ich zugeben, ist etwas, worauf ich lieber verzichtet hätte.
Als Helen also fragt: »Wer ist bereit für die Zabaglione?«, spüre ich eine Anspannung in meinem Bauch – irgendwo in der Nähe des Hängebauchs. CJ und Fiona sind vom Balkon zurück, und der penetrante Gestank von Zigarettenrauch schleicht sich mit ihnen herein. Rauchen. Schwierig, dieses Laster zu verbergen; seine qualmenden, verräterischen Spuren, ähnlich wie die einer zu dicht am Grillfeuer verbrachten Nacht, müssen sehr gründlich verwischt werden. Das erklärt Fionas Sauberkeitsfimmel. Schleicht sie sich bis ans Ende des Gartens, oder schließt sie sich im Gästeklo ein, um heimlich eine zu rauchen? Ich finde den Gedanken, sie könnte ein geheimes Doppelleben führen, sehr aufregend, und wenn es sich nur um eine Pappschachtel mit dem Aufdruck dreht: »Rauchen kann tödlich sein.« Das ist mehr, als ich vorweisen kann. Manche von uns mustern Fiona misstrauisch – sie versuchen auszuschnüffeln, in welche anderen teuflischen Aktivitäten sie vielleicht heimlich verstrickt sein könnte. Rauchen. Kickboxen. Es ist beinahe, als führe sie wirklich zwei verschiedene Leben. Andere sind schon ganz unruhig vor Neugier darauf, endlich CJs Geschichte zu hören. Aber erst muss es Nachtisch geben.
Was Süßspeisen angeht, könnte ich es nie mit Helen aufnehmen, ich würde es nicht einmal versuchen. Sie ist die Königin der Maraschino-Kirsche, des letzten Eindrucks im Mund, der wogenden Geschmacksnoten von Vanilleschoten, Crème fraîche, Kakao und Erdbeeren. Wenn ich unter meinen Freundinnen als die Herrin alles Herzhaften gelte, so ist sie die Meisterin der Mousse. Willy Wonka hätte ihr die Schuhe geküsst.
Aber ich misstraue Desserts. Auf ähnliche Weise wie Süßholz raspelnden Männern. Desserts sind die Don Juans der Tafelfreuden, verführerisch, aber voll versteckter Kalorien, bescheren sie uns einen kurzen, sinnlichen Rausch, gefolgt von langem Elend auf der Badezimmerwaage. Ein Löffelchen voll Zucker versüßt vielleicht die bitt’re Medizin, aber es lässt auch den Hängebauch noch tiefer hängen. Und meiner braucht da im Moment wirklich keinerlei Unterstützung mehr. Liz sieht natürlich nur etwas Lebensfreude auf einem Teller und lehnt herablassend ab, erfreut zu werden. Sie lächelt nur und sagt: »Nein, danke.«
Helen hat für heute Abend Zabaglione gemacht, das klassische italienische Dessert aus Eigelb, Zucker und Marsala, im Wasserbad zu einer schweren Creme verrührt. Die Perfektion dieses Desserts – das manche Menschen dazu gebracht hat, beim ersten Bissen vor Ekstase die Augen zu verdrehen –, erfordert eine entschlossene Gelassenheit, die mir einfach nicht gegeben ist.
Ich stehe auf und gehe in die Küche, um Wasser aufzusetzen – meine einzige Möglichkeit, diese Zabaglione-Falle zu umgehen, ist ein starker schwarzer Kaffee. Ich muss gestehen, dass ich eine Todesangst vor Helens Desserts habe.
Als ich mit einem dampfenden Becher ins Esszimmer zurückkehre, sitzen die Mädels am Tisch, schaufeln Helens zuckriges Meisterwerk in sich hinein, und CJ sagt gerade: »… dachte, ich werde wahnsinnig …«
»Moment mal, CJ«, sage ich. »Du kannst doch nicht ohne mich anfangen? Noch mal von vorn, bitte«, flehe ich. Ich quetsche mich mit einer Pobacke auf Helens Stuhl, obwohl unsere beiden Hintern eigentlich mehr sind, als ein bedauernswerter Stuhl bewältigen kann. Sie rückt beiseite, und ich stütze mich am Tisch ab.
CJ seufzt. »Ich habe gerade erzählt, dass meine beiden ersten Schwangerschaften nicht so toll waren. Tom wollte überhaupt nicht mit mir schlafen. Ich dachte, das sei normal …«
Wir alle nicken, denn wir kennen die Besorgnis von Ehemännern, die den Sex verweigern, weil sie Angst haben, »dem Baby
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