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Weiberabend: Roman (German Edition)

Weiberabend: Roman (German Edition)

Titel: Weiberabend: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Fedler
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Rosenquarz um den Hals getragen«, sagt Ereka, »der bringt Glück und hat heilende Energie. Ich habe damit angefangen, als ich während der Schwangerschaft mit Olivia leichte Blutungen bekam«, fährt sie fort. »Ich war etwa in der neunten Woche, als das anfing. Und ich weiß noch, wie ich geweint und Gott angefleht habe. Lass mich dieses Baby behalten. Ich werde nie wieder an einem Bettler vorbeigehen, ohne meinen Geldbeutel zu zücken. Ich werde nie wieder ›Scheiße‹ sagen. Ich werde jeden Sonntag zur Kirche gehen. Ich werde ein Waisenkind in der Dritten Welt unterstützen und den Verkaufserlös meiner Bilder für Brunnenprojekte in Afrika stiften … und dabei habe ich immer meinen Rosenquarz gerieben, als würde mir das Glück bringen.«
    Wir alle denken stumm an dieselbe unaussprechliche Möglichkeit – dass diese leichten Blutungen vielleicht ein »Zeichen« waren –, aber wir schweigen ehrfurchtsvoll. Wir müssen mit unseren Wünschen vorsichtig sein.
    »Es kam mir so ungerecht vor, dass ich mir ausmalte, welches Geschlecht ›mein Baby‹ haben und wie es aussehen wird, welcher Name vielleicht zu ihm passt, um dann fürchten zu müssen, dass es mir wieder weggenommen wird«, fährt sie fort. »Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als ich endlich akzeptiert habe, dass ich nichts daran ändern kann, was auch passieren wird. Ich war im Auto unterwegs, und plötzlich ist ein Vogel auf meiner Motorhaube gelandet. Einfach so, als wäre er vom Himmel gefallen. Ich habe angehalten und den Vogel in meinen Schal gewickelt, ich dachte, er sei tot. Als ich nach Hause kam und gerade vor der Haustür stand, regte er sich und flog mir plötzlich aus den Händen davon. Und in diesem Augenblick habe ich mich einfach in mein Schicksal ergeben. Mir wurde klar, dass ich die Schwangerschaft nicht zwingen konnte, normal weiterzulaufen. Das war nicht meine Entscheidung.«
    »Was für eine erstaunliche Geschichte«, sagt Fiona.
    »Schon komisch, ich hätte es nie so interpretiert, wenn ein Vogel auf meiner Motorhaube gelandet wäre«, sagt Helen.
    »Ich habe es als Zeichen aufgefasst«, sagt Ereka.
    Helen zuckt mit den Schultern. »Dein Gehirn ist anders verkabelt als meines. Ich hätte den Vogel von meiner Motorhaube geschoben und wäre weitergefahren.«
    »Ich finde, das ist wirklich eine erstaunliche Geschichte«, sage ich zu Ereka.
    »Ja, das finde ich auch. Die Blutungen hielten noch ein paar Wochen an, aber als ich zum ersten Mal beim CTG das Ga-lump, Ga-lump ihres Herzschlags gehört habe, ich sage euch, da habe ich geweint, als hätte es mir das Herz gebrochen.« Ereka lächelt bei dieser Erinnerung.
    »Das ist wirklich etwas Besonderes, wenn man zum ersten Mal diesen Herzschlag hört …«, sagt Dooly wehmütig.
    Das ist es. Da sind wir uns alle einig.
    »Was hast du mit dem Rosenquarz gemacht?«, frage ich Ereka.
    »Ich habe ihn nach Olivias Geburt ins Meer geworfen«, sagt sie. »Er hat doch kein Glück gebracht, oder?«
    »Das war bloß ein Stück Stein«, sagt Helen.
    »Ja.« Ereka lächelt traurig.
    »Du hättest ihn behalten sollen«, sage ich zu ihr.
    »Das konnte ich nicht … Ich wollte ihn los sein«, erwidert sie.
    Ich nicke. Einige der Mädels essen weiter. In der Stille klimpern die Löffel am Porzellan.
    Dann sagt Dooly leise: »Mir hat vor der Geburt gegraut. Ich hatte solche Angst vor den Schmerzen. Diese Geburtsvorbereitungskurse, wo sie einem eine Geburt auf Video zeigen, haben es für mich nur schlimmer gemacht – ich wünschte, ich hätte das nicht gesehen.«
    »Bei mir hatte es genau den gegenteiligen Effekt«, sage ich. »Dieser Film hat mir geholfen, mich für eine natürliche Geburt zu entscheiden, mit der Hilfe von Hebammen.«
    »Bist du wahnsinnig? Ohne Medikamente?«, fragt Liz.
    »Na ja, ich wollte es auf die natürliche Weise versuchen, aber es lief nicht wie geplant.«
    »Kaiserschnitt?«, fragt Fiona.
    Ich nicke. »O ja. Nach vierunddreißig Stunden Wehen …«
    »Du musst verrückt gewesen sein, das so lange mitzumachen«, sagt Helen. »Was hast du dir dabei gedacht?«
    »Dass ich eine natürliche Geburt wollte«, sage ich.
    »Und was ist schiefgegangen?«, fragt Fiona.
    »Jamies Kopf lag falsch, mein Muttermund hat sich kaum geweitet, und nicht mal eine Epiduralanästhesie hat geholfen.«
    War es Hochmut? Arroganz? Kann sein, aber mir gefällt die Vorstellung, es könnte etwas Maßvolleres gewesen sein, wie Glaube oder Zuversicht, was mich davon abhielt, den von Angst

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