Weiberabend: Roman (German Edition)
piekst, wie ein Kind, das dieselbe Geschichte zum hundertsten Mal hören will. »Also, Jo, erzähl uns doch mal, wie das ist, mit einer Frau zu schlafen.«
Bevor ich auch nur darüber nachdenken kann, ob ich mitspielen, mir eine wüste Geschichte ausdenken oder ihr sagen soll, dass sie das vergessen kann, meldet sich Ereka zu Wort: »Kann ich nur empfehlen.«
Wir alle drehen uns nach ihr um. Ich lächle – das hätte ich mir denken können. Sie ist schließlich ein verdammter Hippie.
»Nein!«, japst Helen. »Du, Ereka?« Und sie wirft sich vor Lachen auf ihrem Stuhl zurück.
Liz macht große Augen, aber Fiona und CJ lachen mit, voll lüsterner Vorfreude. Wie unersättlich unsere Neugier ist, wenn es um die fleischlichen Eskapaden anderer geht.
»Wollen nicht alle Frauen irgendwann mal Sex mit einer Frau?«, fragt Ereka.
»Ich nicht«, sagt Liz (siehst du, ich habe doch gesagt, dass sie irgendeine sinnliche Behinderung hat).
»Wie ist denn der Oralsex so?«, fragt Helen, begierig auf Details.
»Sehr nass«, sagt Ereka.
Dooly und Helen kichern wie alberne Teenager.
»Natürlich ist er nass«, sagt CJ. »Was sollte Oralsex denn sonst sein? Kein trockenes Fleckchen meilenweit.«
»Nein, aber es ist doch nasser, als man erwarten würde«, sagt Ereka ganz ernst.
»Mit wem hast du denn geschlafen?« (CJ will das wissen.)
»War es ein One-Night-Stand oder eine Beziehung?« (Das ist Tam.)
»Warum bist du überhaupt wieder zu Männern zurückgekehrt?« (Doolys Frage.)
Ereka nimmt diese geballte Neugier gleichmütig auf und lässt sich nicht auf die Niederungen zudringlicher Wissbegierde ein. Nein, sie verhält sich so würdevoll, wie es eben möglich ist, wenn einen die Freundinnen nerven, weil man seine Vorliebe für andere Frauen entdeckt hat.
»Habt ihr so einen Dildo zum Anschnallen benutzt?«, fragt Helen.
»Also, beim lesbischen Sex spielt die Penetration eigentlich keine Rolle«, sagt Ereka, der es gelingt, sogar dieser Frage mit einer ernsten Antwort zu begegnen.
»Ach, komm schon«, sagt Helen.
»Pornographie wird für männliche Zuschauer konzipiert, nur deshalb sieht man in Pornos immer Frauen, die es sich gegenseitig mit Anschnall-Dildos besorgen – das ist nur ein Ersatz für echte Penisse, weil Männer glauben, dass Frauen so etwas wollen. Aber das stimmt nicht«, meldet sich Fiona zu Wort.
Wir sehen sie an.
»Was denn?«, fragt sie schulterzuckend.
»Woher weißt du, was Frauen wollen?«, fragt Helen.
Sie lächelt. »Eigentlich weiß ich das nicht …«, dann errötet sie. »Na ja, gut, wenn Küssen und so auch zählt …«
Helen kreischt: »Nein, das glaub ich nicht! Du auch? Was ist denn hier los? Und warum habe ich nichts davon abgekriegt?«
»Es ist nie zu spät«, sagt CJ.
»Ich glaube nicht, dass David allzu begeistert wäre, wenn ich ihm sage, dass ich Sex mit einer Frau haben will. Außer vielleicht, wenn er auch mitmachen dürfte …«
»Und das wäre dann nicht mehr der Sinn der Sache«, sagt Ereka.
Ich zähle rasch nach. »Ich bin eins, Ereka zwei, und Fiona macht drei – höre ich eine vier? Bietet jemand vier?«
»Es war aber kein richtiger Sex«, sagt Fiona.
»Du und Bill Clinton seid der Sache sicher nahe genug gekommen«, sagt Helen. »Also, noch jemand?«
»Helen kannst du ruhig mitzählen, so scharf wie sie darauf ist«, fügt Fiona hinzu, die wohl nicht recht weiß, ob sie es erträgt, zu dieser seltsamen Truppe von Müttern mit lesbisch angehauchter Vergangenheit gezählt zu werden.
»Aber mit wem sollte ich es denn machen?«, fragt Helen.
»Wie wäre es mit dieser großen Brünetten aus der Vorschule – wie heißt sie gleich? Jacqui?«, schlägt Ereka vor.
»Jacqui Senderwood?«, fragt Helen.
»Ja, die Mutter von Samantha«, sagt Ereka.
Jacqui Senderwood ist eine dieser Mütter, die Laufschuhe und ein schwarzes, eng anliegendes Sport-Outfit tragen, wenn sie ihr Kind zur Vorschule fahren. Im Sommer enthüllt ihr nackter Bauch Muskeln, die man unwillkürlich berühren will. Sie ist braun gebrannt und schön und sexy, obwohl sie zwei Kinder hat. Außerdem ist sie ein wenig arrogant und unfreundlich. Sehr begehrenswert.
»Nee, die ist nicht mein Typ«, sagt Helen. »Erinnert mich zu sehr an einen Mann. Ich glaube, ich hätte lieber eine mädchenhafte Frau.«
»Es würde dir bestimmt Spaß machen, mit ihr zu knutschen«, stichelt CJ. »Und stell dir nur mal vor, wie du diese ganze Zickigkeit zum Schmelzen bringen könntest, wenn du es ihr mit dem Mund
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