Weiberabend: Roman (German Edition)
Schoß zusammen. Warum sie ihn nicht einfach in ihre Tasche packt und Luke eine Lüge erzählt, ist mir unbegreiflich.
»Das ist noch gar nichts im Vergleich zu dem, was ich letzte Woche getan habe«, sagt Ereka mit dem Mund voll halb gekautem Essen. »Ich habe gewaltigen Mist gebaut.« Brokkolistückchen aus dem Thai-Curry – das längst kalt geworden sein muss – sind in ihrem Mund sichtbar. »Soll ich dir das nicht schnell warm machen?«, biete ich ihr an. »Das schmeckt doch kalt bestimmt nicht.«
»Es ist köstlich«, sagt Ereka, schlurft herüber ins Wohnzimmer und blickt sich nach einem Plätzchen um, wo sie bequem sitzen und essen kann. Sie entscheidet sich für den Fußboden und stellte ihren Teller vor sich auf den Couchtisch.
Helen hat sich auf dem einzigen großen Sofa ausgestreckt, und CJ ölt sie ein und massiert ihr Nacken und Rücken – obwohl »massieren« vermutlich eine zu großspurige Bezeichnung für CJs ungeschicktes Kneten ist; nach Helens Grimassen zu schließen, fühlt es sich so grässlich an, wie es aussieht.
Wir alle lieben es, wenn jemand gewaltigen Mist baut – zum Beispiel vergisst, dem Kind seine Lunchbox mitzugeben, und dann einen Anruf von der Schule bekommt, der sie daran erinnert, dass es Aufgabe der Mutter sei, ihren Kindern zu essen zu geben, und nicht die der Schule (Dooly vergangenen Monat); oder vergisst, das Kind einer Bekannten von der Schule mit nach Hause zu nehmen und dann ein hastiges »Nein, danke« zu hören bekommt, wenn sie das Kind wieder zu sich einlädt (CJ vor zwei Monaten); oder das Kaninchen des Kindergartens überfährt, auf das sie während der Ferien aufpassen sollte (Helen in den letzten Ferien).
»Erzähl schon«, drängt Dooly. »Ereka, was hast du gemacht?«
Zwischen großen Bissen berichtet Ereka: »Letztes Wochenende waren wir bei Ethan, einem alten Schulfreund von Jake, zum Mittagessen eingeladen. Jake war Ethans Trauzeuge bei der Hochzeit mit Uma aus Schweden, die übrigens aussieht wie ein arisches Model. Groß, blond, grüne Augen, makellose Haut. Ziemlich deprimierend.«
Wir alle verfluchen Uma für ihr gutes Aussehen. Selbst Liz, die unbestreitbar umwerfend aussieht.
Helen sagt zu CJ: »Das reicht, danke, hat wirklich gut getan«, und richtet sich auf. CJ massiert sich das Öl in Hände und Gesicht ein.
»Jedenfalls haben sie einen vierjährigen Sohn, Christopher, und der ist ein richtig verwöhntes Einzelkind. Olivia hat es geschafft, sich ganz allein auf Christophers Dreirad zu setzen. Sie saß darauf und hielt sich stolz am Lenker fest, da geht er zu ihr hin und sagt: ›Runter da, das ist meins.‹ Ihr kennt ja Olivia – sie hat ihn nur angelächelt. Also hat Christopher sich den Lenker gepackt und Olivia vom Dreirad gestoßen.« Ereka hört auf, an ihrem Bissen Lasagne zu kauen, und sieht uns an. Wir alle warten darauf, dass sie fortfährt, aber sie kaut nur weiter vor sich hin.
»Wusste er denn, das Olivia …« Tam zögert. »… äh … ihn nicht richtig verstehen kann?«
Ereka schluckt und wischt sich die Lippen. »Anscheinend hatten sie ihm vor unserem Besuch erklärt, dass ein kleines Mädchen ›mit einem kaputten Gehirn zum Spielen kommt, also sei schön lieb‹.«
»Manchmal verstehen Kinder aber nicht, was das bedeutet«, sagt Tam.
»Ja, aber das war trotzdem einfach gemein, ob nun Olivia oder ein anderes Kind auf dem Dreirad saß«, sagt Helen, offensichtlich erleichtert, CJ entkommen zu sein.
»Ein anderes Kind hätte sich wehren können«, argumentiert Dooly.
»Aber das ist noch nicht alles«, sagt Ereka, die schon wieder den Mund voll hat mit Lilys Lasagne, auch längst kalt, der Käse hart und starr. Sie kaut gemächlich und schluckt. Wir alle warten auf das, was sie zu sagen hat.
»Was denn noch?«, dränge ich.
»Also, normalerweise erlaube ich mir kein Urteil über das schlechte Benehmen anderer Kinder, oder anderer Eltern«, sagt Ereka. »Ich meine, wir machen alle mal Fehler, nicht?«
Wir nicken.
»Aber Olivia war untröstlich. Sie war auf dem Hintern gelandet und hatte sich böse den Arm auf dem Beton aufgeschlagen, aber ich glaube, der Schock war das Schlimmste für sie. Jake hat sie hochgehoben und getröstet, und ich stand immer noch da – ich muss selbst geschockt gewesen sein – und habe darauf gewartet, dass Ethan und Uma irgendetwas unternehmen. Ich meine, würde man das nicht erwarten?«
»Klar«, sagt Helen.
»Also, die beiden sind nicht einmal aufgestanden oder haben ihre Gläser
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