Weiberabend: Roman (German Edition)
Versprechungen romantischer Liebe zu sagen hat. Letztendlich wollte ihr inneres Kind doch nur einen Tag lang Prinzessin sein, aber alles, was sie bekam, waren die Gebühren für die besten Privatschulen für ihre Kinder. DVS benutzt sie als Balsam gegen sein schlechtes Gewissen, weil er nie für seine Kinder da ist und sich im Grunde einen Dreck um sie schert. Ich glaube, CJ würde vor Dankbarkeit in Ohnmacht fallen, wenn er die Kleinen ab und zu mal nach Melbourne einfliegen lassen würde, damit er wieder weiß, wie seine eigenen Kinder inzwischen aussehen.
Es ärgerte mich, wie meine Freundinnen meine Einstellung gegenüber der Ehe attackierten. Als wäre in ihren Ehen alles so wunderbar. Als wären sie erwachsener als ich, nur weil sie Fotoalben von einer Hochzeit vorweisen können und einen Brautstrauß geworfen haben. Noch Tage nach diesem Gespräch brummelte ich Erwiderungen vor mich hin, die mir leider erst zu spät einfielen. Aber als sich das Gebrummel wieder legte, wusste ich, dass unter den Windungen meiner zusammengeringelten Wut irgendwo, an einem blinden Fleck, ein Körnchen Wahrheit verborgen lag. Was war das für eine Wahrheit?
Habe ich Angst vor Bindungen, Verpflichtungen? Allerdings, vor allem vor der Art Verpflichtung, die ein Schwein gegenüber der Speckindustrie hat. Aber ich habe überhaupt kein Problem damit, allen anderen zu entsagen. Ich war (praktisch) acht Jahre lang treu und monogam (wenn man von ein paar aufregenden Fantasien absieht). Ich habe zwei kleine Kinder und keineswegs die Absicht, Fremde zu verführen, obwohl mein erotisches Verlangen leicht von testosteronstrotzenden jungen Männern erregt wird (habe ich eigentlich Robbie Williams schon erwähnt?), ganz zu schweigen von einem Teller Carpaccio mit einem Dressing aus Chili, Ingwer, Meerrettich und Sojasauce. Aber ich habe nicht vor, demnächst mit irgendwem durchzubrennen.
War ich ängstlich? Vielleicht ein bisschen. Ich befürchtete, dass durch diese Hochzeit irgendetwas mit mir geschehen würde. Dass diese unberührbare innere Flamme meiner Identität – dieses kompromisslose, mysteriöse, verborgene, unabhängige Flackern, kostbar und hart erarbeitet – erstickt werden könnte. Ich hatte keinerlei Interesse daran, irgendjemandes Frau zu werden (und sei es ein so liebenswerter Mann wie Frank), und stand der Vorstellung, jemand könnte mich mit dem besitzanzeigenden Fürwort irgendeinem Mann zuordnen – »seine Frau« –, mehr als feindselig gegenüber. Ich wollte mein wohl gehütetes, zartes Selbst nicht einfach verschenken. Ich wollte etwas davon für schlechte Zeiten aufheben. Aber was für schlechte Zeiten sollten das eigentlich sein? Wenn Frank und ich uns trennten (danke, war eine tolle Zeit, aber jetzt ist es vorbei)? Der Tag, an dem mein wahrer Seelengefährte mit den Worten »Pack deine Sachen, unsere Yacht läuft bald aus« zur Haustür hereinplatzt? Der Morgen, an dem ich aufwache und plötzlich glasklar erkenne, dass ich im Grunde immer schon eine buddhistische Nonne sein wollte? Oder vielleicht der Tag, wenn meine Kinder mich nicht mehr brauchten und ich wieder ich selbst werden kann. Entmuttert. Wieder auf mein eigenes Leben zurückgestuft.
Ich begann Frank aus den Augenwinkeln zu begutachten. Ich überwachte ihn, während er eine weitere Runde Poker mit den Kindern spielte, die Schachregeln zum siebenundzwanzigsten Mal wiederholte, mit Jamie das Einmaleins paukte und sich anbot, die Kinder zum Wiggles-Konzert zu begleiten (»Du würdest doch noch vor der Pause anfangen, Dorothy dem Dinosaurier Beleidigungen an den Kopf zu werfen«). Jedes Mal, wenn er mir den Kaffee ans Bett brachte, in meinem Lieblingsbecher mit den Auberginen und Zuckerschoten darauf, oder mir vorschlug, »doch heute zu schreiben«, während er den Tag mit den Kindern am Strand verbrachte und auf dem Heimweg was vom Thailänder mitbrachte (»Garnelen Chu Chi, die magst du doch am liebsten«), wurde ich ein Stück weicher. Ich beobachtete seinen alltäglichen Trott, sein Engagement in einem Beruf, der ihm keine intellektuellen Herausforderungen bietet, ihm aber erlaubt, die Miete und die Rechnungen zu bezahlen.
Und da hatte ich es. Die ganze Wahrheit lautet – er ist mein Seelengefährte. Wer sonst käme dafür in Frage als der Mensch, den man sich als Vater seiner Kinder ausgesucht hat? Er, mit dem es im Bett immer noch recht leidenschaftlich zugeht, nach acht gemeinsamen Jahren? Der einzige Mensch auf der Welt, der weiß, wann man
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