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Weiberabend: Roman (German Edition)

Weiberabend: Roman (German Edition)

Titel: Weiberabend: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Fedler
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weggestellt, sondern nur mit gelangweilter Stimme gesagt: ›Das war aber nicht nett, Chrissy.‹ Ich meine, das war alles. Mehr hatten sie dazu nicht zu sagen.« Erekas Gesicht und Nacken färben sich rosig von der Glut ihres Zorns, die durch die Erzählung neu angefacht wurde.
    »Im Ernst?«, frage ich.
    »Tja, deshalb ist er ja so ein verzogener Bengel«, sagt Liz. »Er kann nichts dafür, die Eltern sind schuld.«
    »Es muss dir schwergefallen sein, nicht auf der Stelle das Haus zu verlassen«, sagt Helen.
    »Na ja, lange sind wir auch nicht mehr geblieben«, erzählt Ereka, die nun auf einer winzigen Roten Bete herumkaut. Man kann zuschauen, wie sich ihre Zähne rot verfärben, während sie spricht. »Nicht nach dem, was ich dann getan habe.«
    »Was hast du getan?«, fragen wir alle, beinahe wie aus einem Munde.
    »Ja, was zum Teufel hast du getan?«, fragt CJ und steht auf, um sich schon wieder nachzuschenken. Irgendjemand sollte ihr sagen, dass sie genug getrunken hat.
    »Ich habe gar nicht nachgedacht. Ich bin einfach zu Christopher gegangen, der da auf seinem Dreirad saß, habe ihn am Schlafittchen heruntergezerrt und ihm so den Hintern versohlt, dass er noch lauter gebrüllt hat als Olivia.« Ereka mustert uns ängstlich.
    »Das hast du nicht!«, ruft Liz. Sie lacht leise.
    Ereka nickt. »Ich habe ihm zwei kräftige Klapse auf den Po gegeben«, sagt sie und hustet dann fürchterlich, weil sie sich verschluckt hat.
    »Gut gemacht!« CJ grölt vor Lachen und prostet Ereka mit dem frisch aufgefüllten Glas zu.
    »Das war verdammt mutig«, melde ich mich zu Wort.
    »Wie haben Ethan und Uma darauf reagiert?«, fragt Fiona, die sich mit einem Kommentar vorerst zurückhält.
    Ereka beobachtet unsere Mienen sorgfältig. Sie schweigt eine Weile. »Sie waren schockiert. Natürlich. Ich glaube, das war das erste Mal, dass ihr Kleiner Prinz eine Hand auf dem Hintern zu spüren bekommen hat. Da bin ich ziemlich sicher. Uma hat Christopher nach drinnen gebracht, und sie sind nicht wieder herausgekommen. Ethan hat sich dann auch entschuldigt, er wolle hineingehen und nach ihnen sehen, und dann ist Jake zu ihnen hineingegangen, um sich zu verabschieden, und wir sind gegangen.«
    »Du solltest einen Orden kriegen«, sagt CJ, geht zu Ereka und küsst sie auf den Kopf. Ereka wirkt nicht gerade überzeugt. Ihr Blick fällt auf Tam, die in ihrer Handtasche an ihrem Handy herumspielt. Nun drehen sich alle Köpfe zu Tam um. Tam blickt auf und sieht, dass wir sie alle anstarren und auf ihr Urteil warten. Sie spürt unsere Erwartung.
    Sie räuspert sich und lässt die Tasche neben sich auf den Sessel sinken. »Ich hätte vermutlich am liebsten auch getan, was du getan hast«, sagt sie. »Aber ich glaube, ich hätte nicht den Mut dazu gehabt. Ich hätte wohl eher etwas zu den Eltern gesagt, wie: ›Ich frage mich, ob Christopher bewusst ist, wie verletzt Olivia jetzt ist‹, oder so etwas in der Art.«
    »Ja, du hast recht, das wäre die richtige Reaktion gewesen«, sagt Ereka kläglich. Sie schiebt sich noch eine Gabel voll Essen in den Mund und kaut halbherzig. »Ich habe ein furchtbar schlechtes Gewissen.« Sie kaut weiter. »Ich hatte kein Recht, das zu tun, und wenn ich auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht hätte, hätte ich mich sicher zurückgehalten. Ich würde auch nicht wollen, dass jemand anderes meine Kinder schlägt, ganz egal, was vorher passiert ist.«
    »Deine Kinder würden sich nicht so benehmen«, sagt Dooly. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Olivia oder Kylie so etwas Gemeines tun würden.«
    »Meine schon«, sage ich verbittert.
    »Ich konnte es einfach nicht ertragen, dass niemand diesem Kind gezeigt hat, wie falsch es sich verhalten hat«, sagt Ereka beinahe flehentlich, spießt eine Garnele auf und hebt die Gabel zum Mund.
    »Du bist wie Mr. Pinkwhistle«, sagt Fiona leise.
    »Bitte wer?«, fragt CJ.
    »Erinnerst du dich an diese Enid-Blyton-Figur, Mr. Pinkwhistle, der herumläuft und Dinge wieder in Ordnung bringt? Er erteilt gemeinen Kindern eine Lehre, repariert kaputte Sachen … so was in der Art …«, sagt Fiona.
    »Ach ja, ich erinnere mich, die Geschichten habe ich als kleines Mädchen gelesen«, sagt Ereka lächelnd. »Mr. Pinkwhistle … er hatte eine Katze, nicht?«
    Aber obwohl wir uns alle loyal in Erekas Ecke stellen, in diesem unsichtbaren elterlichen Boxring, und ihr Beifall spenden, ist das eine schwierige Angelegenheit. Das weiß sie auch. Als Mütter regieren wir nach Gutdünken

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