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Weiberabend: Roman (German Edition)

Weiberabend: Roman (German Edition)

Titel: Weiberabend: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Fedler
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Dankbarkeit.
    »Zumindest merkst du, wenn er sich gemein verhalten hat, und bestrafst ihn dafür«, sagt Ereka.
    »In Aarons Fall wäre die Gemeinheit auch schwer zu übersehen«, sagt Helen. Ich werfe ihr einen finsteren Blick zu. Nur Mütter dürfen so etwas über ihre Kinder sagen. Aber ich weiß, dass diese Bemerkung nicht verletzend gemeint ist. Sie würde mich nie absichtlich kritisieren.
    »Ethan und Uma haben es nicht gemerkt«, sagt Ereka.
    »Vielleicht sind sie einfach dumm«, meint Helen.
    »Faul«, sage ich. »Es ist pure Faulheit, seine Kinder nicht zu disziplinieren, wenn sie etwas Böses getan haben.«
    »Sie waren nicht faul. Sie haben nur eine völlig andere Einstellung zur Kindererziehung als Jake und ich«, sagt Ereka.
    »Und sie haben kein Kind wie Olivia«, sagt Fiona.
    »Ich glaube, wenn ich Olivia zutrauen könnte, sich selbst zu wehren und durchzusetzen, würde ich mich nicht so oft einmischen. Aber …« Erekas Stimme erstirbt, während ihr Verstand versucht, die Scherben von Scham, Schuldgefühlen und Traurigkeit sinnvoll zusammenzufügen. Sie betrachtet nachdenklich ihren leeren Teller. »… Sie war hilflos, so erschrocken über das, was passiert ist. Und ich konnte nichts tun als zurückzuschlagen und dieses Kind eine Sekunde lang spüren zu lassen, wie Olivia sich gefühlt hat.«
    »Ich finde das völlig verständlich«, sagt Fiona tröstend. »Niemand verurteilt dich dafür.«
    »Ist dein Beschützerinstinkt Olivia gegenüber stärker als bei Kylie?«
    »Ja, natürlich. Sie ist nicht in der Lage, sich in einer beängstigenden, unvorhersehbaren Welt zurechtzufinden, so, wie normale Kinder das tun. Ich glaube, wenn das Kylie passiert wäre, hätte ich es als Erfahrung angesehen, die sie lehren kann, für sich selbst einzutreten, und ich würde ihr beibringen, nein zu sagen, wie es alle Mädchen lernen sollten. Aber bei Olivia habe ich das Gefühl, dass sie ohnehin schon so benachteiligt ist. Ich will nur, dass sie nicht verletzt wird, eben weil sie keine Möglichkeit hat, die Situation zu verstehen oder daraus zu lernen.«
    »Ich bin neulich auch eingesprungen«, sagt CJ laut. Erekas Geschichte ist noch kaum beendet, ihr Platz ist sozusagen noch warm, da muss CJ mit ihrer »Ich auch«-Geschichte hereinplatzen. Ich kann meinen Ärger kaum verbergen.
    »Was hast du gemacht?«, fragt Ereka; vielleicht ist sie erleichtert, dass offenbar auch andere die Grenzen der ungeschriebenen erzieherischen Moral ab und an übertreten.
    Der Wodka in Verbindung mit den Kopfschmerztabletten hat seine Wirkung nicht verfehlt. CJ steuert auf das große Heulen zu, ich spüre es förmlich. »Jorja hat es gerade in der Schule ziemlich schwer. Sie findet einfach keine Freundin. Mädchen können ja solche Zicken sein. Letzte Woche wurde sie dabei erwischt, wie sie einem anderen Kind Geld aus dem Schulranzen gestohlen hat.«
    »Alle Kinder machen diese Phase durch«, sagt Tam. »Das ist alterstypisch.«
    CJ ignoriert sie und fährt fort: »Also habe ich sie damit konfrontiert, bereit, sie ungespitzt in den Boden zu rammen und die grausamsten Strafen zu verhängen … und dann, hört euch das an …« CJ zögert, ihre Stimme hat zu zittern begonnen. »… dann hat sie mir erzählt, dass dieser Junge in ihrer Klasse, in den sie verknallt ist, ihr versprochen hat, in der Mittagspause mit ihr zu spielen, wenn sie ihm zwei Dollar gibt. Deshalb hat sie das Geld gestohlen.«
    »Da blutet einem ja das Herz«, sagt Fiona.
    »Ja, und dieser kleine Mistkerl hat dann nicht mal mit ihr gespielt. Er hat das Geld genommen und sich und seinen Freunden in der Schulcafeteria Eis gekauft, während Jorja beim Mittagessen allein dasaß.« CJ schnieft. »Kinder können manchmal hinterhältiger sein als meine übelsten Mandanten«, bemerkt sie.
    »Und, was hast du getan?«, fragt Helen. Sie wirft die Schachtel mit dem Schokokonfekt wieder Dooly zu, obwohl sie gar nicht darum gebeten hat.
    »Ich habe ihr gesagt, dass sie gerade Lektion Nummer eins in Sachen ›Männer sind Schweine‹ gelernt hat«, sagt CJ und lacht schnaubend.
    »Das hast du nicht!«, japst Fiona. »Setz ihr nicht solche Sachen in den Kopf – sie ist noch so klein.«
    »Ganz ruhig, das war doch nur Spaß«, sagt CJ. »Aber das hätte ich ihr sagen sollen, was? Ich meine, so ist es doch, oder?«
    Niemand wagt es, ihr zu widersprechen. Dazu haben wir zu viel Mitgefühl. Arme kleine Jorja.
    »Es tut mir furchtbar weh, dass das schon Tage vorher passiert war, und Jorja das

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