Weiberregiment
Gebet
hindeuteten. Reißer war auf die Knie gesunken und hatte die Hände
gefaltet. Der Rest der Gruppe wich langsam zurück. Frömmigkeit ist
eine wundervol e Sache.
»Was macht er da, Feldwebel?«, fragte Bluse.
»Er betet, Herr«, sagte Jackrum.
»Das macht er oft, habe ich bemerkt«, flüsterte der Leutnant. »Ist es
mit den, äh, Vorschriften vereinbar, Feldwebel?«
»Schwer zu sagen, Herr«, erwiderte Jackrum. »Ich selbst habe oft auf
dem Schlachtfeld gebetet. Habe häufig das Gebet des Soldaten
gesprochen, Herr, und ich gebe es gern zu.«
»Äh… ich kenne es nicht«, sagte Bluse. »Wie lautet es?«
»Oh, die Worte würden dir bestimmt einfal en, Herr, im Angesicht
des Feindes, Herr. Normalerweise klingen sie wie ›O Gott, lass mich
den Mistkerl töten, bevor er mich umbringt‹.« Jackrum grinste, als er
Bluses Gesichtsausdruck sah. »Das nenne ich ›die autorisierte Version‹,
Herr.«
»Ja, Feldwebel, aber wo kämen wir hin, wenn wir die ganze Zeit über
beten würden?«, fragte der Leutnant.
»Vermutlich in den Himmel, Herr, um dort rechts neben Nuggan zu
sitzen«, antwortete Jackrum prompt. »Das hat man mir gesagt, als ich
ein kleiner Bengel war, Herr. Natürlich würde es dort bald ziemlich eng,
und deshalb ist es ganz gut, dass nicht al e beten.«
An dieser Stelle beendete Reißer ihr Gebet, stand auf und klopfte sich
Staub von den Knien. Sie schenkte der Truppe ihr munteres,
beunruhigendes Lächeln. »Die Herzogin wird unsere Schritte leiten«,
sagte sie.
»Oh, gut«, erwiderte Bluse schwach.
»Sie wird uns den Weg zeigen.«
»Wundervol . Äh… hat sie sich vielleicht auf die Karte bezogen?«,
fragte der Leutnant.
»Sie wird uns Augen geben, mit denen wir sehen können.«
»Ja? Ausgezeichnet«, sagte Bluse. »Tut wirklich gut, das zu wissen.
Nicht wahr, Feldwebel?«
»Jaherr«, bestätigte Jackrum. »Mit neuen Augen kommen gewisse
Leute vielleicht zur Einsicht.«
Sie kundschafteten in Dreiergruppen, und die anderen warteten in einer
tiefen Mulde zwischen den Büschen. Feindliche Patrouillen waren
unterwegs, aber es ist nicht schwer, einigen Männern auszuweichen, die
auf den Wegen unterwegs sind und sich nicht leise bewegen. Die
Soldaten stammten aus Zlobenien und verhielten sich wie die Herren
des Landes.
Aus irgendeinem Grund brach Polly mit Maladikt und Reißer auf,
anders ausgedrückt: mit einem Vampir, der kurz davor stand, sich in ein
blutrünstiges Ungeheuer zurückzuverwandeln, und mit einem
Mädchen, das so weit hinüber war, dass sie aus der anderen Richtung
kam. Reißer veränderte sich mit jedem Tag, so viel stand fest. An jenem
Tag, als sie alle zu Rekruten geworden waren – er schien ein ganzes
Leben zurückzuliegen –, war sie ein zitterndes kleines Kind gewesen,
das sich vor Schatten gefürchtet hatte. Jetzt wirkte sie manchmal
größer, vol er ätherischer Gewissheit, und die Schatten flohen vor ihr.
Nun, nicht wirklich, gab Pol y zu. Aber sie ging so, als sollten die Schatten vor ihr fliehen.
Und dann das Wunder des Truthahns. Es ließ sich kaum erklären.
Polly und ihre beiden Begleiter waren bei den Klippen unterwegs
gewesen und einigen zlobenischen Beobachtungsposten ausgewichen,
vorgewarnt vom Geruch der Lagerfeuer, aber leider nicht von
Kaffeeduft. Maladikt schien sich größtenteils unter Kontrolle zu haben,
abgesehen von der Tendenz, Buchstaben und Zahlen zu murmeln.
Dem hatte Pol y mit der Drohung ein Ende gesetzt, ihn mit einem
Stock zu schlagen, wenn er damit fortfuhr.
Sie erreichten einen Klippenrand, der einen weiteren Blick zur
Festung gestattete, und einmal mehr hob Pol y das Fernrohr und hielt
an den steilen Felswänden und Mauern nach einem anderen Eingang
Ausschau.
»Sieh nach unten zum Fluss«, sagte Reißer.
Der runde Ausschnitt der Welt glitt nach oben, als Pol y das Fernrohr
senkte, und schließlich sah sie etwas Weißes. Sie musste das Fernrohr
sinken lassen, um zu erkennen, um was es sich handelte.
»Meine Güte«, sagte sie.
»Das ergibt einen Sinn«, meinte Maladikt. »Und dort führt ein Pfad
am Fluss entlang, seht ihr? Dort sind weitere Frauen unterwegs.«
»Das Tor ist ziemlich klein«, sagte Polly. »Und es wäre ganz leicht,
Leute nach Waffen zu durchsuchen.«
»Soldaten kämen da nicht durch«, sagte der Vampir.
»Wir könnten es schaffen«, betonte Pol y. »Und wir sind Soldaten,
oder?«
Nach einer Pause sagte Maladikt: »Soldaten brauchen Waffen.
Schwerter und
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