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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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vol kommen unberechenbar, was sie
    nur noch schrecklicher machte. Mumm hatte gehört, dass die
    scharfkantigen Scheiben mehrere hundert Meter weit flogen, und dabei
    spielte es keine Rol e, auf wie viele Pferde und Soldaten sie unterwegs
    trafen. Und das waren nur die neuesten Ideen. Es gab reichlich
    konventionel e Waffen, Riesenbögen, Katapulte und Wurfmaschinen,
    die Kugeln aus Ephebianischem Feuer schleuderten, das festklebte,
    während es brannte.
    Von so weit oben im zugigen Turm sah Mumm die Lagerfeuer des
    verschanzten Heers überal auf der Ebene. Es konnte sich nicht
    zurückziehen, und die Allianz – wenn man den verdrießlichen Tumult
    so nennen durfte – wagte es nicht, mit der feindlichen Streitmacht im
    Rücken stromaufwärts zu ziehen, weiter nach Borograwien hinein.
    Andererseits hatte sie auch nicht genug Soldaten, um die Festung zu
    halten und den Feind zusammenzutreiben.
    Und in einigen Wochen würde es zu schneien beginnen. Dann
    bedeckten Eis und Schnee die Pässe, natürliche Barrieren, die niemand
    überwinden konnte. Und an jedem Tag brauchten Tausende von
    Männern und Pferden Nahrung. Die Soldaten konnten die Pferde
    essen, wenn ihnen nichts anderes übrig blieb, und damit lösten sie zwei
    Proviantprobleme auf einmal. Anschließend musste man auf den guten
    alten Bein-Turnus zurückgreifen, der, wie Mumm von einem der
    freundlicheren Zlobenen erfahren hatte, ein weit verbreitetes Merkmal
    des Winterkrieges in den hiesigen Bergen war. Die Informationen
    stammten von Hauptmann »Humpel« Splatzer, und Mumm sah keinen
    Grund, an ihnen zu zweifeln.
    Und dann würde es regnen, und der Regen und die Schneeschmelze
    würden den verdammten Fluss weit über die Ufer treten lassen. Aber
    bevor das geschah, war die Allianz vermutlich endgültig zerstritten und
    heimgekehrt. Die Borograwier brauchten nur durchzuhalten, um ein
    Unentschieden zu erzielen.
    Mumm fluchte leise. Prinz Heinrich hatte den Thron eines Landes
    geerbt, dessen wichtigster Exportartikel ein handbemalter Holzschuh
    war, aber in zehn Jahren, so schwor er, würde seine Hauptstadt Rigor
    »das Ankh-Morpork der Berge« sein! Aus irgendeinem Grund glaubte
    er, dass sich Ankh-Morpork darüber freuen würde.
    Angeblich war er begierig darauf, von Ankh-Morpork zu lernen. Ein
    solcher unschuldiger Ehrgeiz konnte einen aufstrebenden Herrscher
    dazu bringen… tatsächlich zu lernen, wie Ankh-Morpork gewisse Dinge zustande brachte. Heinrich galt als gerissen, aber Ankh-Morpork hatte
    die Gerissenheit schon vor tausend Jahren überholt, war an
    Verschlagenheit vorbeigerast und hatte Listigkeit hinter sich gelassen,
    um auf Umwegen Direktheit zu erreichen.
    Mumm blätterte durch die Unterlagen auf seinem Schreibtisch und
    sah auf, als er draußen einen schrillen, gellenden Schrei hörte.
    Ein Bussard kam tief durch das offene Fenster geflogen und landete
    auf der Stange im rückwärtigen Teil des Raums. Mumm schlenderte
    näher, als die kleine Gestalt auf dem Rücken des Vogels die Flugbril e
    abnahm.
    »Wie ist die Lage, Knuddel?«, fragte er.
    »Sie werden misstrauisch, Herr Mumm. Und Feldwebel Angua meint,
    dass es jetzt riskant geworden ist, da sie so nahe sind.«
    »Sag ihr, sie soll zurückkehren.«
    »In Ordnung, Herr. Und sie brauchen noch immer Kaffee.«
    »Oh, verdammt! Haben sie überhaupt keinen gefunden?«
    »Nein, Herr, und mit dem Vampir wird’s immer brenzliger.«
    »Wenn sie jetzt schon misstrauisch sind, dann erst recht, wenn wir eine Feldflasche mit Kaffee über ihnen abwerfen!«
    »Feldwebel Angua meint, wir kämen vermutlich damit durch, Herr.
    Den Grund dafür nannte sie nicht.« Der Gnom sah Mumm
    erwartungsvoll an. Ebenso sein Bussard. »Sie sind sehr weit gekommen,
    Herr. Für einen Haufen Mädchen… größtenteils Mädchen.«
    Mumm streckte geistesabwesend die Hand aus, um den Vogel zu
    streicheln.
    »Nicht, Herr!«, rief Knuddel. »Sie reißt dir den Daumen ab!«
    Jemand klopfte an die Tür, und Reg kam mit einem Tablett herein,
    auf dem rohes Fleisch lag. »Hab Knuddel am Himmel gesehen und
    einen Abstecher in die Küche gemacht, Herr.«
    »Bravo, Reg. Hat man dich gefragt, für wen das rohe Fleisch
    bestimmt ist?«
    »Ja, Herr. Ich habe gesagt, dass du es isst, Herr.«
    »Es kann meinem Ruf vermutlich nicht schaden«, sagte Mumm.
    »Übrigens, wie geht es in den Verliesen zu?«
    »Oh, ich würde die Leute dort nicht als richtige Zombies bezeichnen,
    Herr«, sagte Reg, wählte ein Stück Fleisch und ließ es vor

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