Weiberregiment
schien in Gedanken versunken zu sein; Pol y nahm sie
vorsichtig bei der Hand. Leise huschten sie von Baum zu Baum und
kehrten zur Mulde zurück. Polly und Maladikt sprachen nicht,
wechselten aber den einen oder anderen Blick.
Natürlich versteckte sich ein Truthahn, bis der Jäger ihn fast erreicht hatte. Dieses Exemplar musste die ganze Zeit über da gewesen sein und
hatte seine Vogelnerven verloren, als der Späher zu nahe gekommen
war. Ein ungewöhnlich großer Truthahn, einer, dem kein hungriger
Soldat widerstehen konnte, aber…
Das Gehirn hört verräterischerweise nicht auf zu denken, wenn man
möchte, deshalb fügte Pol y hinzu: Sie sagte, die Herzogin könnte
kleine Dinge bewegen. Wie klein ist ein Gedanke im Selbst eines
Vogels?
Nur Jade und Igorina erwarteten sie in der Mulde. Die anderen hatten
einen besseren Platz eine Meile entfernt gefunden.
»Wir haben den geheimen Eingang entdeckt«, sagte Pol y leise, als sie
weitergingen.
»Können wir hinein?«, fragte Igorina.
»Es ist der Eingang für die Waschfrauen«, erklärte Maladikt. »Direkt
unten am Fluss. Ein Weg führt dorthin.«
»Waschfrauen?«, wiederholte Igorina. »Aber dies ist ein Krieg !«
»Trotzdem wird Wäsche schmutzig, nehme ich an«, sagte Polly.
»Sogar noch schmutziger, sol te man meinen«, fügte Maladikt hinzu.
»Aber… unsere Landsmänninnen? Sie waschen die Wäsche des
Feinds?« Igorina klang schockiert.
»Weil sie nicht verhungern wollen, ja«, bestätigte Polly. »Ich habe
gesehen, wie eine Frau mit einem Korb vol er Brotlaibe die Festung
verließ. Es sol dort viele Kornspeicher geben. Außerdem hast du einen
feindlichen Offizier zusammengenäht, oder?«
»Das ist was anderes«, sagte Igorina. »Es ist unsere Pflicht, andere
Mä… andere Menschen zu retten. Von ihrer… Unterwäsche war dabei
nie die Rede.«
»Wir könnten hineingelangen, wenn wir uns als Frauen verkleiden«,
sagte Polly.
Stille folgte. Dann fragte Igorina: »Verkleiden?«
»Du weißt, was ich meine!«, entgegnete Polly.
» Als Waschfrauen?«, fragte Igorina. »Dief find Chirurgenhände!«
»Tatsächlich? Woher hast du sie?«, erkundigte sich Maladikt. Igorina
streckte ihm die Zunge raus.
»Ich habe nicht vor, irgendetwas zu waschen«, sagte Pol y.
»Was hast du vor?«, fragte Igorina.
Pol y zögerte. »Ich möchte meinen Bruder befreien, wenn er in der
Festung gefangen ist. Und es wäre nicht schlecht, wenn wir den Feind
daran hindern könnten, unser Land zu erobern.«
»Dafür ist vielleicht zusätzliche Streitkraft erforderlich«, kommentierte
Maladikt. »Ich möchte euch nicht die Vorfreude nehmen, aber ich muss
sagen, dass es eine schreckliche Idee ist. Der El-Teh wird einem
solchen Vorschlag nie zustimmen.«
»Das würde er tatsächlich nicht«, erwiderte Pol y. »Aber der Vorschlag
wird von ihm selbst kommen.«
»Hmm«, sagte Bluse etwas später. »Waschfrauen? Ist so etwas üblich,
Feldwebel?«
»O ja, Herr. Ich schätze, die Frauen aus den nahen Dörfern waschen
die Wäsche ebenso wie zu der Zeit, als wir die Festung kontrollierten.«
»Du meinst, sie helfen dem Feind? Warum?«
»Weil das besser ist, als zu verhungern, Herr. So lautet die harte
Wahrheit. Und es hört nicht immer mit dem Wäschewaschen auf.«
»Es sind junge Männer zugegen, Feldwebel!«, schnappte Bluse und
errötete.
»Früher oder später müssen sie mit dem Bügeln und Nähen vertraut
werden, Herr«, sagte Jackrum und grinste.
Bluse öffnete den Mund. Bluse schloss den Mund.
»Der Tee ist fertig, Herr«, sagte Pol y. Tee war eine unglaublich
nützliche Sache. Er erlaubte es einem, mit al en zu reden.
Sie hielten sich in den Resten eines Bauernhauses auf. Al em
Anschein nach kamen nicht einmal Patrouillen hierher – nichts deutete
auf frühere Lagerfeuer oder auch nur einen kurzen Aufenthalt von
Soldaten hin. Es roch nach Verfal , und die Hälfte des Daches fehlte.
»Und die Frauen kommen und gehen einfach, Perks?«, fragte der
Leutnant.
»Ja, Herr«, sagte Pol y. »Und mir kam eine Idee, Herr. Bitte um
Erlaubnis, von meiner Idee erzählen zu dürfen, Herr.« Sie sah, wie
Jackrum eine Braue wölbte. Sie trug dick auf, das musste sie zugeben,
aber die Zeit drängte.
»Nur zu, Perks«, sagte der Leutnant. »Ich fürchte, andernfal s platzt
du.«
»Sie könnten Spione für uns sein, Herr! Wir könnten sie viel eicht
dazu bringen, die Tore für uns zu öffnen!«
»Bravo!«, erwiderte Bluse. »Mir gefallen
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