Weiberregiment
ist es damit?«
Jackrum schnitt am Tabak herum.
»Und?«, erwiderte er und blieb aufs Messer konzentriert.
»Was?«
»Glaubt ihr, vor euch hat es noch nie jemand probiert? Haltet ihr
euch für die Einzigen? Ihr macht euch gegenseitig etwas vor, und jeder
kann einem Rupert etwas vormachen, aber Jackrum täuscht ihr nicht.
Bei Maladikt war ich mir nicht sicher und bin es noch immer nicht,
denn bei einem Vampir… Wer weiß da schon Bescheid? Und auch bei
dir bin ich mir nicht sicher, Karborund, denn bei einem Troll… Wen
kümmert’s? Ist nicht böse gemeint.«
»Schon gut«, polterte Jade. Sie begegnete Pol ys Blick und zuckte die
Schultern.
»Ich kenne nicht viele Trol e, deshalb weiß ich die Zeichen kaum zu
deuten«, fuhr der Feldwebel fort. » Dich habe ich sofort durchschaut, Schnieke. Ich schätze, es lag an deinen Augen. Du… hast dich selbst
beobachtet, um festzustel en, wie gut du bist.«
Meine Güte, dachte Pol y. »Äh… habe ich ein Paar Socken, das dir
gehört?«
»Ja. Gut gewaschen, möchte ich hinzufügen.«
»Ich gebe es dir sofort zurück!«, sagte Pol y und griff nach ihrem
Gürtel.
»Bei Gelegenheit, Perks, bei Gelegenheit, wir brauchen nichts zu
überstürzen«, sagte Jackrum und hob die Hand. »Und gut gewaschen,
wenn ich bitten darf.«
» Warum, Feldwebel?«, fragte Toller. »Warum hast du uns nicht
verraten? Dazu hattest du jederzeit die Möglichkeit!«
Jackrum schob das Stück Tabak von einer Wange in die andere, und
eine Zeit lang kaute er nur und blickte ins Leere.
»Nein, ihr seid nicht die Ersten«, sagte er schließlich. »Ich habe einige
vor euch gesehen… Meistens waren sie al ein, und sie hatten immer
Angst… Und in den meisten Fäl en hielten sie nicht lange durch. Doch
aus ein oder zwei von ihnen wurden prächtige Soldaten, ja, wirklich
prächtige. Ich habe euch beobachtet und dachte mir: Was sie wohl
machen, wenn sie herausfinden, dass sie nicht al ein sind? Kennt ihr
Löwen?« Die Rekruten nickten. »Der Löwe ist eigentlich ein großer
alter Feigling. Wer Ärger wil , legt sich mit den Löwinnen an. Sie töten
und jagen zusammen. Und so ist es überall. Wer echte Scherereien will,
hält nach den Frauen Ausschau. Sogar bei den Insekten ist es so. Es
gibt da eine Käferart, bei der beißt sie ihm den Kopf ab, während er seine ehelichen Pflichten erfüllt, und das nenne ich eine echte Schererei.
Andererseits habe ich gehört, dass er trotzdem weitermacht, also ist es
für Käfer viel eicht nicht ganz so schlimm.«
Er sah in die leeren Gesichter der Rekruten. »Nein?«, fragte er. »Ich
dachte, eine ganze Gruppe von Mädchen auf einmal, das ist… seltsam.
Viel eicht gibt es einen Grund dafür.« Pol y bemerkte, dass Jackrum
kurz zu Reißer sah. »Vor dem kleinen Ekel namens Strappi wol te ich
euch nicht beschämen, und dann passierte die Sache in Plotz, und
dann… überstürzten sich die Ereignisse und rissen uns mit sich. Ihr
habt euch gut gehalten, Jungs. Wirklich gut. Habt euch wie echte
Soldaten entwickelt.«
»Ich gehe zur Festung«, sagte Polly.
»Oh, mach dir um den Rupert keine Sorgen«, brummte Jackrum.
»Derzeit genießt er wahrscheinlich einen hübschen Napf Skubbo. Er
hat eine Schule für vornehme junge Herren besucht, deshalb wird ihm
das Gefängnis wie eine Rückkehr in die gute alte Zeit erscheinen.«
»Wir machen uns trotzdem auf den Weg, Feldwebel«, sagte Polly.
»Tut mir Leid.«
»Oh, sprich nicht davon, dass es dir Leid tut, Perks. Bis zu der Stelle
war al es in Ordnung«, sagte Jackrum bitter.
Knaller stand auf. »Ich gehe mit«, sagte sie. »Ich glaube, mein…
Verlobter ist in der Festung.«
»Ich muss ebenfalls zur Festung«, sagte Reißer. »Die Herzogin lenkt
meine Schritte.«
»Ich komme mit«, warf Igorina ein. »Wahrscheinlich werde ich
gebraucht.«
»Mich man wahrscheinlich nicht halten könnte für eine Waschfrau«,
grollte Jade. »Ich hier bei Maladikt bleibe. Ha, wenn er nach dem
Erwachen immer noch will Blut, er sich holt stumpfe Zähne!«
Sie sahen sich stumm an, verlegen und auch trotzig. Dann klatschte
jemand langsam Beifall.
»Oh, sehr hübsch«, sagte Jackrum. »Eine richtige Verbrüderung.
Beziehungsweise Verschwesterung. Meine Güte. Jetzt hört mal. Bluse
war ein Narr. Wahrscheinlich liegt’s an den vielen Büchern. Er liest all
den Kram darüber, dass es ehrenvoll ist, für sein Land zu sterben und
so. Ich hab nie viel gelesen, aber ich weiß, worum es im Krieg
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