Weiberregiment
geht:
Man versucht, einen anderen armen Teufel für sein Land sterben zu
lassen.«
Er schob das Tabakstück im Mund hin und her. »Ich wol te, dass ihr
Jungs sicher seid. Ich dachte, dass ihr unten in der Menge der Männer
al es überstehen könnt, ganz gleich, wie viele Freunde des Prinzen nach
euch suchen. Ich sehe euch Jungs an und denke dabei: Ihr armen Jungs,
habt überhaupt keine Ahnung vom Krieg. Was wollt ihr nur machen !
Toller, du kannst gut mit der Armbrust schießen, aber wer gibt dir
Deckung, während du nachlädtst? Perks, du kennst ein oder zwei
Tricks, aber die Burschen in der Festung kennen vier oder fünf. Du
kochst gut, Knaller. Willst du den Feind zu einer guten Mahlzeit
einladen? Und Reißer… Wird die Herzogin Pfeile von dir ablenken?«
» Ja, das wird sie. «
»Ich hoffe, da hast du Recht, Junge«, sagte Jackrum und richtete einen
nachdenklichen Blick auf das Mädchen. »Ich persönlich finde Religion
auf dem Schlachtfeld so nützlich wie einen Helm aus Schokolade. Du
brauchst mehr als nur ein Gebet, wenn Prinz Heinrich dich erwischt,
möchte ich meinen.«
»Wir versuchen es trotzdem, Feldwebel«, sagte Polly. »Beim Heer gibt
es nichts für uns.«
»Kommst du mit uns, Feldwebel?«, fragte Knaller.
»Nein, Junge. Ich als Waschfrau? Nee, das haut nicht hin. Ich sehe
hier keinen passenden Rock rumliegen, damit fängt’s an. Äh… nur eine
Sache, Jungs. Wie wol t ihr in die Festung hineinkommen?«
»Am Morgen«, antwortete Polly. »Wenn die Waschfrauen
hineingehen.«
»Du hast schon al es geplant, General? Und ihr seid dann wie Frauen
gekleidet?«
»Äh… wir sind Frauen, Feldwebel«, sagte Polly.
»Ja, Junge. Ein technisches Detail. Aber den Rupert habt ihr mit
eurem Schnickschnack getäuscht. Wol t ihr den Wächtern vielleicht
erzählen, dass ihr im Dunkeln versehentlich den falschen Schrank
geöffnet habt?«
Wieder folgte verlegenes Schweigen. Jackrum seufzte. »Dies ist kein
richtiger Krieg«, sagte er. »Aber ich habe trotzdem versprochen, mich
um euch zu kümmern. Ihr seid meine kleinen Jungs, habe ich gesagt.«
Seine Augen glänzten. »Und das seid ihr noch immer, auch wenn die
Welt jetzt kopfsteht. Ich kann nur hoffen, dass du einige Tricks vom
alten Feldwebel gelernt hast, Fräulein Perks, abgesehen von denen, die
du zweifellos bereits kennst. Und jetzt sol te ich euch besser ausrüsten.«
»Viel eicht können wir uns in die Dörfer schleichen, aus denen die
Waschfrauen kommen, und dort etwas stehlen«, schlug Toller vor.
»Von einem Haufen armer Frauen?«, fragte Pol y niedergeschlagen.
»Außerdem sind überal Soldaten.«
»Wie sol en wir auf einem Schlachtfeld an Frauenkleidung
herankommen?«, fragte Stecher.
Jackrum lachte, stand auf, hakte die Daumen hinter den Gürtel und
grinste. »Ich habe es ja gesagt, Jungs, ihr wisst überhaupt nichts vom Krieg!«
Und zu den Dingen, die sie nicht wussten, gehörte: Der Krieg hatte
Kanten.
Pol y wusste nicht recht, was sie erwartet hatte. Männer und Pferde
natürlich. Vor ihrem inneren Auge waren sie in einen tödlichen Kampf
verwickelt, aber der konnte natürlich nicht den ganzen Tag dauern.
Also musste es auch Zelte geben. Und etwa so weit hatte das innere
Auge gesehen. Es hatte nicht gesehen, dass ein Heer bei einem Feldzug
eine Art große, mobile Stadt bildete. Es hatte nur einen Arbeitgeber,
und es produzierte Tote, aber wie al e Städte lockte es… Bürger an. Das
Geplärr von Babys in den Zelten nervte Pol y – damit hatte sie gewiss
nicht gerechnet. Und erst der Schlamm. Und die vielen Leute . Überal
brannten Lagerfeuer. Überal wurde gekocht. Dies war eine Belagerung.
Die Soldaten hatten sich eingerichtet.
Es war einfach gewesen, im Dunkeln die Ebene zu erreichen. Nur
Polly und Knaller begleiteten den Feldwebel, der gesagt hatte, mehr
wären zu viele und zu auffällig. Patrouillen waren unterwegs, aber in der
Routine ließ deren Aufmerksamkeit nach. Außerdem rechneten die
Verbündeten nicht damit, dass kleine Gruppen versuchten, ins Tal zu
gelangen. Und Männer im Dunkeln waren laut, viel lauter als Frauen.
Sie bemerkten einen borograwischen Wachposten in der Dunkelheit an
den Geräuschen, die er verursachte, als er versuchte, ein Stück vom
Abendessen zwischen seinen Zähnen zu entfernen. Doch ein anderer
Wächter entdeckte sie, als sie nur noch die Länge eines Steinwurfs von
den Zelten trennte. Er war jung und deshalb noch sehr eifrig.
»Halt? Wer ist
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