Weiberregiment
Nun,
hier sind wir, und ich sehe keine Wunder. Seht ihr welche?«
»Ich glaube, sie hätte nicht gewol t, dass wir nachgeben«, sagte Pol y.
Nein.
»Habt ihr das gehört?«, fragte Polly, obwohl sie nicht sicher war, dass
das Wort ihren Kopf durch die Ohren erreicht hatte.
»Nein, ich nicht!«, erwiderte Toller. »Ich habe nichts gehört!«
»Ich glaube, wir können den Kompromiss nicht akzeptieren, Herr«,
teilte Polly dem Major mit.
»Dann bin ich ebenfal s nicht dazu bereit«, warf Knal er ein. »Ich…
dies war nicht… ich bin nur hierher gekommen, weil… aber… Ich
bleibe bei euch. Äh. Was können sie mit uns machen, Herr?«
»Sie können euch für lange Zeit in eine Zel e stecken«, antwortete
Clogston. »Sie sind freundlich zu euch…«
»Freundlich?«, wiederholte Polly.
»Sie glauben wenigstens, dass sie freundlich sind«, sagte Clogston.
»Und sie können wesentlich unfreundlicher werden. Und es ist Krieg.
Sie möchten kein schlechtes Bild abgeben, aber Schnitz ist nicht mit
Freundlichkeit zum General geworden. Darauf muss ich euch
hinweisen. Wol t ihr trotzdem ablehnen?«
Bluse sah seine Männer an. »Ich denke ja, Major.«
»Gut«, sagte Clogston und zwinkerte.
Gut.
Der Major kehrte zum Tisch zurück und sortierte dort seine Papiere.
»Die angeblichen Angeklagten lehnen das Angebot bedauernd ab,
Herr.«
»Ja, das dachte ich mir«, sagte Schnitz. »In dem Fall werden sie in ihre
Zellen zurückgebracht. Wir kümmern uns später um sie.« Wieder
regnete es Putz, als etwas die Außenmauer traf. »Dies ist zu weit
gegangen!«
»Wir lassen uns nicht in die Zellen bringen!«, rief Toller.
»Das ist Meuterei!«, sagte Schnitz. »Und wir wissen, wie man dem
begegnet!«
»Entschuldige bitte, General, bedeutet das, dieses Gericht erkennt die
Damen als Soldaten an?«, fragte Clogston.
General Schnitz bedachte ihn mit einem finsteren Blick. »Versuch
nicht, mich mit verfahrensrechtlichem Unsinn zu blockieren, Major!«
»Es ist kein Unsinn, sondern das Fundament…«
Duckt euch.
Das Wort war nur eine vage Andeutung in Pol ys Kopf, aber es
schien auch mit dem Zentralnervensystem verbunden zu sein. Und
nicht nur mit ihrem. Die Gruppe duckte sich, und Igorina beugte sich
schützend über ihre Patientin.
Die halbe Decke stürzte ein. Der Kronleuchter fiel und explodierte in
einem Kaleidoskop aus splitternden Prismen. Spiegel zersprangen. Und
dann herrschte vergleichsweise Stille, unterbrochen nur vom leisen
Pochen einiger herabfal ender Putzbrocken und dem Klirren einer
späten Scherbe.
Jetzt…
Schritte näherten sich der großen Tür am Ende des Saales, wo die
Wächter gerade wieder auf die Beine kamen. Die Tür schwang auf.
Jackrum stand dort und leuchtete wie die Abenddämmerung. Das
Licht spiegelte sich auf seinem Tschakoabzeichen – es war so sehr auf
Hochglanz poliert, dass es Unvorsichtige mit seinem schrecklichen
Glitzern blenden konnte. Sein Gesicht leuchtete rot, aber die Jacke war
noch roter, und die Feldwebelschärpe war reines Rot, die Essenz von
Rot, das Rot sterbender Sterne und sterbender Soldaten. Blut tropfte
von den Entermessern, die er sich hinter den Gürtel geschoben hatte.
Die Wächter zitterten noch und versuchten, ihre Piken zu senken und
ihm den Weg zu versperren.
»Lasst das, Jungs, ich bitte euch«, sagte Jackrum. »Ich bin kein
gewalttätiger Mann, das beschwöre ich, aber glaubt ihr etwa, Feldwebel
Jackrum lässt sich von ein bisschen Metall aufhalten?«
Die Wächter sahen Jackrum an, der in eine Aura des Zorns gehül t
war, blickten zu den erstaunten Offizieren und trafen dann eine rasche
Entscheidung, die ihrer Gesundheit diente.
»Brave Jungs«, sagte Jackrum. »Mit deiner Erlaubnis, General
Schnitz?«
Er wartete keine Antwort ab und marschierte wie auf einem
Paradeplatz durch den Saal. Vor den hohen Offizieren, die sich noch
immer Putz von den Uniformen klopften, blieb er mit einem Stiefel
zermalmenden Stampfen stehen und salutierte mit der Präzision eines
Semaphors.
»Herr, ich möchte melden, dass wir jetzt das Haupttor kontrollieren,
Herr! Hab mir die Freiheit genommen, eine Streitmacht aus Rein-und-
Raussern, Von-Seite-zu-Seitern und Rückwärts-und-Vorwärtsern
zusammenzustel en, Herr, nur für den Fal . Habe Flammen und eine
große Rauchwolke über der Festung gesehen und das Tor erreicht, als
dort eure Jungs eintrafen. Wir haben’s dem Feind gegeben, Herr!«
Al gemeiner Jubel erklang, und General
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