Weiberregiment
Abscheulichkeiten verübt worden, Herr. Vermutlich
kommen noch viele andere hinzu. In Bezug auf das Militärrecht haben
wir es mit der einfachen Tatsache zu tun, dass sie sich als Männer
ausgegeben haben, um Soldaten zu werden. Ich war dabei und habe
alles gesehen.«
»Hauptmann Strappi, darf ich dir zu deiner schnel en Beförderung
gratulieren?«, ließ sich Leutnant Bluse vernehmen.
»Ja, in der Tat, Hauptmann«, sagte Clogston. »Vor ein paar Tagen
scheinst du nur ein einfacher Korporal gewesen zu sein.«
Putz bröckelte von der Decke, als draußen etwas Schweres gegen die
Wand pral te. Schnitz wedelte ihn von seinen Unterlagen.
»Ich hoffe, das kam nicht von uns«, sagte er und erntete kurzes
Lachen von den anderen Offizieren. »Bitte fahr fort, Hauptmann.«
Strappi wandte sich an den General. »Wie du weißt, Herr, müssen die
Angehörigen der politischen Abteilung manchmal einen geringeren
Rang bekleiden, um Informationen zu sammeln. Die Vorschriften
lassen das zu, Herr«, betonte er.
Der Ausdruck in General Schnitz’ Gesicht fül te eine kleine Teetasse
der Hoffnung in Pollys Brust. Niemand konnte jemanden wie Strappi
mögen, nicht einmal eine Mutter. Dann sah der General wieder zu
Clogston.
»Ist das relevant, Major?«, fragte er gereizt. »Wir wissen, dass sich die
betreffenden Personen als…«
»…Frauen verkleidet haben, Herr«, sagte Clogston glatt. »Nur das
wissen wir, Herr. Abgesehen von Hauptmann Strappis Aussage – und
ich werde später zeigen, dass sie unredlich ist – gibt es keine Hinweise
darauf, dass sie jemals anders gekleidet waren.«
»Wir haben den Hinweis unserer eigenen Augen, Mann!«
»Ja, Herr. Sie tragen Kleider, Herr.«
»Und ihre Köpfe sind praktisch kahl!«
»Ja, Herr.« Clogston nahm ein dickes Buch mit einem Wald aus
Lesezeichen. »Das Buch Nuggan, Herr: ›Es ist eine Seligkeit in Nuggans
Augen, dass eine Frau ihr Haar kurz trage, auf dass die amouröse
Neigung von Männern keine Stimulation erfahren.‹«
»Es gibt nicht viele kahlköpfige Frauen!«, schnappte General Schnitz.
»Das stimmt, Herr. Dies ist eine der Regeln, die schwer zu beachten
sind, wie die über das Niesen, Herr. Ich sol te an dieser Stelle sagen,
Herr, dass ich aufzeigen möchte, dass Abscheulichkeiten von uns al en
begangen werden, und zwar immer wieder. Wir haben es uns zur
Angewohnheit gemacht, sie zu ignorieren, was zu einer interessanten
Debatte führen könnte. Wie dem auch sei, kurzes Haar ist in
nugganatischer Hinsicht völ ig korrekt. Kurz gesagt, Herr, und mit
kurzem Haar: Die Schuld dieser Damen scheint nur das Waschen von
Wäsche, ein Küchenzwischenfal und eure Befreiung aus den Zellen zu
sein.«
»Ich habe sie gesehen!«, knurrte Strappi. »Sie sahen wie Männer aus
und verhielten sich wie Männer!«
»Warum hast du der Rekrutierungsgruppe angehört, Hauptmann?«,
fragte Major Clogston. »Ich hätte nicht gedacht, dass solche Gruppen
Brutstätten aufrührerischer Aktivität sein können.«
»Ist das eine relevante Frage, Major?«, fragte der General.
»Ich weiß es nicht, Herr«, antwortete Clogston. »Deshalb stelle ich sie
ja. Wir wollen doch nicht, dass jemand sagt, diese Damen hätten kein
faires Verfahren bekommen.«
»Wer sollte das sagen?«, erwiderte Schnitz. »Auf die Diskretion meiner
Offiziere ist Verlass.«
»Und wenn es die Damen selbst sagen, Herr?«
»Dann müssen wir sie auffordern, mit niemandem zu sprechen!«
»Na so was!«, entfuhr es Bluse.
»Und wie wil st du das durchsetzen, Herr?«, fragte Clogston. »Gegen
den Willen der Frauen, die, wie wir alle wissen, dich und die anderen
aus der Gewalt des Feindes befreit haben?«
Die Offiziere murmelten und brummten.
»Major Clogston, hast du zu Mittag gegessen?«, fragte der General.
»Nein, Herr.«
»Oberst Vester meint, dass du ein wenig… launisch wirst, wenn du
eine Mahlzeit versäumst.«
»Nein, Herr. Ich werde dann reizbar, Herr, und ich glaube, derzeit ist
ein wenig Gereiztheit durchaus angebracht. Ich habe Hauptmann
Strappi etwas gefragt, Herr.«
»Na schön, Hauptmann, sag uns also, warum du der
Rekrutierungsgruppe angehört hast«, sagte der General müde.
»Ich habe… ermittelt, Herr, gegen einen Soldaten. Einen
Unteroffizier. Wir haben Unregelmäßigkeiten in seinen Akten bemerkt,
Herr, und wo es Unregelmäßigkeiten gibt, finden wir meistens
Aufwiegelung. Ich spreche nicht gern darüber, Herr, denn der
Feldwebel hat dir gute Dienste
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