Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Kommandeur Mumm. Folge mir, Fräulein.«
    Pol y fühlte Hunderte von Blicken auf sich ruhen, als der Hauptmann
    sie und ihre Begleiter durch die innere Festung führte. Einige
    bewundernde Pfiffe erklangen, denn in den inneren Bereichen gab es
    weitere Soldaten, unter ihnen auch Trolle. Jade bückte sich, nahm einen
    Stein, warf ihn nach einem Trollburschen und traf ihn zwischen den
    Augen.
    »Schon gut!«, rief Maladikt und winkte, als hundert Männer ihre
    Waffen hoben. »Das war die Trollversion einer Kusshand!«
    Und tatsächlich: Der vom Stein getroffene Troll winkte Jade ein
    wenig wacklig zu.
    »Wir sollten diese Neckereien besser lassen«, wandte sich Pol y an
    Jade. »Die weichen Leute könnten solche Dinge falsch verstehen.«
    »Aber die Pfiffe haben jetzt aufgehört«, bemerkte Maladikt.
    Noch mehr Soldaten beobachteten sie, als sie eine Treppe nach der
    anderen hinter sich brachten. Dieser Bereich der Festung ließ sich nicht
    erobern, das sah Pol y ganz deutlich. Jede Treppe war von einer
    weiteren Treppe weiter oben einzusehen; jeder Besucher wurde
    beobachtet, bevor er irgendjemanden zu Gesicht bekam.
    Eine Gestalt trat aus den Schatten, als sie die nächste Etage
    erreichten. Es war eine junge Frau, die ein altmodisches Panzerhemd
    und einen Brustharnisch trug. Sie hatte langes, blondes Haar, und zum
    ersten Mal seit Wochen spürte Polly einen Anflug von Neid.
    »Danke, Hauptmann, von hier an übernehme ich«, sagte sie und
    nickte Pol y zu. »Guten Abend, Korporal Perks. Bitte folgt mir.«
    »Sie ist eine Frau!«, flüsterte Maladikt. »Und Feldwebel!«
    »Ja, ich weiß«, sagte Polly.
    »Aber sie hat einem Hauptmann einen Befehl erteilt!«
    »Vielleicht ist sie eine Politische…«
    »Und sie ist ganz of ensichtlich weiblichen Geschlechts!«
    »Ich bin nicht blind, Mal«, sagte Polly.
    »Und ich bin nicht taub«, sagte die Frau, drehte sich um und lächelte.
    »Mein Name lautet Angua. Bitte wartet hier, ich lasse euch Kaffee
    bringen. Dort drin wird gerade heftig diskutiert.«
    Sie befanden sich in einer Art Vorzimmer, kaum mehr als eine
    breitere Stel e des Korridors mit einigen Sitzbänken. Hinter der großen
    Doppeltür in der gegenüberliegenden Wand erklangen Stimmen. Angua
    ging davon.
    »Einfach so?«, fragte Maladikt. »Was hindert uns daran, diesen Ort
    einzunehmen?«
    »Al die Männer mit den Armbrüsten, an denen wir auf dem Weg
    nach oben vorbeigekommen sind?«, fragte Pol y. Warum wir?, dachte
    sie und sah mit leerem Gesicht zur Wand.
    »Oh, ja. Die Soldaten. Äh… Polly?«
    »Ja?«
    »Eigentlich heiße ich Maladikta.« Sie setzte sich. »Na bitte! Ich habe es
    jemandem gesagt!«
    »Wie schön«, ließ sich Jade vernehmen.
    »Oh, gut«, sagte Polly. Etwa um diese Zeit würde ich den Latrinen ihre
    Nachmittagsspülung geben, dachte sie. Dies war besser, oder?
    »Ich glaube, ich war ganz gut«, fuhr Maladikta fort. »Ich weiß, was du
    denkst. Du denkst: Vampire sind gut dran, ob als Mann oder als Frau.
    Stimmt’s? Aber es ist überal das Gleiche. Samtkleidung, Nachthemden
    mit Drahtbügeln, permanentes verrücktes Verhalten, ganz zu schweigen
    vom ›Baden in Jungfrauenblut‹. Als Mann wird man viel ernster
    genommen.«
    »Ja«, sagte Polly. Ein langer Tag liegt hinter uns. Ein Bad wäre nicht schlecht.
    »Ich dachte, ich wäre gut zurechtgekommen, bis zu der Sache mit
    dem Kaffee. Eine Halskette aus Kaffeebohnen, das ist die Lösung.
    Beim nächsten Mal werde ich besser vorbereitet sein.«
    »Ja«, sagte Pol y. »Gute Idee. Mit echter Seife.«
    »Seife? Was hat Seife damit zu tun?«
    »Was? Oh… entschuldige«, sagte Polly.
    »Hast du überhaupt gehört, was ich gesagt habe?«
    »Oh, das. Ja. Danke, dass du es uns mitgeteilt hast.«
    »Das ist alles ?«
    »Ja«, bestätigte Pol y. »Du bist du. Das ist gut. Ich bin ich, wer auch
    immer ich bin. Tol er ist Toller. Wir sind einfach nur… Leute. Weißt
    du, vor einer Woche war es der Höhepunkt meines Tages, die neuen
    Kritzeleien in der Männerlatrine zu lesen. Du stimmst mir sicher zu,
    wenn ich sage, dass seitdem viel passiert ist. Das mit der Halskette aus
    Kaffeebohnen klingt gut, nebenbei gesagt.« Sie klopfte ungeduldig mit
    dem Fuß auf den Boden. »Derzeit wünsche ich mir nur, es ginge etwas
    schneller.«
    Sie saßen da und lauschten, und nach einer Weile bemerkte Pol y
    Rauch, der hinter einer Bank auf der anderen Seite aufstieg. Sie ging
    hinüber und sah über die Rückenlehne. Ein Mann lag dort, den Kopf
    auf dem Arm,

Weitere Kostenlose Bücher