Weiberregiment
und rauchte eine Zigarre. Er nickte, als er Pol y sah.
»Die Diskussion dort drin wird noch eine Ewigkeit dauern«, sagte er.
»Bist du nicht der Feldwebel, der mir in der alten Küche aufgefallen
ist? Der hinter Lord Rust aus Ankh-Morpork Grimassen geschnitten
hat?«
»Ich habe keine Grimassen geschnitten, junge Dame. So sehe ich immer aus, wenn Lord Rust redet. Und ich bin einmal Feldwebel gewesen, das stimmt, aber sieh nur, keine Streifen.«
»Hast Grimasse geschnitten einmal zu oft?«, fragte Jade.
Der Mann lachte. Er schien sich heute noch nicht rasiert zu haben.
»Etwas in der Art, ja. Kommt mit in mein Büro, dort ist es wärmer. Ich
bin nur nach draußen gegangen, weil sich die anderen über den Rauch
beschwert haben. Macht euch wegen der Leute da drin keine Sorgen,
die können warten. Mein Büro ist ganz in der Nähe.«
Sie folgten ihm. Die Tür war tatsächlich nur einige Schritte entfernt.
Der Mann öffnete sie, schritt durch den kleinen Raum dahinter und
nahm auf einem Stuhl Platz. Auf dem Schreibtisch davor lagen viele
Papiere.
»Ich glaube, wir können genug Lebensmittel hierher schaffen, um
euch über den Winter zu helfen«, sagte er und griff aufs Geratewohl
nach einem Blatt. »Getreide ist ein wenig knapp, aber wir haben einen
Überschuss an Weißkohl, lässt sich hervorragend lagern, ist voller
Vitamine und Mineralien. Allerdings lässt man beim Essen lieber die
Fenster offen, wenn ihr versteht, was ich meine. Guck nicht so. Ich
weiß, dass euer Land nur einen Monat vom Hungertod entfernt ist.«
»Aber ich habe diesen Brief noch niemandem gezeigt!«, protestierte
Polly. »Du weißt nicht, was wir…«
»Ich brauche es gar nicht zu wissen«, sagte der Mann. »Es geht hier
um Lebensmittel und hungrige Mäuler. Meine Güte, es wäre gar nicht
nötig, gegen euch zu kämpfen. Euer Land steht ohnehin dicht vor dem
Ende. Die Felder sind von Unkraut überwuchert, die meisten Bauern
sind alte Männer, und der Großteil der Nahrungsmittel geht ans Heer.
Und Heere leisten keinen wichtigen Beitrag für die Landwirtschaft,
außer dass sie die Fruchtbarkeit des Bodens ein wenig erhöhen. Ehre,
Stolz, Ruhm… Das alles spielt keine Rolle. Dieser Krieg hört auf, oder
Borograwien stirbt. Hast du verstanden?«
Pol y erinnerte sich an die öden Felder und die Alten, die zu retten
versuchten, was sie konnten…
»Wir sind nur Gesandte«, sagte sie. »Ich kann keine Verhandlungen
führen…«
»Weißt du, dass euer Gott tot ist?«, fragte der Mann. »Von ihm ist nur
die Stimme übrig, meinen einige unserer Priester. Die letzten drei
Abscheulichkeiten betrafen Felsen, Ohren und Akkordeonspieler. Das
mit den Akkordeonspielern kann ich verstehen, aber… Felsen? Ha!
Übrigens, wir können euch beraten, wenn ihr nach einem neuen Gott
sucht. Om ist derzeit sehr beliebt. Sehr wenige Abscheulichkeiten, keine
besondere Kleidung und Kirchenlieder, die man in der Badewanne
singen kann. Bei euren Wintern hier in den Bergen kommt der
Krokodilgott Offler für euch nicht infrage, und die Unorthodoxe
Kartoffelkirche ist vermutlich ein bisschen zu unkompliziert für…«
Pol y begann zu lachen. »Weißt du, Herr, ich bin nur… Wie lautet
dein Name?«
»Sam Mumm. Sonderbeauftragter. Das ist eine Art Botschafter, aber
ohne die goldenen Pralinen.«
»Mumm der Schlächter?«, fragte Maladikta.
»O ja, das habe ich gehört.« Mumm lächelte. »Eure Leute haben die
feine Kunst der Propaganda noch nicht zu meistern gelernt. Und das
sage ich euch, weil… Habt ihr von Om gehört?«
Polly und ihre Begleiter schüttelten den Kopf.
»Nein? Nun, im Alten Buch Om gibt es eine Geschichte über eine Stadt voller Verruchtheit, und Om beschloss, sie mit heiligem Feuer zu
zerstören – das war noch während seiner zornigen Zeit, bevor er
Religion bekommen hatte. Doch Bischof Horn protestierte gegen
diesen Plan, und Om versprach, die Stadt zu verschonen, wenn der
Bischof einen guten Menschen finden könne. Horn klopfte an jede Tür,
doch seine Suche blieb erfolglos. Nach der Verwandlung der Stadt in
eine gläserne Ebene stellte sich heraus: Wahrscheinlich hatte es dort
viele gute Menschen gegeben, und da sie gut waren, verstanden sie es
nicht besonders gut, es zuzugeben. Tod durch Bescheidenheit, eine
schreckliche Sache. Und ihr Mädels seid die einzigen Borograwier, über
die ich etwas weiß, abgesehen von den Militärs, die, offen gesagt, nicht
sehr gesprächig sind. Ihr scheint
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