Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
und rauchte eine Zigarre. Er nickte, als er Pol y sah.
    »Die Diskussion dort drin wird noch eine Ewigkeit dauern«, sagte er.
    »Bist du nicht der Feldwebel, der mir in der alten Küche aufgefallen
    ist? Der hinter Lord Rust aus Ankh-Morpork Grimassen geschnitten
    hat?«
    »Ich habe keine Grimassen geschnitten, junge Dame. So sehe ich immer aus, wenn Lord Rust redet. Und ich bin einmal Feldwebel gewesen, das stimmt, aber sieh nur, keine Streifen.«
    »Hast Grimasse geschnitten einmal zu oft?«, fragte Jade.
    Der Mann lachte. Er schien sich heute noch nicht rasiert zu haben.
    »Etwas in der Art, ja. Kommt mit in mein Büro, dort ist es wärmer. Ich
    bin nur nach draußen gegangen, weil sich die anderen über den Rauch
    beschwert haben. Macht euch wegen der Leute da drin keine Sorgen,
    die können warten. Mein Büro ist ganz in der Nähe.«
    Sie folgten ihm. Die Tür war tatsächlich nur einige Schritte entfernt.
    Der Mann öffnete sie, schritt durch den kleinen Raum dahinter und
    nahm auf einem Stuhl Platz. Auf dem Schreibtisch davor lagen viele
    Papiere.
    »Ich glaube, wir können genug Lebensmittel hierher schaffen, um
    euch über den Winter zu helfen«, sagte er und griff aufs Geratewohl
    nach einem Blatt. »Getreide ist ein wenig knapp, aber wir haben einen
    Überschuss an Weißkohl, lässt sich hervorragend lagern, ist voller
    Vitamine und Mineralien. Allerdings lässt man beim Essen lieber die
    Fenster offen, wenn ihr versteht, was ich meine. Guck nicht so. Ich
    weiß, dass euer Land nur einen Monat vom Hungertod entfernt ist.«
    »Aber ich habe diesen Brief noch niemandem gezeigt!«, protestierte
    Polly. »Du weißt nicht, was wir…«
    »Ich brauche es gar nicht zu wissen«, sagte der Mann. »Es geht hier
    um Lebensmittel und hungrige Mäuler. Meine Güte, es wäre gar nicht
    nötig, gegen euch zu kämpfen. Euer Land steht ohnehin dicht vor dem
    Ende. Die Felder sind von Unkraut überwuchert, die meisten Bauern
    sind alte Männer, und der Großteil der Nahrungsmittel geht ans Heer.
    Und Heere leisten keinen wichtigen Beitrag für die Landwirtschaft,
    außer dass sie die Fruchtbarkeit des Bodens ein wenig erhöhen. Ehre,
    Stolz, Ruhm… Das alles spielt keine Rolle. Dieser Krieg hört auf, oder
    Borograwien stirbt. Hast du verstanden?«
    Pol y erinnerte sich an die öden Felder und die Alten, die zu retten
    versuchten, was sie konnten…
    »Wir sind nur Gesandte«, sagte sie. »Ich kann keine Verhandlungen
    führen…«
    »Weißt du, dass euer Gott tot ist?«, fragte der Mann. »Von ihm ist nur
    die Stimme übrig, meinen einige unserer Priester. Die letzten drei
    Abscheulichkeiten betrafen Felsen, Ohren und Akkordeonspieler. Das
    mit den Akkordeonspielern kann ich verstehen, aber… Felsen? Ha!
    Übrigens, wir können euch beraten, wenn ihr nach einem neuen Gott
    sucht. Om ist derzeit sehr beliebt. Sehr wenige Abscheulichkeiten, keine
    besondere Kleidung und Kirchenlieder, die man in der Badewanne
    singen kann. Bei euren Wintern hier in den Bergen kommt der
    Krokodilgott Offler für euch nicht infrage, und die Unorthodoxe
    Kartoffelkirche ist vermutlich ein bisschen zu unkompliziert für…«
    Pol y begann zu lachen. »Weißt du, Herr, ich bin nur… Wie lautet
    dein Name?«
    »Sam Mumm. Sonderbeauftragter. Das ist eine Art Botschafter, aber
    ohne die goldenen Pralinen.«
    »Mumm der Schlächter?«, fragte Maladikta.
    »O ja, das habe ich gehört.« Mumm lächelte. »Eure Leute haben die
    feine Kunst der Propaganda noch nicht zu meistern gelernt. Und das
    sage ich euch, weil… Habt ihr von Om gehört?«
    Polly und ihre Begleiter schüttelten den Kopf.
    »Nein? Nun, im Alten Buch Om gibt es eine Geschichte über eine Stadt voller Verruchtheit, und Om beschloss, sie mit heiligem Feuer zu
    zerstören – das war noch während seiner zornigen Zeit, bevor er
    Religion bekommen hatte. Doch Bischof Horn protestierte gegen
    diesen Plan, und Om versprach, die Stadt zu verschonen, wenn der
    Bischof einen guten Menschen finden könne. Horn klopfte an jede Tür,
    doch seine Suche blieb erfolglos. Nach der Verwandlung der Stadt in
    eine gläserne Ebene stellte sich heraus: Wahrscheinlich hatte es dort
    viele gute Menschen gegeben, und da sie gut waren, verstanden sie es
    nicht besonders gut, es zuzugeben. Tod durch Bescheidenheit, eine
    schreckliche Sache. Und ihr Mädels seid die einzigen Borograwier, über
    die ich etwas weiß, abgesehen von den Militärs, die, offen gesagt, nicht
    sehr gesprächig sind. Ihr scheint

Weitere Kostenlose Bücher