Weiberregiment
spürte die Hitze seines ohnmächtigen Zorns.
Als sie zu Jade und Maladikt treten wol te, berührte sie jemand am
Arm. Polly blieb stehen.
»Was? Oh… Entschuldigung, Major Clogston.« Sie hatte das Gefühl,
Strappi nie wieder gegenübertreten zu können, jedenfal s nicht, ohne
einen Mord zu begehen. Das hätte sie vermutlich in Schwierigkeiten
gebracht, selbst jetzt.
»Ich möchte dir für einen sehr angenehmen Tag danken«, sagte der
Major. »Ich habe mir große Mühe gegeben, aber ich glaube, wir wurden
alle… übertroffen.«
»Danke, Sir«, erwiderte Pol y.
»Es war mir ein Vergnügen, Korporal Perks«, sagte Clogston. »Ich
werde deine zukünftige berufliche Laufbahn mit Interesse und Neid
verfolgen. Herzlichen Glückwunsch. Und da hier das Protokoll derzeit
außer Kraft gesetzt scheint, möchte ich dir die Hand schütteln.«
Sie reichten sich die Hände. »Und nun wartet die Pflicht auf uns«,
sagte Major Clogston, als Jade mit einer Stange kam, an der ein weißes
Tuch hing. »Und übrigens… mein Name ist Christina. Und weißt du…
ich glaube, ich könnte mich nicht daran gewöhnen, wieder ein Kleid zu
tragen.«
Maladikt und Jade wurden für die Aufgabe ausgewählt, Pol y durch die
Burg zu begleiten: ein Troll, weil Trolle Respekt gebieten, und ein
Vampir, weil Vampire Respekt verlangen. Stöhnende und jubelnde
Stimmen erklangen, als sie sich einen Weg durch die Korridore
bahnten, denn die Neuigkeiten hatten sich herumgesprochen. Das war
ein anderer Grund dafür, dass Jade Polly begleiten sol te. Trol e
konnten schieben.
»Na schön«, sagte Jackrum, der den Abschluss bildete. »Am Ende der
Treppe dort ist eine Tür, und hinter der Tür liegt feindliches
Territorium. Zeig zuerst die weiße Fahne. Das ist eine wichtige
Sicherheitsregel.«
»Kommst du nicht mit uns, Feldwebel?«
»Ha, ich? Ich schätze, dort draußen gibt es Leute, die auf mich
schießen würden, ob weiße Fahne oder nicht. Keine Sorge. Der Feind
weiß Bescheid.«
»Worüber weiß er Bescheid, Feldwebel?«
Jackrum beugte sich näher. »Er wird nicht auf ein Mädchen schießen,
Perks!«
»Du hast es ausposaunt?«
»Gewisse Dinge machen hier schnell die Runde«, sagte Jackrum.
»Nutz den Vorteil. Und ich werde deinen Bruder finden, während du
fort bist, das schwöre ich. Oh, und noch etwas… Sieh mich an, Perks.«
Polly drehte sich in dem überfüllten, lauten Korridor um. Es glitzerte in
Jackrums Augen. »Ich weiß, dass ich dir vertrauen kann, Perks. Ich
vertraue dir, wie ich mir selbst vertraue. Viel Glück. Und mach das
Beste draus, Junge. Ein Kuss währt nicht lange.«
Er könnte sich kaum klarer ausdrücken, dachte Pol y, als die
Bewaffneten an der Tür sie näher winkten.
»Bleibt dicht an der Wand, Mädels! Und zeig schnell die Fahne!«
Die schwere Tür schwang auf. Fünf oder sechs Pfeile pral ten von der
Mauer ab und fielen zu Boden. Ein weiterer durchbohrte das weiße
Tuch. Pol y winkte verzweifelt damit. Sie hörte Rufe in der Ferne und
danach Jubel.
»In Ordnung, geh jetzt!«, sagte ein Wächter.
Polly trat ins plötzliche Tageslicht und winkte zur Sicherheit noch
einige Male mit der weißen Fahne. Sie sah Männer auf dem Hof und an
den Zinnen, die ihn säumten. Sie sah auch Leichen.
Ein Hauptmann mit blutiger Jacke trat über die Gefal enen hinweg
und streckte die Hand aus. »Den Brief kannst du mir geben, Soldat«,
sagte er.
»Nein, Herr. Ich muss ihn zu eurem Kommandeur bringen und auf
seine Antwort warten, Herr.«
»Gib ihn mir, und ich bringe dir die Antwort. Immerhin habt ihr
kapituliert.«
»Nein. Dies ist ein Waffenstillstand – das ist etwas anderes. Ich muss
den Brief persönlich übergeben, und du bist nicht wichtig genug.« Pol y
hatte eine Idee. »Ich verlange, den Brief Kommandeur Mumm
übergeben zu dürfen!«
Der Hauptmann starrte sie an und sah dann genauer hin. »Bist du
eine von…«
»Ja«, sagte Polly.
»Und ihr habt sie in Ketten gelegt und den Schlüssel weggeworfen?«
»Ja«, sagte Pol y und sah ihr Leben vor ihrem inneren Auge
vorbeiziehen.
»Und sie mussten meilenweit hüpfen, nur mit den Ketten bekleidet?«
»Ja!«
»Und ihr seid nur… Frauen ?«
»Ja!«, sagte Polly und überhörte das »nur« dieses Mal.
Der Hauptmann beugte sich vor und versuchte zu sprechen, ohne
dabei die Lippen zu bewegen. »Gut geacht. Urde auch Eit, dass der
Kerl einen Denkettel eka.« Er beugte sich zurück. »Na schön, ich bringe
dich zu
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