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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Frau, der wir begegnet sind? Sie sah nicht wie ein Werwolf aus!«
    »Normalerweise sehen Werwölfe auch nicht wie Werwölfe aus«,
    erwiderte Mumm. »Bis sie zum Werwolf werden, wenn ihr versteht, was
    ich meine. Und Angua folgte euch, weil ich nach etwas Ausschau hielt,
    das Tausende von Menschen vor dem Tod bewahren konnte. Und das
    sind ebenfal s keine Winkelzüge.« Mumm stand auf. »Und nun, meine
    Damen, muss ich gehen und euer Dokument den Anführern der
    Allianz vorlegen.«
    »Du hast genau zur richtigen Zeit beschlossen, dein Büro zu verlassen
    und eine Zigarre zu rauchen«, sagte Polly langsam und sorgfältig. »Du
    wusstest, dass wir unterwegs waren, und du hast alles so arrangiert, um als Erster mit uns sprechen zu können.«
    »Natürlich. Ich kann dies doch keinem Haufen… Ruperts
    überlassen.«
    »Wo ist mein Bruder, Herr Mumm?«, fragte Polly steif.
    »Du scheinst dir sicher zu sein, dass ich es weiß…«, sagte Mumm,
    ohne sie anzusehen.
    »Ja, das bin ich«, bestätigte Polly.
    »Warum?«
    »Weil es sonst niemand weiß!«
    Mumm drückte die Zigarre aus. »Angua hatte Recht, was dich
    betrifft«, sagte er. »Ja, ich habe dafür gesorgt, dass man ihn in
    ›Schutzhaft‹ nimmt, wie ich das nenne. Es geht ihm gut. Angua bringt
    dich jetzt zu ihm, wenn du möchtest. Zu deinem Bruder, der
    Möglichkeit von Rache und Erpressung und wer weiß was… Ich habe
    mir gedacht, dass er sicherer ist, wenn ich weiß, wer die Schlüssel hat.«
    Das Ende der Reise, dachte Pol y. Aber das stimmte nicht, nicht
    mehr. Sie hatte den Eindruck, dass der Mann ihr gegenüber ihre
    Gedanken las.
    »Darum ging es bei dieser ganzen Sache?«, fragte er.
    »Nein, Herr«, widersprach Pol y. »Damit begann sie.«
    »Nun, es geht so weiter«, sagte Mumm. »Dies wird ein arbeitsreicher
    Tag. Ich bringe jetzt dieses Angebot eines Waffenstillstands in den
    Raum weiter unten im Korridor und präsentiere es sehr wichtigen
    Männern…« Bei diesen Worten wurde seine Stimme monoton. »…die
    darüber reden, was mit Borograwien geschehen sol . Ihr werdet den
    Waffenstil stand bekommen, Nahrungsmittel und vermutlich auch
    weitere Hilfe.«
    »Woher weißt du das?«, fragte Polly. »Sie haben noch nicht darüber
    gesprochen!«
    »Noch nicht. Aber wie ich schon sagte… Ich war einmal Feldwebel.
    Angua!«
    Die Tür öffnete sich, und Angua kam herein. Mumm hatte Recht: Es
    ließ sich nicht feststel en, wer ein Werwolf war, bis man es
    herausfand…
    »Ich sol te mich besser rasieren, bevor ich vor die sehr wichtigen
    Männer trete«, sagte Mumm. »Darauf legt man Wert.«

    Pol y war verlegen, als sie zusammen mit Feldwebel Angua die Treppe
    hinunterging. Wie sol te sie ein Gespräch beginnen? »Du bist also ein
    Werwolf?« klang ziemlich idiotisch. Zum Glück waren Jade und
    Maladikta im Vorzimmer geblieben.
    »Ja, das bin ich«, sagte Angua.
    »Ich habe nicht gefragt!«, entfuhr es Pol y.
    »Nein, aber ich bin an solche Situationen gewöhnt. Ich habe gelernt,
    die Art zu erkennen, in der die Leute die Dinge nicht aussprechen. Sei unbesorgt.«
    »Du bist uns gefolgt.«
    »Ja.«
    »Du musst gewusst haben, dass wir keine Männer sind.«
    »O ja«, bestätigte Angua. »Mein Geruchssinn ist viel besser als meine
    Augen, und meine Augen sind sehr scharf. Menschen sind stinkende
    Geschöpfe. Wie dem auch sei, ich hätte es Herrn Mumm nicht
    verraten, wenn ich euch nicht darüber reden gehört hätte. Jeder hätte
    euch hören können; dazu musste man kein Werwolf sein. Jeder hat
    Geheimnisse, die er für sich behalten möchte. In dieser Hinsicht sind
    Werwölfe ein wenig wie Vampire. Man toleriert uns – wenn wir
    vorsichtig sind.«
    » Das verstehe ich«, sagte Polly. Es gilt auch für uns, dachte sie.
    Angua blieb vor einer schweren, mit Nägeln beschlagenen Tür stehen.
    »Er ist da drin«, sagte sie, holte einen Schlüssel hervor und drehte ihn
    im Schloss. »Ich gehe zurück und rede mit den anderen. Komm zu mir,
    wenn du hier fertig bist…«
    Pol y trat mit klopfendem Herzen durch die Tür, und dort war Paul.
    Und sie sah auch einen Bussard auf einer Stange am offenen Fenster
    sitzen. Und an der Wand, wo Paul mit solcher Hingabe arbeitete, dass
    seine Zunge aus dem einen Mundwinkel ragte und er gar nicht
    bemerkte, dass jemand hereingekommen war, flog ein zweiter Bussard
    vor dem Sonnenaufgang.
    In diesem Augenblick konnte Pol y Ankh-Morpork alles verzeihen.
    Jemand hatte Paul bunte Kreide besorgt.

    Der lange Tag wurde noch länger.

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