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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Abend
    hatte sie die Dinge einfach hineingestopft, und wonach sie jetzt
    suchte…
    …war nicht mehr da.
    Sie schauderte trotz der Wärme von den Holzkohleöfen.
    Die Locken waren fort. Erschrocken versuchte sie, sich an die
    Ereignisse des letzten Abends zu erinnern. Nach dem Betreten der
    Kaserne hatten sie ihre Rucksäcke einfach beiseite gelegt. Und Maladikt
    hatte sich nach dem Abendessen Kaffee gekocht. Vor ihrem inneren
    Auge sah Pol y, wie er den kleinen Apparat wusch und trocknete…
    Jemand jammerte leise. Reißer hatte ihre kärgliche Habe um sich
    herum verstreut und hob Maladikts Kaffeemaschine. Sie war fast platt
    getreten.
    »Aber…«, begann sie.
    Pol ys Gedanken arbeiteten schneller, wie ein Mühlrad in starker
    Strömung. Anschließend hatten alle ihre Rucksäcke in den rückwärtigen
    Raum mit den Matratzen gebracht. Dort waren sie beim Kampf gegen
    die Kavalleristen zurückgeblieben…
    »Oh, Reißer«, sagte Knaller. »Meine Güte…«
    Wer könnte durch die Hintertür hereingeschlichen sein? Abgesehen
    von der Gruppe und den Kavalleristen war niemand zugegen gewesen.
    Vielleicht wollte jemand zusehen und ein wenig Ärger machen…
    »Strappi!«, sagte sie laut. »Bestimmt steckt er dahinter! Die kleine
    Ratte begegnete den Kaval eristen und kehrte dann zurück, um al es zu
    beobachten! Der verflix… verdammte Mistkerl hat in unseren
    Rucksäcken gewühlt! Oh, ich bitte euch«, fügte sie hinzu, als die
    anderen Rekruten sie anstarrten. »Könnt ihr euch vorstellen, dass
    Reißer jemanden bestiehlt? Wann hätte sie überhaupt Gelegenheit dazu
    gehabt?«
    »Hätten die Kaval eristen ihn nicht gefangen genommen?«, fragte
    Toller und blickte auf den zertretenen Apparat in Reißers zitternden
    Händen.
    »Ohne Tschako und Uniformjacke wäre er nur ein weiterer dummer
    Zivilist gewesen«, erwiderte Polly. »Oder vielleicht hat er behauptet, ein
    Deserteur zu sein. Er könnte irgendeine Geschichte erfunden haben.
    Ihr wisst ja, dass er es immer auf Reißer abgesehen hatte. Er hat auch in
    meinem Rucksack gekramt und… etwas mitgenommen.«
    »Was denn?«, fragte Knaller.
    »Irgendetwas. Er wol te nur… Ärger machen.« Pol y beobachtete, wie
    die anderen nachdenklich wurden.
    »Klingt überzeugend«, sagte Maladikt und nickte abrupt.
    »Wirklich eine Ratte. Na schön, Reißer, gib mir den Beutel mit den
    Bohnen. Vielleicht kann ich damit etwas anfangen.«
    »Es g-gibt keinen B-beutel mit B-bohnen…«
    Maladikt hob die Hand vor die Augen. »Keine Bohnen?«, fragte er.
    »Bitte, hat irgendjemand die Bohnen?«
    Hände suchten in Rucksäcken, ohne Erfolg.
    »Keine Bohnen«, stöhnte Maladikt. »Er hat die Bohnen
    weggeworfen…«
    »Kommt, Jungs, wir müssen Wachen aufstel en«, sagte Jackrum und
    kam näher. »Ihr habt doch al es geregelt?«
    »Ja, Feldwebel. Schnieke glaubt…«, begann Knaller.
    »Ein Versehen beim Packen, Feldwebel!«, sagte Pol y rasch und wol te
    auf keinen Fall mit fehlenden Locken in Verbindung gebracht werden.
    »Kein Grund zu Besorgnis! Alles geregelt. Kein Problem. Nichts, über
    das man sich Sorgen machen müsste. Alles… äh… geklärt, Feldwebel.«
    Jackrums Blick wanderte zwischen den anderen Rekruten und Pol y
    hin und her. Sie fühlte sich davon durchbohrt und spürte, dass er die
    irre, angespannte Ehrlichkeit in ihrem Gesicht infrage stellte.
    »Jaaah«, sagte er langsam. »Alles geregelt, wie? Ausgezeichnet, Perks.
    Achtung! Offizier zugegen!«
    »Ja, ja, Feldwebel, danke, aber ich glaube, wir brauchen nicht so
    förmlich zu sein«, sagte Bluse, der recht blass war. »Ich möchte mir dir
    reden, wenn du hier fertig bist. Und ich glaube, wir sol ten die, äh,
    Toten begraben.«
    Jackrum salutierte. »Ja, Herr. Zwei Freiwillige heben ein Grab für das
    Köhlerpaar aus. Goom und Tewt… Was macht er da?«
    Stecher stand bei dem außer Kontrol e geratenen Holzkohleofen.
    Sie hielt einen brennenden Zweig einen halben Meter vor ihr Gesicht,
    drehte ihn hin und her und beobachtete die Flammen.
    »Ich springe für ihn ein, Feldwebel«, sagte Toller und trat neben
    Reißer.
    »Seid ihr etwa verheiratet?«, fragte Jackrum. » Du übernimmst die
    Wache, Halter. Wer auch immer den Köhler und seine Frau
    umgebracht hat, ich bezweifle, dass sie zurückkehren. Aber wenn doch,
    gibst du uns rechtzeitig Bescheid, klar? Du und Igor, begleitet mich. Ich
    zeige euch eure Posten.«
    »Kein Kaffee«, stöhnte Maladikt.
    »Ist ohnehin ein scheußliches Zeug«, sagte Jackrum und ging

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