Weiberregiment
außerordentlich komplex, Herr, aufgrund von
Verwandtenehen und unterschiedlichen Rechtssystemen, die zum
Beispiel…«
»Wer hat die besten Chancen, Kinn?«
»Äh, Prinz Heinrich von Zlobenien.«
Mumm überraschte Kinn mit einem Lachen. »Und ich schätze, er
fragt sich, wie es der lieben Tante geht. Ich bin ihm heute Morgen
begegnet. Kann nicht behaupten, dass er mir gefal en hat.«
»Aber er ist ein Freund von Ankh-Morpork«, sagte Kinn
vorwurfsvoll. »Auch das stand in meinem Bericht. Ein gebildeter Mann.
Er ist sehr an den Nachrichtentürmen interessiert. Hat große Pläne für
sein Land. In Zlobenien gab es viele Nugganiten, aber er hat die
Religion verboten, und ehrlich gesagt: Kaum jemand erhob Einwände
dagegen. Er möchte Zlobenien zum Fortschritt führen und bewundert
Ankh-Morpork sehr.«
»Ja, ich weiß. Er klingt fast so verrückt wie Nuggan«, sagte Mumm.
»Na schön, wir haben es vermutlich mit einer komplizierten Farce zu
tun, die verhindern sol , dass Heinrich den Thron bekommt. Wie wird
Borograwien regiert?«
»Es gibt kaum eine Regierung. Es werden Steuern gesammelt, und
damit hat es sich. Wir glauben, einige der hochrangigen Funktionäre am
Hof machen einfach so weiter, als wäre die Herzogin noch am Leben.
Die einzige Sache, die richtig funktioniert, ist das Militär.«
»Was ist mit der Polizei? Überall werden Polizisten oder Wächter
gebraucht. Solche Leute stehen mit beiden Beinen fest auf dem Boden.«
»Ich glaube, inoffizielle Bürgerkomitees verschaffen dem
nugganatischen Gesetz Geltung«, sagte Kinn.
»Bei den Göttern. Denunzianten, Verleumder und Vigilanten«,
kommentierte Mumm. Er stand auf und blickte durchs schmale Fenster
auf die Ebene. Es war Nacht. Die Kochfeuer im feindlichen Lager
bildeten dämonische Konstel ationen in der Dunkelheit.
»Hat man dir gesagt, warum ich hierher geschickt worden bin,
Clarence?«, fragte er.
»Nein, Herr. Man wies mich nur darauf hin, dass Sie, äh, die Dinge
beaufsichtigen würden. Prinz Heinrich ist darüber nicht sehr glücklich.«
»Nun, die Interessen von Ankh-Morpork sind die Interessen al er
geldlie… Entschuldigung, aller fried liebenden Leute, wo auch immer«, sagte Mumm. »Wir können kein Land gewähren lassen, das unsere
Postkutschen zurückschickt und immer wieder Nachrichtentürme
verbrennt. So was ist teuer. Solch ein Land schneidet den Kontinent entzwei und ist wie die enge Stelle in einer Sanduhr. Ich soll die Dinge
zu einem ›zufrieden stel enden‹ Abschluss bringen. Und um ganz
ehrlich zu sein, Clarence: Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ein Angriff
auf Borograwien die Mühe wert ist. Es wäre billiger, hier sitzen zu
bleiben und darauf zu warten, dass dort drüben al es explodiert.
Obgleich ich gelesen habe… wo habe ich den Bericht hingelegt… ah ja,
dass die Borograwier zuerst verhungern werden.«
»Bedauerlicherweise ja, Herr.«
Igor stand stumm vor dem Rekrutierungstisch.
»In letzter Zeit sieht man Leute wie dich nicht sehr oft«, sagte
Jackrum.
»Ja, euch sind wohl die frischen Gehirne ausgegangen, wie?«, fügte
der Korporal gehässig hinzu.
»Ich bitte dich, Korporal, das ist nicht nötig.« Der Feldwebel lehnte
sich auf seinem knarrenden Stuhl zurück. »Dort draußen sind viele
Burschen auf Beinen unterwegs, die sie gar nicht mehr hätten, wenn
kein hilfsbereiter Igor in der Nähe gewesen wäre, nicht wahr, Igor?«
»Ach?«, erwiderte der Korporal und richtete einen finsteren Blick auf
Igor. » Ich habe von Leuten gehört, die aufgewacht sind und feststel en mussten, dass ein freundlicher Igor ihnen des Nachts das Gehirn
geklaut und sich aufgemacht hat, es irgendwo zu verkloppen.«
»Ich verfichere dir, daff deinem Gehirn nicht die geringfte Gefahr
droht«, sagte Igor. Pol y begann zu lachen und hörte damit auf, als sie
merkte, dass niemand sonst lachte.
»Ich bin mal einem Feldwebel begegnet, der erzählte, ein Igor hätte
die Beine eines Mannes falsch herum angenäht«, sagte Korporal
Strappi. »Was soll ein Soldat mit solchen Beinen anfangen?«
»Er könnte gleichfeitig vorrücken und fich furückfiehen«, entgegnete
Igor ruhig. »Ich kenne al die Geschichten, Feldwebel, und fie find
nichtf weiter alf gemeine Verleumdung. Mir geht ef nur darum, meinem
Land fu dienen. Ich will keinen Ärger.«
»Wir auch nicht«, sagte Jackrum. »Setz dein Kreuz an diese Stelle und
versprich mir, dass du Korporal Strappis Gehirn in Ruhe lässt, in
Ordnung?
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