Weiberregiment
hatte einen. Er nannte den Knüppel
eine große Hilfe in Zeiten von Sorge und Verwirrung. Sie sah, wie die
Finger der noch einsatzfähigen Hand zitterten.
»Du sol test auf ihn hören«, sagte Pol y. »Ich glaube, er meint es
ernst.«
Der Wirt entspannte sich. »Hier liegt ein kleines Missverständnis vor,
Jungs«, brummte er. »Hab das falsche Fass geholt. Nichts für ungut.« Er
wankte fort, und man konnte die klopfenden Schmerzen in seiner Hand
fast sehen.
»Ich habe doch nur gefagt, daff ef wie Pferdepiffe schmeckt«, sagte
Igor.
»Er wird keinen Ärger machen«, wandte sich Pol y an Maladikt. »Von
jetzt an ist er dein bester Freund. Ihm ist klar, dass er dich nicht
schlagen kann, deshalb wird er dein bester Kumpel sein.«
Maladikt richtete einen nachdenklichen Blick auf sie. » Ich weiß das«, sagte er. »Aber woher weißt du es?«
»Ich habe in einem Gasthaus gearbeitet«, erwiderte Pol y und spürte,
wie ihr Herz schneller schlug, wie immer, wenn sich Lügen
ansammelten. »Dabei lernt man die Leute kennen.«
»Als was hast du gearbeitet?«
»Als Kellner.«
»Gibt es noch ein Wirtshaus in diesem Kaff?«
»Nein, ich bin nicht von hier.«
Pol y stöhnte beim Klang ihrer eigenen Stimme und wartete auf die
Frage: »Wieso bist du dann hierher gekommen, um Soldat zu werden?«
Aber die Frage blieb aus. Maladikt zuckte nur mit den Schultern und
sagte: »Ich kann mir kaum vorstel en, dass jemand von hier ist.«
Zwei weitere Rekruten erreichten die Theke. Sie sahen gleich aus:
verlegen, ein wenig trotzig, die Kleidung passte nicht richtig.
Augenbraue kehrte mit einem kleinen Fass zurück, legte es wie
ehrfürchtig in ein Gestel und zapfte es behutsam an. Er holte einen
Humpen aus echtem Zinn unter der Theke hervor, fül te ihn und bot
ihn zaghaft Maladikt an.
Der Vampir winkte ihn beiseite. »Igor?«
»Ich bleibe bei der Pferdepiffe, wenn du geftatteft«, sagte Igor. Er sah
sich in der plötzlichen Stille um. »Ich habe nie behauptet, daff fie mir
nicht gefäl t«, fügte er hinzu und schob den Humpen über die Theke.
»Noch mal daffelbe?«
Pol y nahm den Zinnhumpen und schnupperte daran. Dann trank sie
einen Schluck. »Nicht schlecht«, sagte sie. »Wenigstens schmeckt es
wie…«
Die Tür öffnete sich und ließ die Geräusche des Unwetters herein.
Etwa zwei Drittel eines Trolls schoben sich in die Gaststube und
schafften es, auch den Rest durch die Tür zu ziehen.
Pol y hatte nichts gegen Trolle. Sie war ihnen manchmal im Wald
begegnet: Sie saßen zwischen den Bäumen oder stapften über die Wege,
unterwegs zu den Dingen, mit denen sich Trolle beschäftigten. Sie
waren nicht freundlich, sondern… resigniert. Es gab Menschen auf der
Welt, also musste man mit ihnen leben. Sie waren keine
Verdauungsstörung wert. Man kann sie nicht al e töten. Geh um sie
herum. Auf sie zu treten hat langfristig keinen Sinn.
Gelegentlich nahm ein Bauer einen Troll in seine Dienste, um
schwere Arbeiten von ihm erledigen zu lassen. Manchmal erschienen
sie zur Arbeit, manchmal nicht. Manchmal kamen sie, wankten durch
einen Wald, zogen Baumstümpfe wie Karotten aus dem Boden und
gingen fort, ohne auf die Bezahlung zu warten. Viele Dinge, mit denen
sich Menschen beschäftigten, verwirrten Trolle, und umgekehrt.
Normalerweise ging man sich aus dem Weg.
Aber nur selten hatte Polly einen so… trolligen Troll gesehen wie
diesen. Er sah aus wie ein Felsen, der Jahrhunderte in einem feuchten
Kiefernwald verbracht hatte. Flechten bedeckten ihn.
Klebriges graues Moos hing ihm gardinenartig von Stirn und Kinn.
Ein Vogelnest steckte in einem Ohr. Der Trol hatte eine echte
Trol keule aus einem entwurzelten jungen Baum. Dieser Trol war fast
eine Witzfigur, aber es wagte niemand zu lachen.
Das Wurzelende des jungen Baums schleifte über den Boden, als der
Troll, beobachtet von den Rekruten und einem entsetzten Korporal
Strappi, zum Tisch stapfte.
»Will werden Soldat«, sagte er. »Will leisten meinen Beitrag. Gib mir
Schilling.«
»Du bist ein Troll!«, entfuhr es Strappi.
»Nicht doch, Korporal«, sagte Feldwebel Jackrum. »Wir stören uns
nicht an Äußerlichkeiten.«
»An Äußerlichkeiten ? Das ist ein Troll, Feldwebel! Er hat Felsspitzen!
Es wächst Gras unter seinen Fingernägeln! Er ist ein Troll!«
»Ja«, sagte der Feldwebel. »Rekrutier ihn.«
»Du wil st mit uns kämpfen?«, quiekte Strappi. Trolle hielten nichts
davon, Abstand zu wahren, und das bedeutete in
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