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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hatte einen. Er nannte den Knüppel
    eine große Hilfe in Zeiten von Sorge und Verwirrung. Sie sah, wie die
    Finger der noch einsatzfähigen Hand zitterten.
    »Du sol test auf ihn hören«, sagte Pol y. »Ich glaube, er meint es
    ernst.«
    Der Wirt entspannte sich. »Hier liegt ein kleines Missverständnis vor,
    Jungs«, brummte er. »Hab das falsche Fass geholt. Nichts für ungut.« Er
    wankte fort, und man konnte die klopfenden Schmerzen in seiner Hand
    fast sehen.
    »Ich habe doch nur gefagt, daff ef wie Pferdepiffe schmeckt«, sagte
    Igor.
    »Er wird keinen Ärger machen«, wandte sich Pol y an Maladikt. »Von
    jetzt an ist er dein bester Freund. Ihm ist klar, dass er dich nicht
    schlagen kann, deshalb wird er dein bester Kumpel sein.«
    Maladikt richtete einen nachdenklichen Blick auf sie. » Ich weiß das«, sagte er. »Aber woher weißt du es?«
    »Ich habe in einem Gasthaus gearbeitet«, erwiderte Pol y und spürte,
    wie ihr Herz schneller schlug, wie immer, wenn sich Lügen
    ansammelten. »Dabei lernt man die Leute kennen.«
    »Als was hast du gearbeitet?«
    »Als Kellner.«
    »Gibt es noch ein Wirtshaus in diesem Kaff?«
    »Nein, ich bin nicht von hier.«
    Pol y stöhnte beim Klang ihrer eigenen Stimme und wartete auf die
    Frage: »Wieso bist du dann hierher gekommen, um Soldat zu werden?«
    Aber die Frage blieb aus. Maladikt zuckte nur mit den Schultern und
    sagte: »Ich kann mir kaum vorstel en, dass jemand von hier ist.«
    Zwei weitere Rekruten erreichten die Theke. Sie sahen gleich aus:
    verlegen, ein wenig trotzig, die Kleidung passte nicht richtig.
    Augenbraue kehrte mit einem kleinen Fass zurück, legte es wie
    ehrfürchtig in ein Gestel und zapfte es behutsam an. Er holte einen
    Humpen aus echtem Zinn unter der Theke hervor, fül te ihn und bot
    ihn zaghaft Maladikt an.
    Der Vampir winkte ihn beiseite. »Igor?«
    »Ich bleibe bei der Pferdepiffe, wenn du geftatteft«, sagte Igor. Er sah
    sich in der plötzlichen Stille um. »Ich habe nie behauptet, daff fie mir
    nicht gefäl t«, fügte er hinzu und schob den Humpen über die Theke.
    »Noch mal daffelbe?«
    Pol y nahm den Zinnhumpen und schnupperte daran. Dann trank sie
    einen Schluck. »Nicht schlecht«, sagte sie. »Wenigstens schmeckt es
    wie…«
    Die Tür öffnete sich und ließ die Geräusche des Unwetters herein.
    Etwa zwei Drittel eines Trolls schoben sich in die Gaststube und
    schafften es, auch den Rest durch die Tür zu ziehen.
    Pol y hatte nichts gegen Trolle. Sie war ihnen manchmal im Wald
    begegnet: Sie saßen zwischen den Bäumen oder stapften über die Wege,
    unterwegs zu den Dingen, mit denen sich Trolle beschäftigten. Sie
    waren nicht freundlich, sondern… resigniert. Es gab Menschen auf der
    Welt, also musste man mit ihnen leben. Sie waren keine
    Verdauungsstörung wert. Man kann sie nicht al e töten. Geh um sie
    herum. Auf sie zu treten hat langfristig keinen Sinn.
    Gelegentlich nahm ein Bauer einen Troll in seine Dienste, um
    schwere Arbeiten von ihm erledigen zu lassen. Manchmal erschienen
    sie zur Arbeit, manchmal nicht. Manchmal kamen sie, wankten durch
    einen Wald, zogen Baumstümpfe wie Karotten aus dem Boden und
    gingen fort, ohne auf die Bezahlung zu warten. Viele Dinge, mit denen
    sich Menschen beschäftigten, verwirrten Trolle, und umgekehrt.
    Normalerweise ging man sich aus dem Weg.
    Aber nur selten hatte Polly einen so… trolligen Troll gesehen wie
    diesen. Er sah aus wie ein Felsen, der Jahrhunderte in einem feuchten
    Kiefernwald verbracht hatte. Flechten bedeckten ihn.
    Klebriges graues Moos hing ihm gardinenartig von Stirn und Kinn.
    Ein Vogelnest steckte in einem Ohr. Der Trol hatte eine echte
    Trol keule aus einem entwurzelten jungen Baum. Dieser Trol war fast
    eine Witzfigur, aber es wagte niemand zu lachen.
    Das Wurzelende des jungen Baums schleifte über den Boden, als der
    Troll, beobachtet von den Rekruten und einem entsetzten Korporal
    Strappi, zum Tisch stapfte.
    »Will werden Soldat«, sagte er. »Will leisten meinen Beitrag. Gib mir
    Schilling.«
    »Du bist ein Troll!«, entfuhr es Strappi.
    »Nicht doch, Korporal«, sagte Feldwebel Jackrum. »Wir stören uns
    nicht an Äußerlichkeiten.«
    »An Äußerlichkeiten ? Das ist ein Troll, Feldwebel! Er hat Felsspitzen!
    Es wächst Gras unter seinen Fingernägeln! Er ist ein Troll!«
    »Ja«, sagte der Feldwebel. »Rekrutier ihn.«
    »Du wil st mit uns kämpfen?«, quiekte Strappi. Trolle hielten nichts
    davon, Abstand zu wahren, und das bedeutete in

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