Weiberregiment
großen Fässern zu. Pol y rechnete mit saurem Bier und stel te
sich vor, wie der Inhalt der Abtropfeimer jeden Abend ins Fass
zurückgekippt wurde, und vermutlich wurde der Zapfen nicht
zurückgesteckt, und… ja, man servierte das Bier in einem ledernen
Humpen, der wahrscheinlich nie gewaschen worden war.
Zwei neue Rekruten tranken bereits ihr Bier und gaben dabei
Geräusche von sich, die auf Genuss hindeuteten. Aber dies war Plün.
Hier war all das trinkenswert, das einen vergessen ließ, wo man sich
befand.
Einer der beiden Jungen sagte: »Schmeckt gut, nicht wahr?« Der
Junge neben ihm rülpste und erwiderte: »Ja, das beste Bier, das ich je
getrunken habe.«
Pol y schnupperte an ihrem Humpen. Der Inhalt roch nach etwas, das
sie nicht einmal Schweinen anbieten würde. Sie trank einen Schluck und
änderte ihre Meinung – sie würde dieses Zeug den Schweinen geben.
Bestimmt hatten die beiden Jungen nie zuvor Bier getrunken. Es ist so,
wie Vater sagte, dachte Pol y. Auf dem Land gibt es Jungen, die für eine
unbewohnte Hose zum Militär gehen. Und sie trinken diesen Mist und
tun so, als fänden sie wie Männer Gefal en daran. He, Jungs, gestern
Abend haben wir ordentlich einen gehoben, was? Und dann…
Lieber Himmel, das erinnerte sie an etwas. Wie mochte es um den
hiesigen Abort bestel t sein? Der für Männer daheim, auf der anderen
Seite des Hofes, war schlimm genug. Polly hatte jeden Morgen zwei
Eimer Wasser hineingekippt und dabei versucht, nicht zu atmen.
Seltsames grünes Moos wuchs auf dem Schieferboden. Und die
»Herzogin« war ein gutes Wirtshaus. Seine Gäste zogen ihre Stiefel aus,
bevor sie zu Bett gingen.
Pol y kniff die Augen zusammen. Der dumme Narr vor ihr – ein
Mann, der eine lange Augenbraue die Arbeit von zweien erledigen ließ
– servierte ihnen Spülwasser und Essig, bevor sie in den Krieg zogen…
»Diefef Bier schmeckt wie Pferdepiffe«, sagte Igor.
Polly wich zurück. Das waren tödliche Worte, selbst in einem
Gasthaus wie diesem.
»Ach, damit kennst du dich aus?«, fragte der Wirt und ragte
bedrohlich vor dem Jungen auf. »Hast schon mal Pferdepisse
getrunken, was?«
»Ja«, bestätigte Igor.
Der Wirt schüttelte die Faust vor seinem Gesicht. »Jetzt hör mir mal
gut zu, du lispelnder kleiner…«
Ein dünner schwarzer Arm erschien erstaunlich schnel , und eine
blasse Hand griff nach der Faust des Wirts. Plötzlicher Schmerz brachte
Bewegung in die eine Braue.
»Die Sache ist folgendermaßen«, sagte Maladikt ruhig. »Wir sind
Soldaten der Herzogin, habe ich Recht? Sag einfach ›Aargh‹.«
Er musste zugedrückt haben. Der Wirt stöhnte.
»Danke. Und was du uns als Bier servierst, lässt sich bestenfalls als
schmutziges Wasser bezeichnen«, fuhr Maladikt im gleichen Plauderton
fort. »Ich trinke natürlich keine… Pferdepisse, aber ich habe einen
hoch entwickelten Geruchssinn und möchte lieber darauf verzichten,
die Dinge zu benennen, die ich in dieser Flüssigkeit rieche, und deshalb
begnügen wir uns mit dem Hinweis auf ›Rattenkot‹, einverstanden? Ein
Wimmern genügt. Herzlichen Dank.« Am Ende der Theke übergab sich
einer der beiden Jungen. Die Finger des Wirts waren weiß geworden.
Maladikt nickte zufrieden.
»Einen Soldaten Ihrer Hoheit in Kriegszeiten kampfunfähig zu
machen, läuft auf Hochverrat hinaus«, sagte er und beugte sich vor.
»Und die Strafe dafür ist der… Tod.« Maladikt sprach dieses Wort mit
einem gewissen Entzücken aus. »Aber wenn es hier noch ein anderes
Fass gibt, eins mit gutem Bier, mit dem Bier, das du für deine Freunde
reserviert hast… Ich schätze, dann können wir diesen kleinen
Zwischenfall vergessen. Ich lasse jetzt dein Handgelenk los. Deine
Augenbraue verrät mir, dass du ein Denker bist, und du denkst gerade
daran, einen großen Knüppel hervorzuholen. Stattdessen sol test du
über das schwarze Band nachdenken, das ich trage. Weißt du, was es
bedeutet?«
Der Wirt schnitt eine Grimasse und ächzte: »Die Liga der
Enthaltsamkeit…«
»Genau! Bravo!«, sagte Maladikt. »Und noch ein Gedanke für dich,
wenn du dafür genug Platz hast. Ich habe mich nur verpflichtet, kein
Menschenblut zu trinken. Es ist mir nicht verboten, dir einen solchen Tritt zwischen die Beine zu geben, dass du taub wirst.«
Er ließ die Faust los. Der Wirt richtete sich langsam auf. Unter der
Theke lag bestimmt ein kurzer Holzknüppel, wusste Pol y. Es gab ihn in jedem Gasthaus. Selbst ihr Vater
Weitere Kostenlose Bücher