Weiberregiment
sagte Bluse und rieb sich die Hände. »In meiner alten Schule haben wir oft Röcke getragen.« Er sah sich im Kreis ausdrucksloser Gesichter um. »Theater, versteht ihr?«, fuhr er aufgeräumt fort. »In unserem Internat gab es natürlich keine Mädchen. Aber
davon
ließen wir uns nicht aufhalten. Soweit ich weiß, wird noch heute über meine Darstellung der Lady Spritzig in
Die Komödie der Gehörnten
gesprochen, und was den Leckerlecker in… Ist mit Feldwebel Jackrum alles in Ordnung?«
Der Feldwebel hatte sich zusammengekrümmt. Mit dem Gesicht in Kniehöhe brachte er hervor: »Alte Kriegswunde, Herr. Macht mir manchmal ganz plötzlich zu schaffen, Herr.«
»Bitte hilf ihm, Soldat Igor. Wo war ich gerade… Wie ich sehe, seid ihr alle verwirrt, aber es ist nichts
Seltsames
daran. Ein gute alte Tradition, als Frauen verkleidete Männer. In der sechsten Klasse machten es die Jungs andauernd, um irgendwelche Streiche zu spielen.« Er zögerte kurz und fügte nachdenklich hinzu: »Besonders Wriggelwoll, aus irgendeinem Grund.« Er schüttelte den Kopf, als wollte er einen Gedanken lösen. »Wie dem auch sei, ich habe Erfahrung auf diesem Gebiet, versteht ihr?«
»Und… was machst du, falls… Ich meine, was machst du,
wenn
du hineinkommst, Herr?«, fragte Polly. »Du musst nicht nur die Wächter täuschen. Es sind auch andere Frauen in der Festung.«
»Das wird kein Problem sein, Perks«, sagte Bluse. »Ich werde weibliche Verhaltensmuster zeigen, außerdem kenne ich da einen kleinen Bühnentrick, weißt du, ich verstelle meine Stimme,
damit sie ganz hoch klingt.«
Das Falsett hätte Glas zerkratzen können. »Na? Ihr seht also, wenn wir eine Frau brauchen, bin ich der richtige Mann dafür.«
»Bemerkenswert, Herr«, sagte Maladikt. »Für einen Moment hätte ich schwören können, dass eine Frau zugegen ist.«
»Ich kann sicher herausfinden, ob es noch andere schlecht bewachte Eingänge gibt«, fuhr Bluse fort. »Wer weiß, vielleicht bin ich sogar imstande, einem Wächter mit weiblicher List einen Schlüssel abzuluchsen! Auf jeden Fall gebe ich euch ein Zeichen, wenn alles klar ist. Zum Beispiel ein Handtuch, das aus einem Fenster hängt. Es wird auf jeden Fall etwas Ungewöhnliches sein.«
Wieder folgte Stille. Einige Mitglieder der Truppe blickten zur Decke hoch.
»J-ja«, sagte Polly. »Offenbar hast du dir alles gut überlegt, Herr.«
Bluse seufzte. »Wenn doch nur Wriggelwoll hier wäre.«
»Warum, Herr?«
»Erstaunlich cleverer Bursche, wenn er ein Kleid in die Hände bekam, der junge Wriggelwoll«, sagte der Leutnant.
Polly begegnete Maladikts Blick. Der Vampir verzog das Gesicht und zuckte die Schultern.
»Äh…«, sagte Knaller.
»Ja, Manickel?«
»Ich habe einen Unterrock in meinem Rucksack, Herr.«
»Lieber Himmel! Wozu?«
Knaller errötete. Sie hatte sich keine Antwort zurechtgelegt.
»Verbände, Herr«, warf Igorina ein.
»Ja! Das stimmt«, sagte Knaller. »Ich… hab ihn im Gasthaus gefunden, drüben in Plün…«
»Ich habe die Jungf gebeten, alle Wäscheftücke mitfunehmen, die fie finden, Herr. Nur für den Fall.«
»Gut gedacht, der Mann!«, sagte Bluse. »Hat sonst noch jemand was?«
»Daf würde mich gar nicht überraschen, Herr«, sagte Igorina und sah sich im Raum um.
Blicke wurden gewechselt und Rucksäcke geöffnet. Alle außer Polly und Maladikt hatten
etwas
und holten es mit gesenktem Kopf hervor. Ein Frauenunterhemd, einen Unterrock, und in den meisten Fällen ein Dimitztuch, aus irgendeinem unerklärlichen Restbedürfnis mitgenommen.
»Ihr habt offenbar mit vielen Verwundungen gerechnet«, sagte Bluse.
»Man kann nicht vorfichtig genug fein, Herr«, erwiderte Igorina, sah Polly an und lächelte.
»Leider habe ich derzeit recht kurzes Haar…«, murmelte Bluse.
Polly dachte an ihre Locken, die inzwischen verloren waren und vermutlich von Strappi gestreichelt wurden. Verzweiflung spülte durch ihr Gedächtnis.
»Es schienen vor allem ältere Frauen gewesen zu sein«, sagte sie schnell. »Sie trugen Kopftücher und Schleier. Igori… Igor kann dir bestimmt helfen, Herr.«
»Wir Igorf find fehr einfallfreich, Herr«, sagte Igorina. Sie holte eine schwarze Ledertasche unter ihrer Jacke hervor. »Fehn Minuten mit der Nadel, Herr, mehr ift nicht nötig.«
»Oh,
alte
Frauen kann ich besonders gut spielen«, sagte Bluse. So schnell, dass Stecher zusammenzuckte, streckte Bluse beide Hände wie Krallen aus, verzerrte das Gesicht zu einem Ausdruck irrer Blödheit und
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