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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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scheinst damals fünf Jahre alt gewesen zu sein«, fuhr der Leutnant fort. »Weißt du, als ich hörte, dass ich dir begegnen würde, einer militärischen Legende, da habe ich mich natürlich gründlich über dich informiert. Ich habe alle Akten gelesen, um bei der Überreichung der Entlassungspapiere die eine oder andere Anspielung machen zu können. Du weißt schon, humorvolle kleine Erinnerungen an alte Zeiten. Stell dir vor, wie sehr es mich erstaunte, dass du schon seit – es ließ sich kaum genau feststellen – fast sechzig Jahren Sold bekommst.«
    Polly hatte das Messer gründlich geschärft, und es ruhte nun an der Wange des Leutnants. Sie dachte an den Mord – an das Töten eines fliehenden Gefangenen – im Wald.
Er wäre nicht der erste Offizier, den ich getötet habe…
    »Vermutlich einer von diesen Schreibfehlern, Herr«, sagte Jackrum kühl. Im düsteren Zimmer mit dem Moos, das die Wände kolonisierte, schien der Feldwebel noch größer zu werden.
    Der Schrei einer Eule, die sich auf dem Schornstein niedergelassen hatte, hallte im Raum wider.
    »Nein, Feldwebel«, sagte Bluse, ohne dem Rasiermesser Beachtung zu schenken. »Man hat sich an deinem Päckchen zu schaffen gemacht, Feldwebel. Mehrmals. Einmal war sogar General Schnitz dafür verantwortlich. Er zog zehn Jahre von deinem Alter ab und unterschrieb die Änderung. Und er war nicht der Einzige. Offen gestanden, Feldwebel, ich muss daraus einen ganz bestimmten Schluss ziehen.«
    »Und der wäre, Herr?« Erneut verharrte das Messer, diesmal an Bluses Hals. Die Stille schien sich zu dehnen und dabei schärfer zu werden.
    »Dass es noch jemand anderen namens Jackrum gab«, sagte Bluse langsam. »Einen Mann, dessen Aufzeichnungen mit deinen… durcheinander gebracht wurden. Und jeder Versuch von… Offizieren, die im Umgang mit Zahlen ungeübt sind, die Sache in Ordnung zu bringen, machte alles nur noch verwirrender.«
    Das Rasiermesser setzte sich wieder in Bewegung und strich mit seidener Glätte über die Haut. »Ich glaube, das hast du ganz richtig erkannt, Herr«, sagte Jackrum.
    »Ich werde dem Päckchen einen erklärenden Hinweis beifügen«, fuhr Bluse fort. »Das Vernünftigste scheint mir zu sein, dich hier und jetzt zu fragen, wie alt du bist. Wie alt
bist
du, Feldwebel?«
    »Dreiundvierzig, Herr«, antwortete Jackrum sofort. Polly sah auf und erwartete das allgemeine Donnern, das einer so universumsgroßen Lüge folgen sollte.
    »Bist du sicher?«, fragte Bluse.
    »Fünfundvierzig, Herr. Das harte Soldatenleben steht mir ins Gesicht geschrieben, Herr.«
    »Nun…«
    »Ah, gerade fallen mir zwei Geburtstage ein, die ich vergessen habe, Herr. Ich bin siebenundvierzig, Herr.« Der Himmel grollte noch immer keine Missbilligung, stellte Polly fest.
    »Äh… ja. Gut. Du solltest es schließlich wissen, Feldwebel. Ich werde die Altersangabe berichtigen.«
    »Danke, Herr.«
    »So wie vor mir General Schnitz. Und Major Galosch. Und Oberst Legin, Feldwebel.«
    »Jaherr. Die Schreibfehler sind mir mein ganzes Leben lang gefolgt, Herr. Bin ständig von ihnen geplagt worden.« Jackrum trat zurück. »Fertig, Herr. Das Gesicht glatt wie ein Babypo. So glatt, wie die Dinge sein sollten. Glatte Dinge haben mir immer gut gefallen.«
     
    Sie beobachteten, wie Leutnant Bluse durch den Wald zum Weg ging. Sie beobachteten, wie er sich der lockeren Gruppe von Frauen hinzugesellte, die zur Tür wanderten. Sie lauschten nach Schreien und hörten keine.
    »G-gibt es Frauen, die
so sehr
mit den Hüften wackeln?«, fragte Reißer und spähte durch die Büsche.
    »Sie wären kaum legal, denke ich«, erwiderte Polly und beobachtete die Festung durch das Fernrohr des Leutnants. »Wir müssen jetzt auf ein Signal warten, das uns mitteilt, dass mit ihm alles in Ordnung ist.«
    Irgendwo über ihnen ertönte der Ruf eines Bussards.
    »Nein«, widersprach Maladikt. »Man wird ihn schnappen, wenn er durch die Tür tritt. Darauf wette ich.«
    Sie ließen Jade als Wächterin zurück. Mit der abgekratzten Farbe wirkte die Troll-Frau wie ein Teil der Felslandschaft, wenn sie sich nicht bewegte. Feindliche Soldaten würden sie erst bemerken, wenn sie gegen sie stießen, und dann war es zu spät.
    Sie kehrten durch den Wald zurück und hatten das verfallene Bauernhaus fast erreicht, als
es
geschah.
    »Du behauptest dich gut, Mal«, sagte Polly. »Vielleicht haben die Eicheln tatsächlich gewirkt. Du hast überhaupt keinen Kaffee mehr erwähnt…«
    Maladikt blieb stehen und

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