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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ist völlig normal für dich«, sagte Jackrum. »Ich glaube, dies ist die richtige Stelle. Alles ruhig und still, niemand beobachtet uns, ein kleiner Pfad zum oberen Teil der Rinne…« Er blieb vor einem sehr großen Zelt stehen und klopfte mit seinem Offiziersstöckchen an das Schild neben dem Eingang.
    »Die ZuverLässigen TauBen«, las Polly.
    »Ja, man bezahlt diese Damen nicht für ihre Rechtschreibung«, sagte Jackrum und schob die Eingangsplane des Bordellzelts beiseite.
    Sie betraten einen stickigen kleinen Bereich, eine Art Vorzimmer im Zelt. Eine Frau, pummelig und krähenartig, in einem schwarzen Bombasinkleid, stand auf und bedachte die drei Neuankömmlinge mit dem berechnendsten Blick, den Polly je gesehen hatte. Er endete damit, dass sie den Wert ihrer Stiefel abschätzte.
    Der Feldwebel nahm die Mütze ab, und mit jovialer, voll tönender Stimme, die von Brandy und Plumpudding kündete, sagte er: »Guten Abend,
Verährteste
! Ich bin Feldwebel Schmitt, ja, der bin ich! Meine kühnen Jungs hier und ich hatten das Glück, auf dem Schlachtfeld das eine oder andere zu erbeuten, wenn du verstehst, was ich meine, und sie konnten es gar nicht
abwarten,
das nächste Haus der Freude aufzusuchen, um dort zum Manne zu werden!«
    Glänzende Knopfaugen richteten erneut einen taxierenden Blick auf Polly. Knallers Ohren glühten wie Signalfeuer, und sie starrte zu Boden.
    »Scheint eine ziemlich große Aufgabe zu sein«, sagte die Frau knapp.
    »Nie hast du ein wahreres Wort gesprochen, Verährteste!«, strahlte Jackrum. »Ich schätze, jeweils zwei deiner schönen Blumen könnten es schaffen.« Es klirrte, als Jackrum leicht taumelte und mehrere Goldmünzen auf einen wackligen kleinen Tisch legte.
    Irgendetwas an ihrem Glanz schien die Dinge schmelzen zu lassen. Im Gesicht der Frau zeigte sich ein Lächeln, so klebrig wie Schneckensaft.
    »Es ist uns stets eine Ehre, die Rein-und-Rausser zu unterhalten, Feldwebel«, sagte sie. »Wenn die… Herren das, äh, Allerheiligste betreten möchten?«
    Polly hörte ein leises Geräusch hinter sich und drehte den Kopf. Erst jetzt bemerkte sie den Mann, der neben dem Eingang auf einem Stuhl saß. Er musste ein Mann sein, denn Trolle waren nicht rosarot. Im Vergleich mit ihm wirkte Augenbraue in Plün wie eine Art Kraut. Er trug Leder, das Polly knarren gehört hatte, und seine Augen waren nur teilweise geöffnet. Als er Pollys Blick begegnete, zwinkerte er, aber es war kein freundliches Zwinkern.
    Es gibt Augenblicke, in denen ein Plan plötzlich nicht mehr aufgeht, und wenn man bereits mit der Ausführung begonnen hat, ist eine solche Erkenntnis besonders unangenehm.
    »Äh, Feldwebel«, sagte Polly. Jackrum drehte sich um, sah ihre Grimasse und schien den Wächter zum ersten Mal zu sehen.
    »
Meine
Güte, wo bleiben nur meine Manieren?«, brummte er, wankte zurück und suchte in seiner Hosentasche. Er holte eine Goldmünze hervor und drückte sie dem erstaunten Mann in die Hand. Dann wandte er sich erneut um und klopfte mit idiotischer Schlauheit an die Seite seiner Nase.
    »Ein guter Rat für euch, Jungs«, sagte er. »Gib dem Wächter immer ein gutes Trinkgeld. Er hält das Gesindel fern, ein sehr wichtiger Mann.«
    Er torkelte zurück zu der Frau in Schwarz und rülpste herzhaft. »Und nun,
Verährteste,
könntest du uns vielleicht die Visionen von Schönheit zeigen, die du hier unter dem Scheffel verbirgst…«
    Einige Sekunden später dachte Polly, dass es davon abhing, wie und wann und mit wie viel Alkohol intus man diese Visionen sah. Sie
wusste
von solchen Orten. Die Arbeit hinter dem Tresen konnte wirklich den Horizont erweitern. Daheim gab es einige Frauen, die, wie es ihre Mutter genannt hatte, »nicht besser waren, als sie es sein sollten«, und die zwölfjährige Polly hatte eine Ohrfeige für die Frage bekommen, wie gut sie eigentlich sein sollten. Sie waren eine Abscheulichkeit in Nuggans Augen, aber Männer fanden in jeder Religion Platz für die eine oder andere kleine Sünde.
    Wollte man die vier Frauen im nächsten Zimmer freundlich beschreiben, gebrauchte man das Wort »müde«. Wem es an Freundlichkeit mangelte, dem stand eine große Auswahl an Wörtern zur Verfügung.
    Sie sahen ohne großes Interesse auf.
    »Das sind Frommia, Prudentia, Grazia und Komfortia«, sagte die Dame des Hauses. »Die Nachtschicht ist leider noch nicht eingetroffen.«
    »Ich bin sicher, dass diese Schönheiten für meine schneidigen Jungs sehr lehrreich sein werden«, sagte

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