Weiberregiment
kleiner Soldat«, erwiderte Jackrum. »Na schön, ich gebe zu, dass ich die Verährteste gerade ins Reich der Träume geschickt hatte, aber ich
weiß,
wann mir jemand ein Getränk mit vielen Schlaftropfen drin anbietet.«
»Du hast eine
Frau
geschlagen, Feldwebel?«, fragte Polly.
»Ja, und wenn sie zu sich kommt in ihrem Korsett, hat sie vielleicht ein Einsehen. Dann sieht sie vielleicht von dem Versuch ab, dem nächsten betrunkenen Dicken, der in ihr Zelt torkelt, sein ganzes Geld abzuknöpfen«, knurrte Jackrum. »Wenn’s nach ihr gegangen wäre, hätte ich mich ohne Unterhose in irgendeinem Graben wiedergefunden, noch dazu mit einem ordentlichen Brummschädel, und wenn ihr beiden so dumm gewesen wärt, euch bei einem Offizier zu beschweren, so hätte sie geschworen, dass Schwarz Blau ist und ich ohne einen einzigen Cent zu ihr gekommen bin, betrunken war und randaliert habe. Und dem Oberst wäre alles schnuppe gewesen, denn ein Feldwebel, der dumm genug ist, sich in eine solche Situation zu bringen, hat es seiner Meinung nach nicht besser verdient. Ich kenne mich aus. Und ich kümmere mich um meine Jungs.« Es klimperte in der Dunkelheit. »Und einige zusätzliche Dollars können nicht schaden.«
»Hast du etwa die Kasse mitgehen lassen, Feldwebel?«, fragte Polly.
»Ja. Und auch einen Teil der Garderobe.«
»Gut!«, sagte Knaller mit Nachdruck. »Es war kein schöner Ort!«
»Die Kasse enthielt ohnehin zum größten Teil mein Geld«, sagte Jackrum. »Das Geschäft scheint heute nicht sehr gut gewesen zu sein, so wie’s sich anfühlt.«
»Aber es ist unmoralisches Geld!«, sagte Polly und kam sich eine Sekunde später wie eine Närrin vor.
»Nein«, entgegnete Jackrum. »Es war unmoralisches Geld.
Jetzt
ist es gewöhnliche Diebesbeute. Das Leben ist viel einfacher, wenn man lernt, direkt zu denken.«
Polly war froh, dass es keinen Spiegel gab. Das Beste, was man über die neue Kleidung der Truppe sagen konnte, war: Sie bedeckte die Rekruten. Aber dies war ein Krieg. Man sah nur selten neue Kleidung, bei wem auch immer. Und doch breitete sich Unbehagen in ihnen aus, obwohl das überhaupt keinen Sinn hatte. Im kühlen Licht der Morgendämmerung sahen sie sich an und kicherten verlegen. Seht uns nur an, dachte Polly. Wie
Frauen
gekleidet!
Erstaunlicherweise sah Igorina von ihnen allen am weiblichsten aus. Sie war mit ihrem Rucksack im zweiten Raum verschwunden, und zehn Minuten lang hatten die anderen nur ein gelegentliches Brummen oder »Autsch!« gehört. Dann kehrte Igorina mit schulterlangem blondem Haar zurück. Ihr Gesicht hatte die richtige Form; es fehlten die Knubbel und Knoten, an die sich die Gruppe gewöhnt hatte. Und die Nähte auf ihrer Stirn schrumpften und verschwanden, noch während Polly sie verblüfft beobachtete.
»Tut das nicht
weh
?«, fragte sie.
»Es brennt ein bisschen, für einige Minuten«, sagte Igorina. »Man muss einfach den Dreh heraushaben. Und die richtige Salbe.«
»Aber warum ist jetzt eine krumme Narbe auf deiner Wange?«, fragte Toller. »Und
die
Nähte dort bleiben?«
Igorina senkte schüchtern den Kopf. Sie hatte eines der Kleider in ein Dirndl verwandelt und wirkte wie eine junge Maid aus dem Bierkeller. Wenn man sie ansah, bestellte man in Gedanken eine große Brezel.
»Man muss wenigstens
etwas
zeigen«, sagte sie. »Sonst enttäuscht man den Clan. Und ich finde die Nähte eigentlich recht bezaubernd…«
»Na schön«, gab Toller nach. »Aber lispel wenigstens ein wenig. Ich weiß, dass es völlig verkehrt ist, aber jetzt siehst du irgendwie… unheimlich aus.«
»Aufstellung«, wies Jackrum die Rekruten an. Er wich zurück und musterte sie mit theatralischer Verachtung. »Nie zuvor in meinem Leben habe ich einen solchen Haufen von… von Waschfrauen gesehen. Ich wünsche euch all das Glück, das ihr verdammt noch mal braucht. Jemand behält die Tür im Auge, falls ihr wieder herauskommt, mehr kann ich nicht versprechen. Soldat Perks, du fungierst bei diesem Einsatz als Korporal, unbesoldet. Ich hoffe, ihr habt bei unserer Wanderung das eine oder andere gelernt. Rein und raus, darum geht es. Bitte keinen letzten verzweifelten Kampf, bei dem man berühmt wird. Im Zweifel in die Weichteile treten und weglaufen. Meine Güte, wenn ihr den Feind so erschreckt wie mich, solltet ihr keine Probleme haben.«
»Willst du wirklich nicht mit uns kommen, Feldwebel?«, fragte Toller, noch immer bemüht, nicht zu lachen.
»Nein, Junge. Ihr kriegt mich nicht in
Weitere Kostenlose Bücher