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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Pflüger oder einfach nur einen ganz in Leder gekleideten Mann, richtig? Da es um uns geht, dürfte es ein Soldat sein. Und da er ein Rein-und-Rausser ist… Meine Güte, ich fürchte, ich bin hier einem Wortspiel auf der Spur. Nur eine Frage: Welches Kleidungsstück fiel zu Boden oder löste sich?«
    »Ihr Strumpfhalter«, sagte Jackrum. »Du kennst das Lied, Perks.«
    »Nein, aber ich kenne mich mit Volksliedern aus. Bei mir zu Hau… ich meine, wo ich gearbeitet habe, wurden wir sechs Monate lang von Volkssängern heimgesucht. Zum Schluss mussten wir einen Mann mit einem Frettchen um Hilfe bitten. Gewisse Dinge bleiben einem im Gedächtnis… o nein…«
    »Wird im Lied geschmust, Feldwebel?«, fragte Toller.
    »Und vielleicht auch gefummelt?«, warf Igorina zur allgemeinen Erheiterung ein.
    »Nein, er stiehlt den Käse«, seufzte Polly. »Als die arme junge Frau daliegt und darauf wartet, dass er ihr das Strumpfband festbindet,
ts-ts,
macht sich der verdammte Kerl mit dem Käse auf und davon, habe ich Recht?«
    »Äh… nicht ›verdammt‹«, warnte Toller. »Nicht, wenn du einen Rock anhast, Schnieke.«
    »Dann heißt es auch nicht mehr Schnieke«, sagte Polly. »Füllt euere Hüte mit Brot und eure Stiefel mit Suppe! Und stehlt den Käse, nicht wahr, Feldwebel?«
    »Ja, wir waren schon immer ein sehr praktisches Regiment«, erwiderte Jackrum. »Ein Heer marschiert auf seinem Bauch, Jungs. Auf meinem könnte es die Fahnenparade abhalten!«
    »Es war ihre eigene Schuld«, ließ sich Stecher vernehmen. »Sie hätte ihr Strumpfband selbst festbinden können.«
    »Ja«, sagte Toller. »Vermutlich
wollte
sie, dass der Käse gestohlen wird.«
    »Kluge Worte«, kommentierte Jackrum. »Also los, ihr… Käsler!«
     
    Der Dunst hing noch immer sehr dicht, als sie durch den Wald zum Pfad am Fluss gingen. Pollys Rock blieb immer wieder an Dornen hängen. Vermutlich war das auch geschehen, bevor sie sich hatte anwerben lassen, aber es war ihr nicht so aufgefallen. Jetzt fühlte sie sich dadurch ernstlich behindert. Geistesabwesend hob sie die Hand und rückte die Socken zurecht, die jetzt an einem anderen Ort als Polsterung ihren Zweck erfüllten. Sie war zu dünn, da lag das Problem. Die Locken waren nützlich gewesen, denn sie hatten »Mädchen« gesagt. Nun musste Polly auf ein Kopftuch und ein zusätzliches Sockenpaar zurückgreifen.
    »Na schön«, flüsterte sie, als das Gelände eben wurde. »Denkt daran, keine Flüche. Lacht nicht, sondern kichert. Kein Rülpsen. Keine Waffen. So dumm können sie dort drin nicht sein. Hat jemand eine Waffe mitgenommen?«
    Köpfe wurden geschüttelt.
    »Hast du eine Waffe dabei, Tol… Magda?«
    »Nein, Polly.«
    »Keinen Gegenstand von einer waffenartigen Qualität?«, beharrte Polly.
    »Nein, Polly«, erwiderte Toller scheu.
    »Vielleicht ein Objekt mit einer Schneide?«
    »Ach, meinst du das hier?«
    »Ja, Magda.«
    »Eine Frau darf doch ein Messer bei sich haben, oder?«
    »Das ist ein
Säbel,
Magda. Du versuchst, ihn zu verstecken, aber es ist ein Säbel.«
    »Ich benutze ihn nur als Messer, Polly.«
    »Er ist neunzig Zentimeter lang, Magda.«
    »Die Größe spielt keine Rolle, Polly.«
    »Das glaubt niemand. Bitte lass ihn hinter einem Baum zurück. Das ist ein Befehl.«
    »Oh, na schön!«
    Nach einer Weile sagte Knaller, die offenbar lange nachgedacht hatte: »Ich verstehe nicht, warum sie nicht ihr eigenes Strumpfband festbinden konnte…«
    »Knaller, wovon zum Teufel…«, begann Toller.
    »…zum Kuckuck«, korrigierte Polly. »Und du sprichst mit Betty, denk dran.«
    »Wovon zum
Kuckuck
redest du da, Betty?«, fragte Toller und rollte mit den Augen.
    »Ich meine das Lied«, sagte Knaller. »Und man braucht sich nicht hinzulegen, um ein Strumpfband festzubinden. Das macht es nur schwerer. Mir erscheint das alles ziemlich dumm.«
    Eine Zeit lang schwiegen sie. Man konnte leicht erkennen, warum Knaller über diese Dinge nachdachte.
    »Du hast Recht«, sagte Polly schließlich. »Es ist ein dummes Lied.«
    »Ein sehr dummes«, pflichtete ihr Toller bei.
    Die anderen nickten. Ja, es war ein dummes Lied.
    Sie traten auf den Pfad am Fluss. Vor ihnen verschwand eine kleine Frauengruppe hinter einer Kurve, und sie sahen auf. Die Festung wuchs aus der steilen Klippe; es ließ sich kaum feststellen, wo der unbearbeitete Fels endete und das alte Mauerwerk begann. Fenster bemerkten sie nicht. Von dieser Stelle aus sah man nur eine Mauer, die gen Himmel ragte. Kein Weg hinein, sagte

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