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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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einem Rock zu sehen. Jeder hat seine Stelle. Eine Stelle, an der die Grenze gezogen werden muss. Dies ist meine. Ich stecke ziemlich tief in der Sünde drin, so oder so, aber Jackrum bekennt immer Farbe. Ich bin ein alter Soldat. Ich werde kämpfen, wie es einem Soldaten gebührt, im Heer, auf dem Schlachtfeld. Und wenn ich in Frauenkleidung zur Festung ginge, müsste ich mir das bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag anhören.«
    »Die Herzogin meint, dass es für Feldwebel Jackrum einen anderen W-weg gibt«, sagte Reißer.
    »Und ich weiß nicht recht, ob du mich von allen am meisten erschreckst, Goom«, brummte Jackrum. Er zog seinen Äquatorgürtel hoch. »Aber du hast Recht. Wenn ihr in der Festung seid, schleiche ich zum Heer und schlüpfe in unsere Linien. Wenn ich keinen kleinen Ablenkungsangriff organisieren kann, will ich nicht mehr Feldwebel Jackrum sein. Aber ich
bin
Feldwebel Jackrum, und damit ist der Beweis erbracht. Ha, im Heer gibt es reichlich Leute, die mir einen Gefallen schulden…« Er schniefte leise. »Oder es nicht ablehnen würden, mir einen zu erweisen. Und es mangelt gewiss nicht an Jungs, die ihren Enkeln erzählen möchten, dass sie an der Seite von Jackrum gekämpft haben. Ich gebe ihnen die Möglichkeit, richtige Soldaten zu sein.«
    »Ein Angriff auf das Haupttor der Festung wäre selbstmörderisch, Feldwebel!«, sagte Polly.
    Jackrum klopfte sich auf den Bauch. »Siehst du das hier?«, fragte er. »Ist wie ein Panzer. Einmal hat irgend so ein Bursche sein Schwert bis zum Heft hineingestoßen und war ziemlich baff, als er eine Kopfnuss von mir bekam. Wie dem auch sei, ihr Jungs sorgt ohnehin für so viel Wirbel, dass die Wächter abgelenkt sind. Ihr verlasst euch auf mich, und ich verlasse mich auf euch. Das ist militärisch. Gebt mir ein Zeichen, irgendeins. Mehr brauche ich nicht.«
    »Die Herzogin meint, dein Weg führt dich noch weiter«, sagte Reißer.
    »Ach, ja?«, erwiderte Jackrum jovial. »Und wohin? Hoffentlich zu einem Ort mit einem guten Wirtshaus.«
    »Die Herzogin meint, dass, äh, der Weg dich nach Skritz bringen wird«, sagte Reißer. Sie sprach leise, während der Rest der Gruppe lachte, weniger wegen der Bemerkung, sondern um einen Teil der Anspannung loszuwerden. Doch Polly hörte es.
    Jackrum hatte sich wirklich gut im Griff, fand sie. Das Entsetzen war schon nach dem Bruchteil einer Sekunde wieder aus seinem Gesicht verschwunden. »Skritz?«, fragte er. »Da gibt es überhaupt nichts. Ein langweiliges Kaff.«
    »Es gab ein Schwert«, sagte Reißer.
    Diesmal war Jackrum vorbereitet. Sein Gesicht blieb unverändert und zeigte routinierte Ausdruckslosigkeit. Und das war seltsam, fand Polly, denn es hätte
etwas
zeigen sollen, wenn auch nur Verwunderung.
    »Hab es in meinem Leben mit vielen Schwertern zu tun bekommen«, sagte er geringschätzig. »Ja, Soldat Halter?«
    »Da wäre eine Sache, die du uns noch nicht erklärt hast, Feldwebel«, sagte Toller und ließ die Hand sinken. »Warum nennt man dieses Regiment die Rein-und-Rausser?«
    »Die Ersten im Kampf, und die Letzten, die das Schlachtfeld verlassen«, antwortete Jackrum automatisch.
    »Und warum tragen wir den Spitznamen ›Käsler‹?«
    »Ja«, warf Knaller ein. »Warum, Feldwebel? So wie die jungen Frauen geredet haben… Es klang nach etwas, über das wir Bescheid wissen sollten.«
    Jackrum schnalzte wie verärgert mit der Zunge. »Ach, Toller, warum hast du mich das nicht gefragt, als du noch eine Hose anhattest? Jetzt ist mir die Sache peinlich!« Und Polly dachte: Das ist ein Köder. Du möchtest uns davon erzählen. Damit du nicht über Skritz reden musst…
    »Ah«, sagte Toller. »Es geht also um Sex.«
    »Nicht unbedingt, nein…«
    »Erklär es mir«, sagte Toller. »Ich möchte es wissen, bevor ich sterbe. Wenn du dich dann besser fühlst, stupse ich Leute an und mache
Gnher, gnher, gnher.
«
    Jackrum seufzte. »Es gibt da ein Lied«, sagte er. »Es beginnt so: ›
Es war an einem Montagmorgen, im Wonnemonat Mai
…‹«
    »Dann
geht
es um Sex«, sagte Polly kategorisch. »Es ist ein Volkslied, das von Ereignissen im Mai berichtet, und deshalb spielt Sex ganz sicher eine Rolle. Kommt ein Milchmädchen darin vor? Das ist meistens der Fall.«
    »Könnte sein«, sagte Jackrum.
    »Und es geht zum Markt?«, fragte Polly. »Um seine Waren zu verkaufen?«
    »Sehr wahrscheinlich.«
    »
Na
schön. Damit haben wir den Käse. Und die junge Frau trifft, mal sehen, einen Soldaten, einen Seemann, einen fröhlichen

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