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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Stuhl zurück. Er lief rot an.
    Toller brach in Tränen aus, eine wahre Tränenexplosion. Lautes Jammern begleitete den Tränenstrom, als sie sich zu Boden warf.
    »Wir sind sooo weit gegangen! In Gräben haben wir uns vor Soldaten versteckt! Es gab nichts zu essen! Wir wollen arbeiten! Du hast uns Jungs genannt! Warum bist du sooo
gemein

    Polly bückte sich, half ihr hoch und klopfte ihr auf den Rücken. Tollers Schultern hoben und senkten sich, während sie hingebungsvoll schluchzte.
    »Es ist sehr schwer gewesen, für uns alle«, teilte sie dem rotgesichtigen Hauptmann mit.
    »
Wenn du ihn außer Gefecht setzt, erdrossele ich den anderen mit meiner Schürzenschnur«,
flüsterte ihr Toller in einer kleinen Heulpause ins Ohr.
    »Hast du alles gesehen, was du sehen wolltest?«, fragte Polly den Hauptmann, dessen Gesicht regelrecht glühte. Eis lag in jeder einzelnen Silbe.
    »Ja! Nein! Ja! Bitte!«, erwiderte der Hauptmann und bedachte den Wächter mit dem schmerzvollen Blick eines Mannes, der weiß, dass in kurzer Zeit alle Soldaten in der Festung über ihn lachen werden. »Ein Blick hat genügt… Ich meine, was ich gesehen habe… Ich, äh, bin völlig damit zufrieden. Soldat, geh und hol eine der Frauen aus der Wäscherei. Es tut mir sehr Leid, die Damen. Ich… ich muss mich jetzt um meine Arbeit kümmern.«
    »Macht sie dir Spaß?«, fragte Polly mit weiterhin eisiger Stimme.
    »Ja!«, antwortete der Hauptmann sofort. »Ich meine nein! Wir müssen vorsichtig sein… ah…«
    Der große Soldat kehrte mit einer Frau zurück. Polly riss die Augen auf.
    »Einige, äh, neue Freiwillige«, sagte der Hauptmann und winkte vage in Richtung der Gruppe. »Frau Enid kann sie sicher irgendwo beschäftigen… äh…«
    »Gewiss, Hauptmann«, sagte die Frau und knickste scheu. Polly starrte noch immer.
    »Geht jetzt… Mädels«, sagte der Hauptmann. »Wenn ihr gut arbeitet, gibt euch Frau Enid bestimmt einen Passierschein, und dann gibt es keine weiteren Probleme… äh…«
    Knaller legte beide Hände auf den Schreibtisch, beugte sich vor und sagte: »Buh.« Der Stuhl des Hauptmanns stieß gegen die Wand.
    »Ich bin vielleicht nicht schlau«, sagte sie zu Polly. »Aber ich bin nicht
dumm.
«
    Polly sah noch immer Leutnant Bluse an. Er hatte erstaunlich gut geknickst.
     
    Der Soldat führte sie durch einen langen Gang, der schließlich an einer Art Balkon endete, von dem aus man in eine Höhle oder einen großen Raum sehen konnte – in diesem Bereich der Festung gab es da kaum einen Unterschied. Dies war keine Wäscherei, sondern für jene, die zusätzliches Schrubben als Strafe verdienten, ein heißes, feuchtes Leben nach dem Tod. Dampf wogte an der Decke, kondensierte und tropfte auf einen bereits nassen Boden. Und die Reihe aus Waschwannen schien endlos zu sein. Frauen bewegten sich wie Geister in den umherziehenden Schwaden.
    »Da sind wir, Mädels«, sagte der Soldat und klopfte Bluse aufs Hinterteil. »Sehen wir uns heute Abend, Daphne?«
    »O ja!«, trillerte Bluse.
    »Um fünf«, sagte der Soldat und schlenderte davon.
    »Daphne?«, fragte Polly, als der Mann fort war.
    »Mein ›Nom de Guerre‹«, sagte Bluse. »Ich habe noch keinen Weg aus den unteren Bereichen herausgefunden, aber die Wächter haben Schlüssel, und um halb sechs wird sich der Schlüssel dieses Soldaten in meinem Besitz befinden. Bitte um Verzeihung?«
    »Ich glaube, Toller – Entschuldigung,
Magda –
hat sich gerade auf ihre Zunge gebissen«, sagte Polly.
    »Ihre? Oh, ja. Ein großes Lob dafür, wie du in deiner Rolle aufgehst… äh…«
    »Polly«, sagte Polly.
    »Guter Name.« Bluse führte die Gruppe einige Stufen hinab. »Ja, ein guter, gewöhnlicher Dienstmädchenname.«
    »Genau das dachte ich mir«, sagte Polly ernst.
    »Äh… Feldwebel Jackrum ist nicht bei euch?«, fragte der Leutnant mit einer Spur Nervosität.
    »Nein, Herr. Er will einen Angriff auf das Haupttor organisieren, Herr, und wir sollen ihm ein Zeichen geben. Ich hoffe, er greift nicht ohne ein solches Zeichen an.«
    »Lieber Himmel, der Mann ist verrückt«, sagte Bluse. »Aber ihr Jungs habt ausgezeichnete Arbeit geleistet. Bravo. Ein beiläufiger Beobachter hält euch tatsächlich für Frauen.«
    »Da diese Worte von dir kommen, Daphne, nehme ich sie als großes Kompliment«, erwiderte Polly und dachte: Meine Güte, ich verstehe es wirklich, mir nichts anmerken zu lassen.
    »Ihr hättet mir nicht folgen müssen«, sagte Bluse. »Ich bedaure, dass ich euch kein

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