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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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einen Gefallen gebeten, dachte Polly und ärgerte sich, dass man sie für einen ängstlichen Jungen hielt, wo sie doch sicher war, cool und unerschütterlich zu wirken. Doch sie erwiderte ruhig: »Und der wäre?«
    »Hast du Papier?«
    Wortlos holte Polly »Von den Müttern Borograwiens« unter ihrem Hemd hervor und reichte das Pamphlet nach oben. Sie hörte, wie ein Streichholz entzündet wurde, und der schweflige Geruch machte den Gestank ein wenig erträglicher.
    »Sehe ich hier das Wappen Ihrer Hoheit vor mir?«, sagte die flüsternde Stimme. »Nun, es wird nicht mehr lange vor mir sein. Verdufte… Junge.«
    Schockiert, benommen, verwirrt und halb erstickt eilte Polly in die Nacht hinaus und schaffte es bis zur Tür des Schuppens. Sie hatte sie kaum hinter sich geschlossen und blinzelte in der Finsternis, als sie wieder aufgerissen wurde. Herein kamen Wind, Regen und Korporal Strappi.
    »Aufwachen, ihr Jammerlappen! Raus aus den Federn und rein in die Klamotten! Hopp, hopp…«
    Um Polly herum sprangen Leute auf und fielen durcheinander. Ihre Muskeln schienen direkt der Stimme zu gehorchen, denn kein Gehirn konnte so schnell in Gang kommen. Korporal Strappis Reaktion gehorchte dem Gesetz der Unteroffiziere und machte die Verwirrung noch verwirrender.
    »Lieber Himmel, alte Weiber könnten sich schneller anziehen als ihr!«, rief er voller Zufriedenheit, als Rekruten mit den Armen fuchtelten, auf der Suche nach Mänteln und Stiefeln. »Antreten! Zum Rasieren! Jeder Mann im Regiment muss ordentlich rasiert sein, das ist ein Befehl! Anziehen! Reißer, ich habe dich im Auge! Bewegung! Bewegung! Frühstück in fünf Minuten! Wer als Letzter kommt, kriegt keine Wurst! Meine Güte, was für ein trauriger Haufen!«
    Die vier geringeren Reiter der Apokalypse namens Panik, Konfusion, Ignoranz und Geschrei übernahmen die Kontrolle im Raum, zur hämischen Freude von Korporal Strappi. Polly duckte sich durch die Tür, zog einen kleinen Blechbecher aus ihrem Rucksack, tauchte ihn in eine Wassertonne, stellte ihn auf ein altes Fass hinter dem Gasthaus und begann, sich zu rasieren.
    Auch das hatte sie geübt. Das Geheimnis lag in der sorgfältig abgestumpften Klinge des langen Rasiermessers. Der Rest war nur Schaum und Seife. Trage viel Schaum auf, streiche mit dem Messer viel Schaum fort, fertig ist die Rasur. Ja, kein Zweifel, Herr, fühl nur die glatte Haut…
    Polly war halb fertig, als eine Stimme an ihrem Ohr schrie: »Was machst du da, Soldat Pimmel?«
    Sie konnte von Glück sagen, dass die Klinge so stumpf war.
    »Perks, Herr!«, erwiderte Polly und rieb sich die Nase. »Ich rasiere mich, Herr! Und ich heiße Perks, Herr!«
    »
Herr
? Ich bin kein Herr, Pimmel, sondern ein verdammter
Korporal,
Pimmel. Was bedeutet, dass du mich gefälligst mit ›Korporal‹ ansprichst, Pimmel. Und du benutzt beim Rasieren einen offiziellen Regimentsbecher, den du nicht bekommen hast, oder, Pimmel? Bist du vielleicht ein Deserteur, Pimmel?«
    »Nein, H… Korporal!«
    »Oder ein Dieb?«
    »Nein, Korporal!«
    »Woher hast du dann den verdammten Becher, Pimmel?«
    »Von einem Toten, Herr – Korporal!«
    Strappis kreischende Stimme wurde zu einem empörten Heulen.
    »Du bist ein
Plünderer

    »Nein, Korporal! Der Soldat…«
    …war fast in Pollys Armen gestorben, auf dem Boden des Gasthauses.
    Die Gruppe der zurückgekehrten Helden bestand aus sechs Männern. Tagelang mussten sie mit blasser Geduld unterwegs gewesen sein, zurück zu ihren kleinen Dörfern in den Bergen. Polly zählte neun Arme und zehn Beine und zehn Augen.
    Die noch ganz waren, schienen am schlimmsten dran zu sein, in gewisser Weise. Ihre stinkenden Mäntel blieben als Verbandersatz zugeknöpft, über tiefen Wunden, und sie verströmten den Geruch des Todes. Die Stammgäste des Wirtshauses machten Platz für sie und sprachen leise, wie Besucher eines heiligen Ortes. Pollys Vater war normalerweise nicht besonders sentimental, aber diesmal gab er einen ordentlichen Schuss Brandy in jeden Bierkrug und nahm kein Geld dafür. Es stellte sich heraus, dass die Männer Briefe von Soldaten bei sich trugen, die noch kämpften, und einer von ihnen hatte Pauls Brief mitgebracht. Er schob ihn über den Tisch, als Polly Eintopf servierte, und dann starb er, einfach so.
    Später an jenem Tag brachen die Männer wieder auf und nahmen die aus Schmelzglas bestehende Medaille des Toten mit, um sie seinen Eltern zu bringen, zusammen mit der Ehrenurkunde der Herzogin. Polly hatte einen

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