Weiberregiment
geholt, vermutlich eine rohe. Er beobachtete sie aufmerksam. Zwei Drähte führten von der Wurst zu einem Krug mit dem grässlichen Essigbier, das blubberte.
»Hab ihn nie zuvor in meinem Leben gesehen«, sagte der Vampir. »Aber wenn man einem begegnet ist, kennt man sie in gewisser Weise alle. Wir hatten einen Igor daheim. Ein wundervoller Arbeiter. Sehr zuverlässig und vertrauenswürdig. Igors verstehen es ausgezeichnet, Dinge zusammenzunähen, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Die Nähte an seinem Kopf sehen nicht sehr professionell aus«, sagte Polly und begann an der mühelosen Überlegenheit, die in Maladikts Gesicht zum Ausdruck kam, Anstoß zu nehmen.
»Ach, das ist nur so eine Igor-Sache«, erwiderte Maladikt. »Wie eine Art Stammeszeichen, verstehst du? Sie zeigen sie gern. Wir hatten einmal einen Igor, bei dem die Nähte auch um den Hals reichten, und er war
sehr
stolz darauf.«
»Tatsächlich?«, fragte Polly schwach.
»Ja, und das Komische daran ist: Es war nicht einmal sein eigener Kopf!«
Der Igor am Nebentisch hielt jetzt eine Spritze in der Hand und betrachtete die Wurst mit gewisser Zufriedenheit. Für einen Moment glaubte Polly, dass sich die Wurst bewegte…
»Also schön, ihr Jammerlappen, die Zeit ist um!«, kläffte Korporal Strappi. »Antreten! Das bedeutet, euer Sauhaufen soll Aufstellung beziehen! Das gilt auch für dich, Pimmel! Und du, Herr Vampir, äh, wärst du so freundlich, uns bei dem leichten Soldatenleben an diesem Morgen Gesellschaft zu leisten? Auf die Beine! Und wo ist der verdammte Igor?«
»Hier, Herr«, sagte Igor knapp zehn Zentimeter hinter Strappi. Der Korporal wirbelte herum.
»Wie bist du dorthin gekommen?«, brüllte er.
»Ef ift eine Gabe, Herr«, antwortete Igor.
»Steh
nie
wieder hinter mir! Zu den anderen! Und jetzt… Stillgestanden!« Strappi seufzte theatralisch. »Das heißt, ihr sollt strammstehen, kapiert? Noch einmal, mit Gefühl. Stillgestanden! Ah, jetzt erkenne ich das Problem. Ihr tragt Hosen, die nicht stramm sein wollen! Ich glaube, ich sollte der Herzogin schreiben und ihr raten, dass sie ihr Geld zurückverlangen soll! Was grinst du so, Herr Vampir?« Strappi trat vor Maladikt, der in perfekter Haltung dastand.
»Bin froh, im Regiment zu sein, Korporal!«
»Ja, klar«, brummte Strappi. »Vielleicht bist du nicht mehr ganz so froh, wenn…«
»
Ist alles in Ordnung, Korporal
?«, fragte Feldwebel Jackrum und erschien in der Tür.
»Besseres konnten wir kaum erwarten, Feldwebel«, seufzte der Korporal. »Wir sollten sie alle zurückschicken, meine Güte. Ein völlig nutzloser Haufen…«
»Na schön, Jungs, rührt euch«, sagte Jackrum und richtete einen nicht unbedingt freundlichen Blick auf Strappi. »Heute geht’s nach Plotz, wo wir die anderen Rekrutierungsgruppen treffen. Dort bekommt ihr eure Uniformen und Waffen, ihr glücklichen Jungs. Hat jemand von euch mal eine Waffe benutzt? Du, Perks?«
Polly ließ die Hand sinken. »Ja, Feldwebel. Als mein Bruder Urlaub bekam und heimkehrte, zeigte er mir, wie man mit dem Schwert umgeht. Außerdem gaben mir die Alten im Gasthaus, in dem ich gearbeitet habe, den einen oder anderen, äh, Tipp.« Das stimmte. Es war komisch, ein Mädchen zu sehen, das ein Schwert schwang, und die alten Männer waren recht freundlich gewesen, wenn sie nicht gelacht hatten. Polly lernte schnell, gab sich aber selbst dann noch schwerfällig, als sie längst ein Gefühl für das Schwert entwickelt hatte; aus gutem Grund: Der Umgang mit dem Schwert galt als »Arbeit eines Mannes«, und eine Frau, die ein Schwert führte, war eine Abscheulichkeit vor Nuggan. Alte Soldaten blieben gelassen, wenn es um Abscheulichkeiten ging. Polly war komisch, solange sie ungefährlich blieb, und sicher, solange sie komisch war.
»Ein Experte, wie?«, fragte Strappi und grinste scheußlich. »Ein echtes Schwertkampfgenie.«
»Nein, Korporal«, sagte Polly unterwürfig.
»Na schön«, brummte Jackrum. »Sonst noch…«
»Warte, Feldwebel. Ich schätze, wir möchten
alle
das eine oder andere von Meisterkämpfer Pimmel lernen«, sagte Strappi. »Nicht wahr, Jungs?« Gemurmel kam von der Menge; Schultern hoben und senkten sich. Die anderen Rekruten erkannten einen boshaften Schinder, wenn sie einen sahen, und verräterischerweise waren sie froh, dass er es nicht auf sie abgesehen hatte.
Strappi zog sein Schwert. »Leih ihm eins von deinen Messern, Feldwebel«, sagte er. »Nur zu. Wir gönnen uns ein bisschen Spaß.«
Jackrum
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