Weiberregiment
gelogen?«
»Neinherr!«
»
Nur
patriotische Pflicht, Perks?«
Es gab solche und solche Lügen. Polly verlagerte das Gewicht voller Unbehagen auf das andere Bein. »Ich würde gern herausfinden, was mit meinem Bruder Paul geschehen ist, Herr.«
»Ah, ja.« Leutnant Bluses Gesicht, das ohnehin nicht sehr glücklich wirkte, nahm einen gequälten Ausdruck an.
»Paul Perks, Herr«, fügte Polly hinzu.
»Ich bin, äh, nicht in der Position, darüber Bescheid zu wissen, Perks«, sagte Bluse. »Meine frühere Arbeit betraf… Ich war zuständig für, äh, ich habe im Hauptquartier spezielle Arbeit geleistet, äh… Natürlich kenne ich nicht alle Soldaten, Perks. Wa… Ist er dein älterer Bruder?«
»Jaherr. Wurde im vergangenen Jahr Soldat bei den Rein-und-Raussern, Herr.«
»Und, äh, hast du jüngere Brüder?«, fragte der Leutnant.
»Nein, Herr.«
»Oh, gut. Zumindest dafür sollte man dankbar sein.«
Polly fand diese Worte seltsam und runzelte verwirrt die Stirn.
»Herr?«, fragte sie.
Und dann fühlte sie eine unangenehme Bewegung. Etwas rutschte an der Innenseite ihres Schenkels herab.
»Stimmt was nicht, Perks?« Der Leutnant hatte ihren Gesichtsausdruck bemerkt.
»Neinherr! Nur ein… ein kleiner Krampf, Herr! Von all dem Marschieren, Herr!« Polly presste beide Hände an ein Knie und wich in Richtung Tür zurück. »Ich gehe jetzt und… und hole dein Essen, Herr!«
»Ja«, sagte Bluse und starrte auf ihr Bein. »Ja… bitte…«
Polly verharrte im Flur, zog die Socken hoch und hakte ein Ende als Anker hinter den Gürtel. Dann eilte sie hinunter in die Küche des Gasthauses. Ein Blick teilte ihr all das mit, was sie wissen wollte. Die Nahrungsmittelhygiene an diesem Ort bestand aus dem halbherzigen Versuch, nicht in den Eintopf zu spucken.
»Ich möchte Zwiebeln, Salz, Pfeffer…«, begann sie.
Die Magd, die den rußschwarzen Topf auf dem rußschwarzen Herd umrührte, sah auf, stellte fest, dass sie von einem Mann angesprochen worden war, und strich sich rasch das feuchte Haar aus den Augen.
»Es gibt Eintopf, Herr«, verkündete sie.
»Davon will ich nichts. Ich brauche nur Gewürze und so«, sagte Polly. »Für den Offizier«, fügte sie hinzu.
Das Küchenmädchen deutete mit einem rußschwarzen Daumen auf eine nahe Tür und lächelte auf eine Weise, die es vermutlich für kess hielt.
»Du kannst dir alles nehmen, was du brauchst, Herr«, sagte die junge Frau.
Polly sah sich die beiden Regale an, die von der Bezeichnung »Vorratskammer« geehrt wurden. Sie griff nach zwei großen Zwiebeln, hielt jeweils eine in einer Hand.
»Darf ich?«, fragte sie.
»Oh, Herr!«, kicherte die Magd. »Ich hoffe, du gehörst nicht zu den unanständigen Soldaten, die eine solche Situation ausnutzen. Immerhin bin ich nur eine hilflose Magd, Herr!«
»Nein, äh… nein«, erwiderte Polly. »Ich gehöre nicht zu ihnen.«
»Oh.« Das schien nicht die richtige Antwort zu sein. Die Magd neigte den Kopf zur Seite. »Hast du
viel
mit jungen Frauen zu tun gehabt, Herr?«, fragte sie.
»Äh… ja«, antwortete Polly. »Sogar sehr viel.«
»Wirklich?« Die Magd kam näher. Sie roch größtenteils nach Schweiß und auch ein wenig nach Ruß. Polly hob die Zwiebeln als Barriere.
»Es gibt bestimmt Dinge, die du lernen möchtest«, gurrte die Magd.
»Und es gibt Dinge, die du nicht näher kennen lernen willst!«, sagte Polly, drehte sich um und floh.
Als sie nach draußen lief in die kalte Nacht, rief hinter ihr eine traurige Stimme: »Um acht bin ich mit der Arbeit fertig!«
Zehn Minuten später war Korporal Skallot beeindruckt. Polly gewann den Eindruck, dass das nicht sehr oft geschah. Knaller hatte einen alten Brustharnisch neben das Feuer geschoben, einige Scheiben Pferdefleisch weich geschlagen und sie mit Mehl bestreut, um sie zu braten. Neben ihnen brutzelten die zerschnittenen Zwiebeln.
»Ich koche sie immer nur«, sagte Skallot und sah ihm interessiert zu.
»Dadurch verlieren sie ihr ganzes Aroma«, sagte Knaller.
»He, Junge, das Zeug, das ich gegessen habe… Manchmal
möchte
man es gar nicht schmecken!«
»Zuerst kommen die sautierten Dinge, vor allem die Zwiebeln«, fuhr Knaller fort. »Verbessern den Geschmack. Und wenn man kocht, sollte man langsam kochen. Das hat meine Mutter immer gesagt. Brate schnell und koche langsam, verstanden? Dieses Fleisch ist gar nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass es von einem Pferd stammt. Ist viel zu schade, um es zu kochen.«
»Erstaunlich«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher