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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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schuldbewusst umdrehten. »Hallo, Dreistück. Freut mich, fast alles von dir wiederzusehen, du listiges kleines Schlitzohr. Wo ist Korporal Strappi?«
    »Wir haben ihn den ganzen Abend nicht gesehen, Feldwebel«, sagte Maladikt.
    »Ist er mit euch hierher gekommen?«
    »Nein, Feldwebel. Wir dachten, er wäre bei dir.«
    Nicht ein Muskel bewegte sich in Jackrums Gesicht. »Ich verstehe«, sagte er. »Nun, ihr habt den Leutnant gehört. Das Boot legt um Mitternacht ab. Bis Mittwochmorgen sollten wir ein ganzes Stück den Kneck hinunter sein. Schlaft ein paar Stunden, wenn ihr könnt. Morgen erwartet euch ein langer Tag, wenn ihr Glück habt.«
    Damit drehte er sich um und ging. Der Wind draußen heulte lauter und dann wieder leiser, als die Tür geschlossen wurde.
Wir
sollten ein ganzes Stück den Kneck hinunter sein, dachte Polly. Du hast Recht, Dreistück.
    »Wird ein Korporal vermisst?«, fragte Skallot. »Na, das ist ein Ding. Normalerweise verschwinden Rekruten. Ihr habt den Feldwebel gehört, Jungs. Es wird Zeit, dass ihr euch wascht und zu Bett geht.«
    Es gab einen Waschraum und eine behelfsmäßige Latrine. Polly wartete ab, bis sie Gelegenheit bekam, dort mit Knaller allein zu sein. Sie hatte sich den Kopf über die Frage zermartert, wie sie das Thema ansprechen sollte, aber ein Blick genügte, wie sich herausstellte.
    »Meine Bereitschaft, das Abendessen zuzubereiten, hat mich verraten, nicht wahr?«, fragte Knaller und starrte ins steinerne Becken. Moos wuchs darin.
    »Das war ein Hinweis, ja«, sagte Polly.
    »Viele Männer kochen, weißt du«, erwiderte Knaller hitzig.
    »Ja, aber keine Soldaten, und nicht voller Begeisterung«, sagte Polly. »Und sie wissen nichts von Marinade.«
    »Hast du es jemandem erzählt?«, murmelte Knaller mit rotem Gesicht.
    »Nein«, sagte Polly, was der Wahrheit entsprach, wenn man es genau nahm. »Du warst gar nicht schlecht. Hab dich für einen Jungen gehalten, bis du ›Herrje‹ gesagt hast.«
    »Ja, ich weiß«, flüsterte Knaller. »Ich komme mit dem Rülpsen klar, auch mit dem dummen Gehen, und ich bohre sogar in der Nase. Aber niemand hat mir beigebracht, wie ihr Männer zu fluchen!«
    Wie wir Männer, dachte Polly. Lieber Himmel.
    »Wir sind grobe, unzüchtige Soldaten«, sagte sie. »Wer sich nicht anpasst, fällt auf. Äh…
warum
machst du dies?«
    Knaller blickte in das feuchte Becken, als hielte sie seltsamen grünen Schleim für außerordentlich interessant. Sie murmelte etwas.
    »Wie bitte?«, fragte Polly.
    »Möchte meinen Mann finden«, wiederholte Knaller nur ein wenig lauter.
    »Meine Güte. Wie lange bist du schon verheiratet?«, fragte Polly ohne nachzudenken.
    »…noch nicht verheiratet…«, erwiderte Knaller mit einer Stimme so groß wie eine Ameise.
    Polly blickte auf Knallers Rundlichkeit hinab. Meine Güte. Sie versuchte, vernünftig zu klingen. »Glaubst du nicht, du solltest…«
    »Sag bloß nicht, dass ich heimkehren soll!«, fuhr Knaller sie an. »Nichts erwartet mich zu Hause, abgesehen von Schande! Ich kehre nicht zurück! Ich ziehe in den Krieg und werde ihn finden! Niemand wird mich daran hindern, Schnieke! Niemand! So etwas ist schon einmal geschehen! Und es hat ein gutes Ende genommen! Es gibt ein Lied darüber und so!«
    »Ach,
das«,
sagte Polly. »Ja, ich weiß.« Bestimmte Volkslieder sollten
verboten
werden. »Nun, was ich dir sagen wollte… Dies hier könnte dir bei deiner Tarnung helfen.« Sie entnahm ihrem Rucksack einen weichen Zylinder aus zwei Wollsocken und reichte ihn Knaller wortlos. Es war eine gefährliche Sache, das wusste sie, aber sie fühlte eine Art von Verantwortung jenen gegenüber, deren verrückten Ideen kein Plan gefolgt war.
    Auf dem Weg zurück zu ihrer Matratze bemerkte sie, wie Reißer sein kleines Bild der Herzogin an einen Nagel in der bröckeligen Wand hängte. Er blickte sich um, übersah Polly im Schatten der Tür und knickste rasch vor dem Bild. Ein Knicks, keine Verbeugung.
    Polly runzelte die Stirn. Vier. Es überraschte sie kaum mehr.
    Und sie hatte nur noch ein sauberes Paar Socken übrig. Es bestand die Gefahr, dass sie zu einer barfüßigen Truppe wurden.
     
    Das Feuer teilte Polly die Zeit mit. Man bekam ein Gefühl dafür, wie lange ein Feuer brannte, und die Scheite in diesem waren grau vor Asche über dem Glühen darunter. Es musste gegen elf sein, schätzte sie.
    Den Geräuschen nach zu urteilen, schlief niemand. Polly war aufgestanden, nachdem sie ein oder zwei Stunden auf der

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