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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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fünfzehn Monate älter war als sie. Sie hatte ihm gezeigt, wie man sich die Nase putzte und Briefe schrieb. Sie war losgegangen, um ihn im Wald zu suchen, wenn ihm böse Jungen einen Streich gespielt und dafür gesorgt hatten, dass er sich verirrte. Sich um Paul zu kümmern, war erst eine Pflicht gewesen und dann eine Angewohnheit.
    Und dann… Es war nicht der einzige Grund. Mit dem Tod ihres Vaters ging das Wirtshaus ihrer Seite der Familie verloren, wenn es keinen männlichen Erben gab. So lautete das Gesetz, schlicht und einfach. Das nugganatische Gesetz bestimmte, dass Männer »die Dinge von Männern« erbten, wie zum Beispiel Land, Häuser, Geld und alle Haustiere bis auf Katzen. Frauen erbten »die Dinge von Frauen«, was überwiegend kleine Dinge waren wie persönlicher Schmuck und Spinnräder, die von den Müttern auf die Töchter übergingen. Sie erbten gewiss kein großes, berühmtes Gasthaus.
    Die »Herzogin« ging also an Paul, wenn er noch lebte, und im Falle seines Todes erbte Pollys Ehemann das Wirtshaus, wenn sie einen hatte. Und da so etwas nicht in Aussicht stand,
brauchte
Polly ihren Bruder. Paul hätte gern für den Rest seines Lebens Fässer getragen, und sie würde das Gasthaus führen. Aber wenn sie allein blieb, eine Frau ohne Mann, bekam sie bestenfalls die Möglichkeit, dort zu wohnen, während das Eigentum auf Vetter Vlopo überging, einen Trunkenbold.
    Das alles war natürlich nicht
der
Grund. Gewiss nicht. Aber es war trotzdem
ein
Grund.
Der
Grund lautete schlicht Paul. Sie hatte ihn immer gefunden und nach Hause gebracht.
    Polly betrachtete den Tschako in ihren Händen. Es hatte Helme gegeben, aber da sie alle Pfeillöcher oder breite Risse hatten, waren die Rekruten wortlos übereingekommen, die weicheren Kopfbedeckungen zu wählen. Man starb ohnehin, und wenigstens bekam man keine Kopfschmerzen. Das Abzeichen am Tschako zeigte das Symbol des Regiments, einen brennenden Käse. Eines Tages würde Polly vielleicht eine Erklärung dafür finden. Sie setzte den Tschako auf, nahm ihren Rucksack und den kleineren Beutel mit der Wäsche und trat in die Nacht. Die Wolken waren zurückgekehrt, und der Mond blieb hinter ihnen verborgen. Als Polly die andere Seite des Platzes erreichte, war sie klitschnass – es regnete horizontal.
    Sie öffnete die Tür des Wirtshauses und sah im Licht der einen tropfenden Kerze… Chaos. Kleidungsstücke lagen auf den Fliesen verstreut, Geschirrschränke standen offen. Jackrum kam die Treppe herunter, mit einer Lampe in der einen Hand und einem Entermesser in der anderen.
    »Oh, du bist’s, Perks«, sagte er. »Sie haben alles ausgeräumt und sich verpisst. Selbst Molly. Hab sie gehört. Sie schoben einen Karren, nach den Geräuschen zu urteilen. Was machst du hier?«
    »Ich bin der Offiziersbursche, Feldwebel«, sagte Polly und schüttelte Regenwasser vom Tschako.
    »Oh. Ja. Na schön. Geh und weck ihn. Schnarcht so laut wie eine Sägemühle. Hoffentlich sind die Boote noch da.«
    »Warum haben sie sich verp… aus dem Staub gemacht, Feldwebel?«, fragte Polly und dachte: Herrje!
Ich
fluche ebenfalls nicht! Aber der Feldwebel scheint es nicht zu bemerken.
    Jackrum bedachte sie mit etwas, das als altmodischer Blick galt; in diesem lebten Dinosaurier. »Zweifellos haben sie Wind von etwas bekommen«, sagte er. »Natürlich gewinnen wir den Krieg, ganz klar.«
    »Ah. Oh. Und ich nehme an, es wird keinen Großangriff auf uns geben«, erwiderte Polly mit der gleichen übertriebenen Sorgfalt.
    »In der Tat. Ich verabscheue die verräterischen Teufel, die uns glauben machen wollen, ein riesiges Heer könnte jeden Tag durch unser Land ziehen«, sagte Jackrum.
    »Äh… keine Spur von Korporal Strappi, Feldwebel?«
    »Nein, aber ich habe noch nicht jeden Stein umgedreht… Pscht!«
    Polly erstarrte und spitzte die Ohren. Sie hörte das Pochen von Hufen, das näher kam, erst dumpf klang und dann laut auf dem Kopfsteinpflaster klackte.
    »Eine Kavalleriepatrouille«, flüsterte Jackrum und stellte die Lampe auf die Theke. »Sechs oder sieben Pferde.«
    »Unsere?«
    »Wohl kaum.«
    Das Klacken wurde langsamer und verklang vor dem Wirtshaus.
    »Beschäftige sie«, sagte Jackrum, beugte sich vor und schob den Riegel vor die Tür. Dann drehte er sich um und eilte zum rückwärtigen Bereich des Gasthauses.
    »Was?«, flüsterte Polly. »
Was ist?
Feldwebel?«
    Jackrum war verschwunden. Stimmen murmelten draußen, und dann klopfte es zweimal laut an der Tür.
    Polly riss

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