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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sich die Jacke vom Leib und warf sie zusammen mit dem Tschako hinter die Theke. Jetzt war sie wenigstens kein Soldat mehr. Und als die Tür am Riegel erbebte, sah sie etwas Weißes im Durcheinander. Es war eine schreckliche Versuchung…
    Der zweite Schlag ließ die Tür aufspringen, aber die Soldaten kamen nicht sofort herein. Polly lag hinter der Theke, bemüht, den Unterrock über die nach oben gezogene Hose zu streifen, und versuchte, die Geräusche zu identifizieren. Knistern und dumpfes Rummsen deuteten darauf hin, dass alle, die im Bereich der Tür im Hinterhalt gelegen hätten, zu Tode betrübt gewesen wären, im wahrsten Sinne des Wortes. Sie versuchte, die Neuankömmlinge zu zählen – es schienen mindestens drei zu sein. In der angespannten Stille ertönte eine völlig normal sprechende Stimme, was Polly verblüffte.
    »Wir haben gehört, wie jemand den Riegel vorgeschoben hat. Das bedeutet, hier drin ist jemand. Mach es dir leichter. Wir möchten dich nicht suchen müssen.«
    Ich möchte ebenfalls nicht, dass ihr nach mir sucht, dachte Polly. Ich bin kein Soldat! Geht weg! Und der nächste Gedanke lautete:
Was soll das heißen, du bist kein Soldat? Du hast den Schilling genommen und das Bild geküsst.
Und plötzlich kam ein Arm von oben herab und packte sie. Wenigstens brauchte sie sich jetzt nicht mehr zu verstellen.
    »Nein! Bitte, Herr! Tu mir nichts! Ich habe nur Angst bekommen! Bitte!«
    Doch in ihrem Innern gab es eine gewisse… Sockigkeit, die sich schämte und am liebsten zugetreten hätte.
    »Bei den Göttern, wer bist du?«, fragte der Kavallerist, zog sie auf die Beine und betrachtete sie wie ein Ausstellungsstück.
    »Polly, Herr! Kellnerin, Herr! Die anderen sind verschwunden und haben mich zurückgelassen!«
    »Nicht so laut, Mädchen!«
    Polly nickte. Das Letzte, was sie jetzt brauchte, war Bluse, der die Treppe herunterstürmte, mit seinem Schwert und
Fechten für Anfänger.
    »Ja, Herr«, quiekte sie.
    »Kellnerin, wie? Na schön, drei Halbe von eurem besten Bier.«
    Zumindest das ließ sich ganz automatisch erledigen. Polly hatte die Krüge unter der Theke gesehen, und die Fässer standen hinter ihr. Das Bier war dünn und scharf, löste aber vermutlich keine Kupfermünzen auf.
    Der Kavallerist beobachtete sie aufmerksam, als sie die Krüge füllte. »Was ist mit deinem Haar passiert?«, fragte er.
    Darauf war Polly vorbereitet. »Oh, man hat’s mir abgeschnitten, Herr! Weil ich einen zlobenischen Soldaten angelächelt habe, Herr!«
    »Hier?«
    »In Drok, Herr.« Das war ein Ort ein ganzes Stück näher an der Grenze. »Und meine Mutter meinte, ich wäre eine Schande für die Familie, deshalb hat man mich hierher geschickt!«
    Ihre Hände zitterten, als sie die Krüge auf die Theke stellte, und sie übertrieb kaum… nur ein bisschen.
Du verhältst dich wie ein Mädchen,
dachte sie.
Bleib dabei!
    Jetzt konnte sie einen Eindruck von den Neuankömmlingen gewinnen. Sie trugen dunkelblaue Uniformen, hohe Stiefel und schwere Kavalleriehelme. Einer von ihnen stand bei den Fenstern, und die anderen beiden beobachteten sie. Einer trug die Streifen eines Feldwebels und wirkte ausgesprochen argwöhnisch. Der Uniformierte, der sie gepackt und auf die Beine gezogen hatte, war ein Hauptmann.
    »Dies ist schreckliches Bier, Mädchen«, sagte er und roch am Krug.
    »Ja, Herr, ich weiß, Herr«, schnatterte Polly. »Sie wollten nicht auf mich hören, Herr, ich habe gesagt, dass man bei diesem gewittrigen Wetter ein feuchtes Tuch auf die Fässer legen muss, Herr, und Molly reinigt nie den Zapfen, und…«
    »Dieser Ort ist verlassen, weißt du das?«
    »Sie sind alle abgehauen, Herr«, sagte Polly ernst. »Man erwartet eine Invasion. Das sagen alle. Die Leute fürchten sich vor euch, Herr.«
    »Aber du nicht, wie?«, fragte der Feldwebel.
    »Wie heißt du, Mädchen-das-zlobenische-Soldaten-anlächelt?«, fragte der Hauptmann und lächelte.
    »Polly, Herr«, antwortete Polly. Ihre tastende Hand fand unter der Theke das, was sie suchte, den Freund des Wirts. Es gab immer einen.
    »Hast
du
Angst vor mir, Polly?«, fragte der Hauptmann. Der Soldat am Fenster kicherte.
    Der Hauptmann hatte einen gut gepflegten, sorgfältig gezwirbelten Schnurrbart und war über eins achtzig groß, schätzte Polly. Sein Lächeln wirkte freundlich, und die Narbe in seinem Gesicht störte dabei nicht. Ein rundes Glas klemmte vor seinem einen Auge. Pollys Hand schloss sich um den verborgenen Knüppel.
    »Nein, Herr«, sagte

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