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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Notizbuch zu schreiben. Gelegentlich richtete er einen verwunderten Blick auf die Rekruten. Maladikt, der gut hören konnte, stieß sich schließlich von der Wand ab, an der er gelehnt hatte, und schlenderte zu den anderen.
    »Na schön«, sagte er leise. »Es ist ein bisschen kompliziert, aber… Weiß jemand von euch über Zeitungen Bescheid?«
    »Ja, mein Vetter fweiten Gradef in Ankh-Morpork hat mir davon erfählt«, sagte Igor. »Feitungen find wie Verlautbarungen der Regierung.«
    »Äh… in gewisser Weise. Allerdings werden sie nicht von der Regierung geschrieben, sondern von gewöhnlichen Leuten, die… Dinge aufschreiben«, sagte Maladikt.
    »Wie ein Tagebuch?«, fragte Toller.
    »Äh… nein…«
    Maladikt versuchte es zu erklären. Die Gruppe versuchte zu verstehen. Es ergab keinen Sinn. Für Polly klang es nach einer Art Kasperletheater. Und warum sollte man etwas Geschriebenem trauen? »Mütter von Borograwien!« traute sie gewiss nicht, und das war Geschriebenes von der
Regierung
! Und wenn man der Regierung nicht trauen konnte, wem dann?
    Nun, fast allen, wenn man genauer darüber nachdachte…
    »Herr de Worde arbeitet für eine Zeitung in Ankh-Morpork«, sagte Maladikt. »Er meint, wir verlieren den Krieg. Er meint weiter, dass unsere Verluste immer größer werden und viele Soldaten desertieren und Zivilisten in die Berge fliehen.«
    »W-warum sollten wir ihm glauben?«, fragte Reißer.
    »Wir haben viele Verletzte und Flüchtlinge gesehen, und Korporal Strappi lässt sich nicht mehr blicken, seit er weiß, dass er an die Front soll«, sagte Maladikt. »Tut mir Leid, aber es ist wahr. Wir wissen es alle.«
    »Ja, aber er ist jemand aus einem fremden Land. W-warum sollte uns die Herzogin anlügen? Ich meine, warum sollte sie uns einfach so in den Tod schicken?«, fragte Reißer. »Sie w-wacht über uns!«
    »Alle sagen, dass wir gewinnen«, sagte Toller nachdenklich, nach einem Moment der Verlegenheit. Tränen strömten Reißer übers Gesicht.
    »Nein, das stimmt nicht«, warf Polly ein. »Und wir sagen es ebenfalls nicht.«
    »Glaubt
irgendjemand,
dass wir den Krieg gewinnen?«, fragte Maladikt. Polly sah von Gesicht zu Gesicht.
    »Aber es auszusprechen… ist wie Verrat an der Herzogin«, brachte Reißer hervor. »Es ist Verbreitung von Sorge und Verzagtheit.«
    »Vielleicht sollten wir besorgt sein«, sagte Maladikt. »Wisst ihr, wie der Mann hierher gekommen ist? Er reist herum und schreibt Dinge über den Krieg für seine Zeitung auf. Er begegnete den Kavalleristen auf der Straße. In
unserem
Land! Und sie sagten ihm, sie hätten gerade gehört, die letzten Rekruten von Borograwien seien hier, angeblich nichts weiter als ›ein Haufen grüner, quiekender Knaben‹. Sie sagten, sie wollten uns zu unserem eigenen Besten in Gewahrsam nehmen, und er könnte ein Bild von uns machen für die Zeitung. Das würde allen zeigen, wie schlimm es um uns bestellt sei, meinten sie, wir würden den letzten schäbigen Rest zusammenkratzen.«
    »Ja, aber wir haben die Kavalleristen geschnappt, und das nervt ihn!« Toller lächelte grimmig. »Weil er jetzt nichts über uns schreiben kann, richtig?«
    »Äh… nein, eigentlich nicht. Er meint, dies sei noch besser!«
    »Besser? Auf welcher Seite steht er?«
    »Komische Sache. Er stammt aus Ankh-Morpork, aber er ist nicht unbedingt auf ihrer Seite. Er… Otto Chriek, der die Bilder für ihn macht…«
    »Der Vampir?«, fragte Polly. »Er zerfiel zu Staub, als das Licht blitzte! Und dann… kehrte er zurück!«
    »Zu dem Zeitpunkt stand ich hinter Karborund«, sagte Maladikt. »Aber ich kenne die Methode. Vermutlich hatte er eine kleine Glasphiole dabei, gefüllt mit B… Bl… Blu… Nein, warte, ich kann das Wort aussprechen…
Blut
.« Er seufzte. »Na bitte! Kein Problem. Eine kleine Phiole mit… was ich gerade gesagt habe. Sie zerbrach auf dem Boden und brachte den Staub wieder zusammen. Eine großartige Idee.« Maladikt lächelte matt. »Ich glaube, ihm ist seine Arbeit sehr wichtig. Wie dem auch sei, er hat mir mitgeteilt, dass de Worde nur versucht, die Wahrheit herauszufinden. Und dann schreibt er sie auf und verkauft sie allen, die daran interessiert sind.«
    »Und die Leute lassen das zu?
«,
fragte Polly.
    »Offenbar. Otto meinte, Kommandeur Mumm wird deshalb etwa einmal pro Woche fuchsteufelswild, aber es passiert nie was.«
    »Mumm? Der Schlächter?«, fragte Polly.
    »Er ist ein Herzog, sagt Otto. Aber nicht wie einer von unseren. Otto meint, er

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