Weiberregiment
gefesselt und mit Handschellen versehen«, sagte Jackrum. »Boshafter kleiner Teufel, unser Rupert, wenn man ihm quer kommt. Und Dreistück kriegt ihre Stiefel und die Pferde. Sie kommen nicht weit, nicht mit bloßer Haut.«
»Wird der schreibende Mann sie nicht freilassen?«, fragte Toller.
»Und wenn schon«, erwiderte Jackrum. »Vielleicht schneidet er die Stricke durch, aber den Schlüssel für die Handschellen werfe ich in den Abort, und es dürfte eine Weile dauern, ihn dort rauszufischen.«
»Auf welcher
Seite
steht er, Feldwebel?«, fragte Polly.
»Keine Ahnung. Ich traue solchen Leuten nicht. Ignoriert sie. Sprecht nicht mit ihnen. Redet nie mit Leuten, die Dinge aufschreiben. Militärische Vorschrift. So, ich weiß, dass ich euch Burschen gerade einen Befehl gegeben habe, denn ich höre das verdammte Echo! Na los, Bewegung! Wir
brechen auf
!«
»Beförderung ist die Straße ins Verderben, Junge«, sagte Skallot zu Maladikt und hob den Arm – zwei Streifen hingen am Haken. Er lächelte. »Von jetzt an sind es drei zusätzliche Cent am Tag, aber die bekommst du nicht, weil man uns nicht mehr bezahlt, doch der Vorteil ist: Es gibt auch keine Abzüge, und bei den Abzügen waren sie immer verdammt einfallsreich. So wie ich die Sache sehe, geh rückwärts, und du hast bald volle Taschen!«
Es regnete nicht mehr. Die meisten Truppenmitglieder hatten draußen Aufstellung bezogen, in der Nähe eines Planwagens, der dem Zeitungsschreiber gehörte. Eine große Fahne hing an einer daran befestigten Stange, aber im Mondschein konnte Polly ihre Zeichen und Farben nicht erkennen. Neben dem Wagen stand Maladikt, in ein Gespräch mit Otto vertieft.
Das Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit bildeten die Kavalleriepferde. Eins war Bluse angeboten worden, aber er hatte besorgt abgelehnt und etwas von »Treue seinem Ross gegenüber« gemurmelt, das für Polly wie ein launischer Toastständer mit Eigenantrieb aussah. Aber vermutlich hatte er die richtige Entscheidung getroffen, denn es waren große Tiere, mit breitem Rücken, kampferfahren und mit intelligenten Augen. Bei dem Versuch, auf einem von ihnen zu sitzen, wäre vermutlich der Schritt von Bluses Hose gerissen. Und das Bestreben, ein solches Pferd zu zügeln, hätte ihm wahrscheinlich die Arme ausgekugelt. An jedem Sattel hing ein Paar Stiefel, abgesehen von dem des ersten Pferds. Es war ein wahrhaft prächtiges Ross, und darauf saß Korporal Skallot wie ein nachträglicher Einfall.
»Ich bin kein Eseldrescher wie du, Dreistück«, sagte Jackrum, als er die Krücken hinter dem Sattel festband. »Aber dies ist ein ziemlich gutes Pferd.«
»Da hast du verdammt Recht, Feldwebel. Damit könnte man einen ganzen Zug eine Woche lang ernähren!«, erwiderte der Korporal.
»Willst du wirklich nicht mit uns kommen?«, fragte Jackrum und trat zurück. »Es gibt doch noch ein oder zwei Dinge, die die Mistkerle von dir abschlagen könnten.«
»Danke, Feldwebel, es ist ein freundliches Angebot«, sagte Dreistück. »Aber schnelle Pferde werden bald sehr begehrt sein, und dann bin ich gut im Geschäft. Dieses Tier dürfte so viel wert sein wie drei Jahre Sold.« Er drehte sich im Sattel und sah zur Truppe. »Viel Glück, Jungs«, fügte er munter hinzu. »Ihr werdet jeden Tag mit dem Tod gehen, aber ich habe ihn gesehen, und manchmal zwinkert er. Und denkt dran: Füllt eure Stiefel mit Suppe!« Er trieb sein Pferd an und verschwand mit seinen Trophäen in der Dunkelheit.
Jackrum sah ihm nach, schüttelte den Kopf und wandte sich den Rekruten zu. »Na schön, ihr Damen… Was ist so lustig, Soldat Halter?«
»Äh, nichts, Feldwebel, ich dachte nur… an nichts«, brachte Toller hervor und erstickte fast.
»Du wirst nicht dafür bezahlt, um zu denken, sondern um zu marschieren. Also los!«
Die Truppe marschierte. Wind kam auf und ließ Fensterläden klappern, wehte durch verlassene Häuser, öffnete und schloss Türen wie jemand, der etwas suchte, das er gerade eben noch in der Hand gehalten hatte. Mehr blieb nicht von Plotz übrig, abgesehen von einer Kerzenflamme dicht über dem Boden im Hinterzimmer der leeren Kaserne.
Die Kerze war so zur Seite gekippt, dass sie an einem Faden lehnte, der zwischen zwei Stuhlbeinen gespannt war. Wenn sie weit genug heruntergebrannt war, würde die Flamme den Faden verbrennen, und dann fiel die Kerze auf den Boden und ins Stroh, das wie eine breite Zündschnur zu einem Stapel Matratzen führte, auf dem zwei alte Behälter mit
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