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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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glaubst, du könntest über die Köpfe meiner Männer hinweg an mich appellieren? Du
verlangst?
Auf dem Boden meiner Heimat?«
    »Hauptmann?«, sagte der Kavallerie-Feldwebel, als Horentz den Leutnant mit offenem Mund anstarrte. »Die anderen werden bald hier sein…«
    »Ah«, erwiderte Horentz unsicher. Dann schien er sich, nicht ohne Mühe, zu fassen. »Verstärkung ist unterwegs«, schnappte er. »Lass uns jetzt frei, du Idiot, dann führe ich dies alles vielleicht auf die Dummheit der Einheimischen zurück. Andernfalls sehen die Dinge für dich und deine… ha… Männer sehr, sehr schlecht aus.«
    »Sieben Kavalleristen waren nicht genug, um mit Bauernjungen fertig zu werden?«, fragte Bluse. »Du schwitzt, Hauptmann. Du bist besorgt. Obwohl Verstärkung unterwegs ist?«
    »Bitte um Erlaubnis zu sprechen, Herr!«, bellte Jackrum und fuhr fort: »
Käsler! Holt eure verdammten Waffen! Maladikt, du gibst Soldat Goom sein Schwert zurück und wünschst ihm viel Glück! Karborund, du nimmst eine Hand voll Dreieinhalb-Meter-Piken! Die anderen…
«
    »Da wäre noch dies, Feldwebel«, sagte Maladikt. »Davon gibt es jede Menge. Hab sie aus den Sätteln unserer Freunde.« Er zeigte etwas vor, das für Polly wie eine große Pistolen-Armbrust aussah, stählern und schnittig.
    »Pferdebogen?«, fragte Jackrum wie ein Kind, das ein wundervolles Silvestergeschenk öffnete. »Das bekommt man als Lohn für ein ehrliches, nüchternes Leben, Jungs! Tödliche kleine Apparate. Zwei für jeden!«
    »Ich möchte keine unnötige Gewalt, Feldwebel«, sagte Bluse.
    »Wie du wünschst, Herr!«, erwiderte Jackrum. »Karborund! Der erste Mann, der dort durch die Tür gelaufen kommt… Ich möchte, dass du ihn an die Wand nagelst!« Er bemerkte den Blick des Leutnants und fügte hinzu: »Aber nicht zu hart!«
    …und jemand klopfte an die Tür.
    Maladikt zielte mit zwei Armbrüsten. Karborund hob jeweils zwei Piken in beiden Händen. Polly holte mit ihrem Knüppel aus, eine Waffe, mit der sie umzugehen verstand. Die anderen Jungen – und Mädchen – hielten die Waffen bereit, die Dreistück Skallot ihnen gegeben hatte. Stille herrschte. Polly sah sich um.
    »Herein?«, schlug sie vor.
    »Ja, genau, natürlich«, sagte Jackrum und rollte mit den Augen.
    Die Tür öffnete sich, und ein kleiner, eleganter Mann trat vorsichtig ein. Von Statur, Hautfarbe und Frisur her ähnelte er Mala…
    »Ein Vampir?«, fragte Polly leise.
    »Oh, verdammt«, sagte Maladikt.
    Die Kleidung des Neuankömmlings war ungewöhnlich. Er trug einen altmodischen Frack ohne Ärmel und mit vielen aufgenähten Taschen. Vor ihm, an einem Gurt um den Hals, hing ein großer schwarzer Kasten. Entgegen aller Vernunft lächelte er beim Anblick von einem Dutzend Waffen, die perforierten Tod in Aussicht stellten.
    »Wunderrvoll!«, sagte er, hob den Kasten und entfaltete drei Beine unter ihm. »Aberr… könnte derr Trroll ein wenig nach links trreten, bitte?«
    »Was?«, brummte Karborund. Die Rekruten wechselten verblüffte Blicke.
    »Ja, und wenn derr Feldwebel so nett wärre, mehrr ins Zentrrum des Bildes zu trreten, und hebt die Schwerrterr ein wenig«, fuhr der Vampir fort. »Grroßarrtig! Und du Herr, wenn du mirr ein Grrrh geben könntest…?«
    »Grrrh?«, wiederholte Bluse.
    »Ausgezeichnet! Siehst jetzt rrichtig grrimmig aus…«
    Es blitzte, und ein kurzer Schrei erklang: »Oh, Mi…« Dann klimperte zerbrechendes Glas.
    Wo eben noch der Vampir gestanden hatte, erhob sich ein kleiner Kegel aus Staub. Polly blinzelte und beobachtete, wie er nach oben wuchs, menschliche Gestalt annahm und wieder zum Vampir wurde.
    »Meine Güte, ich dachte, derr neue Filterr würrde endlich funktionierren«, sagte er. »Na, man lerrnt nie aus.« Er bedachte die Truppe mit einem strahlenden Lächeln und fügte hinzu: »Und nun… werr von euch bitte ist Hauptmann Horrentz?«
     
    Eine halbe Stunde war vergangen, doch die Verwirrung fiel nicht von Polly ab. Das Problem war nicht, dass sie nicht verstand, was geschah. Es bestand vielmehr darin, dass sie viele andere Dinge verstehen musste, bevor sie das Geschehen verstehen konnte. Dazu gehörte ein Konzept namens »Zeitung«.
    Bluse wirkte abwechselnd stolz und besorgt, aber die ganze Zeit über nervös. Polly beobachtete ihn aufmerksam, auch deshalb, weil er mit dem Mann sprach, der hinter dem Ikonographen hereingekommen war. Er trug einen langen Ledermantel und eine Reithose und war die meiste Zeit damit beschäftigt, in sein

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