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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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zugegen!«
    »Ja, ja, Feldwebel, danke, aber ich glaube, wir brauchen nicht so förmlich zu sein«, sagte Bluse, der recht blass war. »Ich möchte mir dir reden, wenn du hier fertig bist. Und ich glaube, wir sollten die, äh, Toten begraben.«
    Jackrum salutierte. »Ja, Herr. Zwei Freiwillige heben ein Grab für das Köhlerpaar aus. Goom und Tewt… Was macht er da?«
    Stecher stand bei dem außer Kontrolle geratenen Holzkohleofen.
    Sie hielt einen brennenden Zweig einen halben Meter vor ihr Gesicht, drehte ihn hin und her und beobachtete die Flammen.
    »Ich springe für ihn ein, Feldwebel«, sagte Toller und trat neben Reißer.
    »Seid ihr etwa verheiratet?«, fragte Jackrum. »
Du
übernimmst die Wache, Halter. Wer auch immer den Köhler und seine Frau umgebracht hat, ich bezweifle, dass sie zurückkehren. Aber wenn doch, gibst du uns rechtzeitig Bescheid, klar? Du und Igor, begleitet mich. Ich zeige euch eure Posten.«
    »Kein Kaffee«, stöhnte Maladikt.
    »Ist ohnehin ein scheußliches Zeug«, sagte Jackrum und ging fort. »Eine Tasse süßer Tee ist der Freund des Soldaten.«
    Polly griff nach dem Kessel für Bluses Rasierwasser und eilte davon. Das war eine weitere Sache, die man beim Militär lernte: Es kam darauf an, beschäftigt zu wirken. Wenn man beschäftigt wirkte, dachte kaum jemand darüber nach, womit man beschäftigt war.
    Verdammter Strappi! Er hatte ihr
Haar
! Er würde versuchen, es gegen sie zu verwenden, wenn er konnte, das stand fest. Es war ganz sein Stil. Was machte er jetzt? Er würde sich von Jackrum fern halten, das war ebenso sicher. Er würde warten, irgendwo. Und es blieb Polly nichts anderes übrig, als ebenfalls zu warten.
    Die Truppe hatte ihr Lager auf der Windseite des Rauchs aufgeschlagen. Eigentlich sollten die Rekruten rasten, da sie in der vergangenen Nacht kaum geschlafen hatten, aber als Jackrum die Aufgaben verteilte, erinnerte er sie: »Es gibt da eine alte militärische Redensart, die lautet: Pech für euch.«
    Niemand kam auf den Gedanken, die Hütte zu benutzen, aber es gab einige mit Planen ausgestattete Gerüste, die das zurechtgeschnittene Holz trocken hielten. Wer nichts zu tun hatte, legte sich auf die Stapel aus Stöcken, die ein wenig nachgaben, nicht rochen und in jedem Fall besser waren als die bewohnten Matratzen in der Kaserne.
    Als Offizier bekam Bluse ein Gerüst für sich allein. Polly hatte einige Bündel Stöcke so zurechtgerückt, dass eine Art Stuhl entstanden war, der ein wenig federte. Jetzt legte sie das Rasierzeug zurecht und wollte gehen…
    »Könntest
du
mich rasieren, Perks?«, fragte der Leutnant.
    Glücklicherweise kehrte Polly ihm den Rücken zu, deshalb blieb ihm ihr Gesichtsausdruck verborgen.
    »Ich fürchte, diese verdammte Hand ist ziemlich angeschwollen«, fuhr Bluse fort. »Normalerweise würde ich dich nicht um so etwas bitten, aber…«
    »Natürlich, Herr«, sagte Polly, weil ihr keine Wahl blieb. Mal sehen… Sie verstand es gut, mit einer stumpfen Klinge über ihre glatten Wangen zu streichen. Und in der Küche der »Herzogin« hatte sie gelegentlich die Haut toter Schweine abgeschabt, weil niemand haarigen Schinken mag. Aber das zählte eigentlich nicht. Panik stieg in ihr empor und stieg noch schneller, als sie sah, dass sich Jackrum näherte. Sie würde einem Offizier die Kehle durchschneiden, in der Gegenwart eines Feldwebels.
    Verbirg die Zweifel hinter geschäftigem Getue. Militärische Regel. Wusele herum und hoffe auf einen Überraschungsangriff.
    »Bist du nicht ein wenig zu streng mit den Männern, Feldwebel?«, fragte Bluse, als ihm Polly ein Handtuch um den Hals legte.
    »Nein, Herr. Es kommt darauf an, sie beschäftigt zu halten. Sonst blasen sie Trübsal«, sagte Jackrum zuversichtlich.
    »Ja, aber sie
haben
gerade zwei grässlich verstümmelte Leichen gesehen«, erwiderte Bluse und schauderte.
    »Gute Übung für sie, Herr. Sie werden noch viel mehr sehen.«
    Polly wandte sich dem Rasierzeug zu, das sie auf einem anderen Handtuch ausgebreitet hatte. Mal sehen… offenes Rasiermesser, lieber Himmel, der graue Stein für den groben Schliff, der rote für den feinen, Seife, Pinsel, Napf… Wenigstens wusste sie, wie man Schaum machte…
    »Deserteure, Feldwebel. Üble Sache«, fuhr Bluse fort.
    »Die gibt es immer, Herr. Deshalb wird der Sold immer zu spät ausbezahlt. Ein Mann, der noch das Geld der letzten drei Monate zu bekommen hat, läuft nicht ohne weiteres davon.«
    »Der Zeitungsmann Herr de Worde sprach von

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