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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Gräber gefunden«, sagte de Worde.
    Hoch oben ertönte der grässliche Schrei eines Eisreihers, der als winterlicher Zugvogel aus der Mitte gekommen war – vermutlich hielt er nach Seen Ausschau. »Ich nehme an, ihr habt sie nicht umgebracht«, sagte de Worde.
    »Wir haben sie begraben«, erwiderte Maladikt kühl. »Wir wissen nicht, wer sie getötet hat.«
    »Wir haben etwas Gemüse mitgenommen«, sagte Polly und erinnerte sich daran, wie sie darüber gelacht hatte. Zugegeben, sie hatten nur gelacht, weil sie sonst geweint hätten, trotzdem…
    »Ihr ernährt euch aus der Natur?« De Worde holte sein Notizbuch hervor und kritzelte mit einem Stift.
    »Wir müssen nicht mit dir reden«, sagte Maladikt.
    »Doch, ihr müsst! Es gibt so viele Dinge, über die ihr Bescheid wissen solltet! Ihr gehört zu den… Oben-und-unten, nicht wahr?«
    »Zu den Rein-und-Raussern«, sagte Polly.
    »Und ihr…«, begann der Mann.
    »Ich habe genug davon«, sagte Maladikt, ging weg von dem Baum und betrat die Lichtung. Die beiden Kavalleristen blickten vom Feuer auf, und es entstand ein Moment der Reglosigkeit, bevor einer nach seinem Schwert griff.
    Maladikt schwang seine Armbrust schnell zwischen den beiden Reitern hin und her. Von ihrer Spitze ging eine hypnotische Wirkung aus, wie von einer pendelnden Uhr. »Ich habe nur einen Schuss, und ihr seid zu zweit«, sagte er. »Wen soll ich erschießen? Die Wahl liegt bei euch. Hört mir jetzt gut zu: Wo ist euer Kaffee? Ihr habt doch Kaffee, oder? Kommt schon, jeder hat Kaffee! Heraus mit den Bohnen!«
    Die Soldaten starrten auf die Armbrust und schüttelten langsam den Kopf.
    »Was ist mit dir, Schreiber?«, knurrte Maladikt. »Wo hast du den Kaffee versteckt?«
    »Wir haben nur Kakao«, sagte der Schreiber und hob rasch die Hände, als sich Maladikt ihm zuwandte. »Wir geben dir gern etwas davon ab…«
    Maladikt ließ die Armbrust fallen, die daraufhin gen Himmel schoss 7 , setzte sich und hielt den Kopf in beiden Händen. »Wir werden alle
sterben
«, sagte er. Die Soldaten bewegten sich, als wollten sie aufstehen, und Jade hob ihren Baum.
    »
Denkt
nicht einmal daran ihr«, sagte sie.
    Polly wandte sich an den Schreiber. »Du möchtest, dass wir mit dir reden? Dann rede
du
mit uns. Geht es um… Prinz Heinrichs… Socken?«
    Maladikt sprang mit einem wilden Satz auf. »Ich sage, wir erledigen hier alle und kehren heim!«, rief er. »Eins, zwei, drei! Wofür kämpfen wir?«
    »Socken?«, wiederholte der Schreiber und sah nervös zum Vampir. »Was haben denn Socken damit zu tun?«
    »Ich habe dir gerade einen
Befehl
gegeben, Polly«, sagte Maladikt.
    »Über welche Dinge wissen wir deiner Meinung nach nicht Bescheid?«, fragte Polly und sah de Worde scharf an.
    »Nun, zunächst einmal, ihr seid praktisch der Rest, der von den Rein-und-Raussern übrig geblieben ist…«
    »
Das ist nicht wahr!
«
    »Oh, ich glaube, es gibt Gefangene und Verwundete. Aber warum sollte ich dich belügen? Warum hat er dich Polly genannt?«
    »Weil ich mich gut mit Vögeln auskenne«, antwortete Polly und fluchte in Gedanken. »Woher
weißt
du, was mit dem Regiment geschehen ist?«
    »Weil es zu meiner Arbeit gehört, Dinge zu wissen«, sagte der Mann. »Was ist das dort für ein Vogel?«
    Polly sah auf. »Ich habe keine Zeit für dumme Spielchen«, sagte sie. »Und das ist ein…« Sie zögerte. Etwas kreiste weit oben im verbotenen Blau.
    »Du weißt es nicht?«, fragte de Worde.
    »Natürlich weiß ich es«, erwiderte Polly verärgert. »Das ist ein weißhalsiger Bussard. Aber ich dachte, sie kämen nie so weit in die Berge. Ich habe nur einen in einem Buch gesehen…« Sie hob wieder die Armbrust und versuchte, die Kontrolle zurückzugewinnen. »Habe ich Recht, Herr-es-gehört-zu-meiner-Arbeit-Dinge-zu-wissen?«
    De Worde hob wieder die Hände und lächelte matt. »Wahrscheinlich«, sagte er. »Ich lebe in einer Stadt und kann Spatzen von Staren unterscheiden. Alle anderen gefiederten Geschöpfe sind für mich Enten.«
    Polly starrte ihn an.
    »Bitte«, sagte de Worde. »Du musst mir zuhören. Ihr müsst gewisse Dinge erfahren, bevor es zu spät ist.«
    Polly ließ die Armbrust sinken. »Warte hier, wenn du mit uns reden willst. Korporal, wir gehen. Karborund, nimm die beiden Soldaten mit!«
    »Augenblick mal«, sagte Maladikt. »Wer ist hier der Korporal?«
    »Du«, sagte Polly. »Aber du sabberst und schwankst, und deine Augen sehen seltsam aus. Was willst du also?«
    Maladikt dachte darüber nach.

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