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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wissend. »Ja, es ist ein Rätsel, warum er sich als Leutnant ausgibt, aber ich nehme an, er hat seine Gründe dafür. So wie Heinrich, der sich als Hauptmann ausgab.« Er klopfte sich an den Nasenflügel. »Ich sehe alles und verrate nichts, Herr!«
    »Ich habe nur herausgefunden, dass er Schreibtischarbeit in eurem Hauptquartier geleistet hat, Feldwebel«, sagte de Worde. Polly sah, wie er langsam und bedächtig sein Notizbuch hervorholte.
    »Ja, ich schätze, so etwas würde man herausfinden, Herr«, entgegnete Jackrum mit einem verschwörerischen Zwinkern. »Und dann, als die Dinge besonders schlimm standen, ließ man ihn losziehen. Man
entfesselte
ihn, Herr. Was mich betrifft… Ich weiß von nichts, Herr.«
    »Was erwartet man von ihm? Dass er explodiert?«, fragte de Worde.
    »Haha, guter Scherz, Herr!«, sagte Jackrum. »Nein, Herr. Er explodiert nicht, Herr, sondern
bewertet die Lage,
Herr. Ich verstehe so was nicht, Herr, weil ich kein großer Denker bin, aber Probieren geht über Studieren, und in der vergangenen Nacht wurden wir von acht… zwanzig zlobenischen Soldaten angegriffen, Herr, und der Leutnant bewertete einfach nur blitzschnell die Situation und spießte fünf von den Burschen auf, Herr. Wie ein Kebab, Herr. Sieht völlig harmlos aus, der angebliche Leutnant, aber wenn er loslegt, wird er zu einem Wirbelwind des Todes. Das hast du natürlich nicht von mir gehört, Herr.«
    »Und er führt eine Gruppe Rekruten an, Feldwebel?«, fragte de Worde. »Das klingt für mich nicht sehr plausibel.«
    »Rekruten, die hervorragende Kavalleristen gefangen genommen haben, Herr«, sagte Jackrum wie gequält. »Das sind Führungsqualitäten. Der rechte Mann zur rechten Zeit, Herr. Ich bin nur ein einfacher alter Soldat, Herr, habe sie kommen und gehen gesehen. Ich kann beschwören, dass ich kein Lügner bin, Herr, aber wenn es um Leutnant Bluse geht, staune ich immer wieder.«
    »Auf mich wirkte er ein wenig konfus«, sagte de Worde, aber ein Hauch Ungewissheit lag in seiner Stimme.
    »Das lag vermutlich an einer leichten Gehirnerschütterung, Herr. Er bekam einen Schlag ab, der einen geringeren Mann zu Boden geschickt hätte, aber er blieb auf den Beinen. Erstaunlich, Herr!«
    »Hmm«, sagte de Worde und machte sich Notizen.
    Der Wagen platschte durch den seichten Bach und schaukelte in die Rinne. Leutnant Bluse saß auf einem Felsen. Er hatte sich Mühe gegeben, aber seine Uniform war schmuddelig, und Schlamm klebte an seinen Stiefeln. Die eine Hand war angeschwollen und das Ohr trotz Igorinas Bemühungen noch immer entzündet. Das Schwert lag auf seinen Knien. Jackrum hielt den Wagen bei einigen Birken an. Die vier feindlichen Soldaten saßen gefesselt an der Klippe. Abgesehen von ihnen schien das Lager leer zu sein.
    »Wo sind die übrigen Männer, Feldwebel?«, flüsterte de Worde, als er abstieg.
    »Oh, sie sind in der Nähe, Herr«, antwortete Jackrum. »Sie beobachten dich. Du solltest besser von plötzlichen Bewegungen absehen, Herr.«
    Niemand sonst war zu sehen… und dann erschien Maladikt.
    Die Leute sahen sich die Dinge nie richtig an, wusste Polly. Sie warfen nur einen kurzen Blick darauf. Was eben Gestrüpp gewesen war, wurde zu Korporal Maladikt. Polly riss die Augen auf. Er hatte ein Loch in die Mitte seiner alten Decke geschnitten, und Schlamm und Grasflecken auf dem schimmeligen Grau hatten ihn zu einem Teil der Landschaft gemacht, bis er salutierte. Polly bemerkte auch die Zweige an seinem Hut.
    Feldwebel Jackrum glotzte. Bisher hatte Polly noch nie richtiges Glotzen gesehen, aber mit seinem Gesicht war der Feldwebel zu wahrhaft meisterlichem Glotzen fähig. Sie spürte, wie er Luft holte und gleichzeitig Schimpfwörter für ein Mega-Brüllen sammelte. Und dann fiel ihm ein, dass er den Feldwebel Nettunddick spielte und dies nicht der geeignete Zeitpunkt war, in die Rolle des Feldwebels Platztvorwut zu schlüpfen.
    »Diese Jungs«, wandte er sich an de Worde und kicherte. »Was ihnen wohl als Nächstes einfällt?«
    De Worde nickte nervös, zog einen Stoß Zeitungen unter dem Sitz hervor und näherte sich dem Leutnant.
    »Herr de Worde, nicht wahr?«, fragte Bluse und stand auf. »Perks, können wir Herrn de Worde einen Becher ›Saloop‹ anbieten? Bitte sei so freundlich. Nimm Platz, Herr de Worde; such dir einen Felsen aus.«
    »Es freut mich, dass du zu einem Gespräch bereit bist, Leutnant«, sagte de Worde. »Du scheinst ganz allein einen Krieg geführt zu haben«, fügte er in

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