Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Polly war müde und verängstigt, und tief in ihrem Innern verwandelte sich dies in Zorn. Ihren Gesichtsausdruck wollte man nicht hinter einer Armbrust sehen. Ein Pfeil konnte einen Vampir nicht töten, aber er tat weh.
    »Na schön«, erwiderte er. »Karborund, nimm die beiden Soldaten! Wir gehen!«
     
    Der Ruf eines Vogels erklang, als sich Polly dem Versteck näherte. Sie identifizierte ihn als das Geräusch eines »sehr schlechten Vogelimitators« und nahm sich vor, den Mädchen beizubringen, wie man es echt klingen ließ. Vogelrufe nachzuahmen war viel schwerer, als manche Leute glaubten.
    Die Truppe hielt sich in der Rinne auf – sie war bewaffnet und
sah
wenigstens gefährlich aus. Ein Hauch von Entspannung strich über die Rekruten, als sie Jade sahen, die die beiden Soldaten trug.
    Zwei weitere Männer saßen niedergeschlagen an der Klippe, die Hände auf den Rücken gebunden.
    Maladikt schritt zu Bluse und salutierte. »Zwei Gefangene, El-Teh, und Perks glaubt, da drüben ist jemand, mit dem du sprechen solltest.« Er beugte sich vor. »Der Zeitungsmann, Herr.«
    »Von
dem
werden wir uns fern halten«, sagte Bluse. »Nicht wahr, Feldwebel?«
    »Jawohl, Herr!«, erwiderte Jackrum. »Machen nichts als Scherereien, Herr!«
    Polly salutierte mit verzweifelter Zackigkeit. »Bitte um Sprecherlaubnis, Herr!«
    »Ja, Perks?«, fragte Bluse.
    Polly begriff, dass sie nur eine Chance hatte, nur eine einzige. Sie
musste
mehr über Paul erfahren. Ihr Gehirn arbeitete so schnell wie auf dem Hügel in der vergangenen Nacht, als sie auf den Mann mit dem Codebuch zugerannt war.
    »Herr, ich weiß nicht, ob es sich lohnt, mit ihm zu reden, aber es lohnt sich bestimmt, ihm zuzuhören. Selbst wenn du glaubst, dass er uns nur Lügen erzählt. Die Art, wie die Leute lügen, Herr… Manchmal, wenn sie
genug
Lügen erzählen, dann, äh, zeigen die Lügen die Form der Wahrheit, Herr. Und wir brauchen
ihm
nicht die Wahrheit zu sagen, Herr. Wir können ebenfalls lügen.«
    »Ich bin von Natur aus kein unaufrichtiger Mann, Perks«, sagte Bluse kühl.
    »Freut mich zu hören, Herr. Gewinnen wir den Krieg, Herr?«
    »Hör sofort damit auf, Perks!«, donnerte Jackrum.
    »Es war nur eine Frage, Feldwebel«, sagte Polly vorwurfsvoll.
    Die Rekruten auf der Lichtung warteten, und ihre Ohren saugten jedes Geräusch auf. Alle wussten die Antwort. Sie warteten darauf, dass jemand sie aussprach.
    »Perks, solches Gerede verbreitet Verzagtheit«, begann Bluse, aber er sagte es so, als glaubte er nicht daran und als scherte er sich nicht darum, wer davon wusste.
    »Nein, Herr«, erwiderte Polly. »Das tut es eigentlich nicht. Und es ist besser, als belogen zu werden.« Sie gab ihrer Stimme jene Schärfe, die ihre Mutter beim Schelten verwendet hatte. »Lügen ist böse. Niemand mag einen Lügner. Bitte sag mir die Wahrheit.«
    Irgendetwas in dem Tonfall schien auf einen bestimmten Teil von Bluses Gehirn zu wirken. Als Jackrum den Mund öffnete, um erneut zu brüllen, hob der Leutnant die Hand.
    »Wir gewinnen nicht, Perks. Aber wir haben auch noch nicht verloren.«
    »Ich glaube, das wissen wir alle, Herr, aber es ist gut, es von dir zu hören«, sagte Polly und bedachte Bluse mit einem aufmunternden Lächeln.
    Das schien ebenfalls zu funktionieren. »Es kann vermutlich nicht schaden, wenigstens höflich zu dem elenden Burschen zu sein«, sagte Bluse und schien laut zu denken. »Listige Fragen könnten ihm wichtige Informationen entlocken.«
    Polly sah zu Feldwebel Jackrum, der wie im Gebet nach oben blickte.
    »Bitte um Erlaubnis, die Befragung übernehmen zu dürfen, Herr«, sagte Jackrum.
    »Abgelehnt, Feldwebel«, sagte Bluse. »Ich möchte, dass er am Leben bleibt, und mir liegt nichts daran, das andere Ohrläppchen zu verlieren. Aber du kannst mit Perks zu dem Planwagen gehen und ihn hierher bringen.«
    Jackrum salutierte zackig. Polly hatte bereits gelernt, die Zeichen zu deuten: Jackrum hatte bereits einen
Plan.
    »Sofort, Herr«, sagte er. »Komm, Perks.«
    Jackrum blieb still, als sie über den Nadelteppich des Hangs gingen. Nach einer Weile fragte er: »Weißt du, warum die Soldaten unseren kleinen Schlupfwinkel entdeckt haben, Perks?«
    »Nein, Feldwebel.«
    »Der Leutnant befahl Knaller, das Feuer sofort auszumachen, obwohl nicht einmal Rauch aufstieg. Und Knaller hat den Inhalt des Kessels draufgeschüttet.«
    Polly dachte kurz nach. »Dampf, Feldwebel?«
    »Ja! In einer verdammt großen aufsteigenden Wolke. Es war nicht Knallers

Weitere Kostenlose Bücher